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"Ibo" Tatlises: Türkischer Schnulzenkönig vor dem Richter

Der beliebte Sänger Ibo soll seine Ex-Freundin mit Mafia-Methoden bedroht haben

Liebe, Streit und Eifersucht – das ist der Stoff, aus dem die Hits des türkischen Schnulzenkönigs Ibrahim Tatlises gemacht sind. Jetzt erlebt der steinreiche Sänger, der von Millionen Fans in der Türkei, im Nahen Osten und in Westeuropa angehimmelt wird, in seinem eigenen Leben ein Trennungsdrama, wie es selbst in seinen Liedern noch nicht vorgekommen ist. Dass der Barde mit dem Spitznamen „Ibo“ ein Macho ist, der mit Frauen recht ruppig umspringt, wussten die Türken schon lange. Doch jetzt ist Ibo nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zu weit gegangen. Seit seine Freundin, die Bauchtänzerin Asena, öffentlich ihre Trennung von dem Superstar bekannt gab, hat sie Probleme, Auftritte zu bekommen. Angeblich schüchtert Ibo alle Club-Besitzer, die Asena bei sich tanzen lassen wollen, mit Mafia-Methoden ein. Deshalb muss er sich jetzt vor Gericht verantworten. Ihm droht bis zu einem Jahr Haft.

Der 50-jährige Tatlises – der Künstlername bedeutet auf Deutsch „Süße Stimme“ – hat sich aus einfachsten Verhältnissen zu Ruhm und Reichtum gesungen. Der Kurde aus dem südosttürkischen Sanliurfa ist als König der wehmütigen Arabesk-Musik so wohlhabend geworden, dass er unter anderem eine eigene Restaurant-Kette und ein Reiseunternehmen besitzt. Ein Strahlemann- Image hat Tatlises aber nicht: Ihm werden vielmehr Verbindungen zu Drogenhändlern und der Mafia nachgesagt. Und mit seinem eskapadenreichen Liebesleben füllt Ibo die Klatschspalten der Zeitungen. Seit vier Jahren ist er mit Asena zusammen, für die er sich von seiner Ehefrau scheiden ließ. Ibo und Asena schlugen und vertrugen sich immer wieder; nach einem besonders heftigen Streit im vergangenen Jahr schossen Unbekannte der Tänzerin ins Bein – angeblich auf Befehl von Ibo. Vor einigen Wochen zog Asena einen Schlussstrich. Gemeinsam mit ihrem Anwalt erschien sie vor der Presse und erklärte die Beziehung für beendet. Dass sie nicht sagen wollte, ob sie einen neuen Liebhaber hat, dürfte den eifersüchtigen Star noch mehr gereizt haben. Nach Zeitungsberichten jettete Ibo mit einem Trupp von Leibwächtern nach München, wo Asena angeblich mit einem türkischen Cafe-Besitzer angebändelt haben sollte – was der Mann bestritt. Er liebe Asena noch immer, sagt Ibo. Und: „Die Sache ist nicht vorbei, bevor ich das sage. Wenn ich will, kann ich sie innerhalb von zwölf Stunden finden und das Notwendige tun“.

Eine handfeste Drohung. Gewalt gegen Frauen gehört zu den größten sozialen Problemen in der Türkei. Fast 40 Prozent von 8000 befragten Frauen zeigten in einer Studie Verständnis dafür, dass ihr Mann sie schlägt, wenn sie das Essen anbrennen lassen, wenn sie mit ihm streiten oder wenn sie nicht mit ihm schlafen wollen. Erst seit kurzer Zeit ändert sich die Haltung der türkischen Gesellschaft. Das neue Strafrecht stellt erstmals die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe und schafft Strafnachlässe für „Ehrenmörder“ ab. So stießen die Drohungen von Ibo gegen Asena in der türkischen Öffentlichkeit auf scharfe Kritik. Asena selbst bezeichnete ihren Streit mit dem Sänger als Kampf für alle türkischen Frauen.

Asena sagte der Staatsanwaltschaft, in mindestens einem Fall habe der Sänger einem Nachtclub-Chef gedroht, er werde seine Leute schicken, wenn sie in dem Etablissement auftreten dürfe. Der Club sagte den Auftritt ab.

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