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Panorama: Im Fall Pascal sind zwölf Verdächtige in Haft

Wegen gefrorenen Bodens wurde die Suche nach der Leiche des Jungen aus Saarbrücken unterbrochen

Von Michael Jungmann,

Saarbrücken

Für die Sonderkommission „Riegel“ der Saar-Polizei gibt es kaum noch Zweifel: Pascal Zimmer ist seit dem Tag seines Verschwindens, dem 30. September 2001, tot. Der damals fünfjährige Junge aus dem Saarbrücker Stadtteil Burbach wurde vermutlich ermordet. Kriminalrat Peter Steffes und Oberstaatsanwalt Raimund Weyand sagten auf einer Pressekonferenz, dass aus dem Kreis der inhaftierten Tatverdächtigen erste Geständnisse vorliegen. Tatort war demnach die „Tosa-Klause“ in der Hochstraße in Burbach, die nur wenige hundert Meter von der früheren Wohnung der Eltern des Kindes entfernt lag. Das Kind und auch sein Stiefvater seien dort häufiger gewesen. Auch andere Kinder, insbesondere ein heute acht Jahre alter Freund von Pascal, seien in dieser Gaststätte schwer sexuell missbraucht worden, wie die Ermittler bestätigten. Ein kleines Mädchen sei ebenfalls Opfer der Kinderschänder geworden. Die Fahnder gehen von weiteren Opfern aus.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Täter den schweren sexuellen Kindesmissbrauch fotografiert und gefilmt haben. Solches Beweismaterial wurde bisher nicht sichergestellt. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand wurde Pascal am 30. September 2001 um 16.20 Uhr das letzte Mal gesehen. Das spätere Geschehen können die Fahnder durch Aussagen jetzt offenbar teilweise rekonstruieren. Demnach soll sich Pascal in der Ex-Gaststätte aufgehalten haben, in einem Nebenraum missbraucht und umgebracht worden sein.

Seine Leiche soll zu einer riesigen Kies- und Sandgrube im nahen lothringischen Schöneck gebracht worden sein. Dort hatten Beamte seit mehreren Tagen mit Leichenspürhunden nach Pascal gesucht. Am Donnerstag unterbrachen die Beamten die Suche allerdings. Der Boden um die Grube herum sei noch zu tief gefroren, hieß es von der Polizei.

Zwölf Tatverdächtige, vier Frauen und acht Männer im Alter zwischen 35 und 60 Jahren, sitzen wegen Verdachts des gemeinschaftlich begangenen Mordes an Pascal in Haft. Zwei weitere wegen Missbrauchs an Pascals Freund. Die Wirtin der „Tosa-Klause“ soll die Kinder an Freier verkauft haben. Die Frau war vom Jugendamt und vom Gericht als Pflegemutter und zeitweise auch als Vormund des heute acht Jahre alten Freundes von Pascal eingesetzt. Die inzwischen inhaftierte Wirtin soll den Jungen und dessen leibliche Mutter, deren Betreuerin sie auch war, zur Prostitution gezwungen haben. Die Mutter sitzt ebenfalls in Haft. Die Leiterin einer Saarbrücker Kindereinrichtung hat bereits im November Strafanzeige gegen das Stadtverbands-Jugendamt erstattet. Eine Sachbearbeiterin sei Hinweisen auf auffälliges Verhalten des Kindes nicht nachgegangen.

Nach Einschätzung des Polizeipsychologen Adolf Gallwitz gibt es im Fall Pascal Verbindungen zu Kinderschändern aus anderen Teilen Deutschlands. Es sei zudem kaum davon auszugehen, dass die Täter wie alle bisher Verhafteten aus demselben Milieu kommen, sagte der Psychologe von der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen in einem dpa-Gespräch. „Wir wissen hier vermutlich noch lange nicht, welche anderen Personen noch beteiligt waren.“

Michael Jungmann[Saarbrücken]

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