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Panorama: Ich gestehe!: Hanns Dieter Hüsch, Kabarettist

Peinlich ist mir, wenn ich meinen Hut vergesse. Das ist im normalen Leben vielleicht kein Thema, aber was macht man, wenn man es merkt und dabei gerade auf einer Bühne steht?

Peinlich ist mir, wenn ich meinen Hut vergesse. Das ist im normalen Leben vielleicht kein Thema, aber was macht man, wenn man es merkt und dabei gerade auf einer Bühne steht? Gerade der Hut ist so wichtig für mich. Was machst Du dann? Du kannst ja nicht einfach von der Bühne gehen. Einmal habe ich das aber gemacht. Da habe ich mich an die Zuschauer gewandt und gesagt: "Ich habe meinen Hut in der Garderobe vergessen. Mir ist das peinlich, und Sie können denken, was Sie wollen, aber es ist nun mal passiert. Deshalb werde ich ihn jetzt holen." Ansonsten erlebe ich peinliche Situationen nur noch in schlechten Träumen, in denen ich meinen Text nicht mehr weiß. Die Abwesenheit von Peinlichkeit ist einer der Vorteile des Alters: Ich bin vor kurzem 76 Jahre alt und im Laufe meines Lebens ziemlich selbstbewusst geworden. Als junger Mann war ich sehr schüchtern, habe mich in der Schule immer als letzter gemeldet und konnte nie recht mittun. Das war mir immer peinlich. So ging es mir auch, wenn ich in Diskussionsrunden saß. Man lud mich ein als Kabarettist, aber ich war kein Diskutierer, saß nur rum und wurde verlegen. Ich gehörte zu denen, die erst, wenn alles vorbei ist, das Reden anfangen. Wenn ich heute nichts sage, macht mir das nichts mehr. Die Bühnenjahre haben mir ein Gefühl der Unabhängigkeit gegeben. Mittlerweile bin ich solcher Dinge müde geworden und denke mir: Es ist gut jetzt, meine Damen und Herren, dafür, dagegen, einerlei. Gestatten Sie mir einfach, dass ich mich amüsiere. Die Frage ist also: Wie sieht der Augenblick aus, an dem einem nichts mehr peinlich ist?

Bea Schnippenkoetter

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