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Panorama: Ich gestehe!: Hans-Jochen Vogel, Sozialdemokrat

Als junger Mann war ich Mitte der fünfziger Jahre in der Bayerischen Staatskanzlei und habe im Grünwalder Kreis unter anderem mit Hans Werner Richter zusammengearbeitet. Wir haben uns schon damals mit rechtsextremistischen Aktivitäten auseinandergesetzt.

Als junger Mann war ich Mitte der fünfziger Jahre in der Bayerischen Staatskanzlei und habe im Grünwalder Kreis unter anderem mit Hans Werner Richter zusammengearbeitet. Wir haben uns schon damals mit rechtsextremistischen Aktivitäten auseinandergesetzt. Es war die Rede davon, Schriftsteller zu einem Symposium einzuladen. Wir saßen bei Richter zu Hause und überlegten uns Namen. Ich schlug vor, den Lyriker Georg Trakl einzuladen. Hans Werner Richter schaute mich erstaunt an und sagte: "Aber hören Sie, der Trakl ist doch schon 1914 gestorben." Das war eine peinliche Blamage für mich. Aber Richter hat es mit Humor genommen.

Eine andere Geschichte ereignete sich ein paar Jahre später, als ich Oberbürgermeister in München war. Ich komme zwar selber nicht darin vor, aber darf sie hier zum Besten geben. Albert Bayerle, den es als meinen Vertreter betraf, hätte, lebte er noch, dagegen mit Sicherheit nichts einzuwenden. Ich war länger krank, und Bayerle vertrat mich als dritter Bürgermeister der Stadt bei einem Staatsbesuch. Der König von Afghanistan kam, es muss 1963/64 gewesen sein, nach Deutschland und wurde auch im Münchner Rathaus empfangen. Bayerle stand mit zwei Stadträten am Fuß der Rathaustreppe auf einem roten Läufer. Der afghanische König fuhr mit einer Staatskarosse vor, aber der Fahrer bremste so abrupt, dass der Läufer weggerissen wurde und alle drei zu Boden gingen. Der König wunderte sich sehr, aber Bayerle raffte sich tapfer wieder auf und geleitet ihn trotz blauer Flecken in den Sitzungssaal, wo er sich in das Goldene Buch eingetragen hat.

Bea Schnippenkoetter

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