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Panorama: Im Zeichen der Trauer

Bad Reichenhall gedachte in einem großen Gottesdienst der 15 Todesopfer des Eishalleneinsturzes

Bad Reichenhall - Bad Reichenhall stand am Dienstag ganz im Zeichen der Trauer. Mit einem ökumenischen Gottesdienst gedachte Bad Reichenhall am Abend der 15 Todesopfer des Eishalleneinsturzes vor einer Woche.

Zu dem Gottesdienst in der romanischen Basilika St. Zeno kamen viele Angehörige der Opfer und Helfer des dreitägigen Katastropheneinsatzes. Unter den Trauergästen waren auch der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber mit seiner Frau Karin und andere hochrangige Vertreter des Freistaats. Beim Einsturz der Eissporthalle waren am 2. Januar zwölf Kinder und Jugendliche sowie drei Frauen ums Leben gekommen. 34 Schlittschuhläufer erlitten Verletzungen. Die Ursache des Unglücks ist weiter unklar, es gibt aber Spekulationen um Versäumnisse bei der Instandhaltung der Eishalle. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Nach Ende der Trauerfeier, die live vom Bayerischen Fernsehen übertragen wurde, wollte Stoiber in dem katholischen Gotteshaus eine Ansprache halten und zum Gedenken an die Opfer eine Kerze entzünden.

Den Gottesdienst hielten der Münchner Kardinal Friedrich Wetter und die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. In ihre Gebete wollten sie auch die drei Opfer einbeziehen, die ebenfalls am Montag voriger Woche bei einem Lawinenabgang in den Berchtesgadener Alpen ihr Leben verloren.

Die Mitschüler der Opfer leiden an teilweise schweren Traumata. Der Sprecher des Kriseninterventions- und Bewältigungsteams bayerischer Schulpsychologen (KIBBS), Hans-Joachim Röthlein, sagte: „Viele Schüler sind nicht in der Lage zu sprechen.“ Sie zeigten akute Schockreaktionen.

„Die Bilder des Einsturzes und der Opfer haben sich in die Köpfe der Kinder und Jugendlichen eingeprägt.“ Teilweise hätten Schüler Angst vor Hallen, Gebäuden und auch Brücken.

Am ersten Schultag sei die Trauerarbeit in den Klassenzimmern sehr wichtig gewesen. Man habe an den Plätzen, die jetzt leer sind, Kerzen gemalt oder angezündet, Texte geschrieben und gemeinsam gebetet. „Der erste Schritt zur Bewältigung so einer Katastrophe ist das Reden darüber und das Hören, dass es anderen auch so geht“, sagte Röthlein. Insgesamt waren neun Schulen aller Schularten betroffen, davon zwei in Salzburg, die restlichen in Bad Reichenhall und im Berchtesgadener Land. Neben dem KIBBS waren auch die Krisenseelsorge in Schulen (KiS) und die Notfallseelsorger (NFS) in den Schulen. Die Lehrer wurden laut Röthlein informiert, mit welchen Reaktionen der Schüler sie rechnen müssen.

So gebe es Schüler, die sich vollkommen in sich zurückzögen und meinten, „sie werden verrückt, weil sie zum Beispiel Geräusche hören“. Andere hätten das Bedürfnis, sich mit Mitschülern auszutauschen. Nach Angaben der Leiterin Fachbereichs Schulpastoral des Erzbischöflichen Ordinariats München, Gabriele Rüttiger, wurde den Lehrern und Kindern geraten, die leeren Plätze in den Klassenzimmern nicht sofort wieder zu besetzen. „Damit der Tote nicht gleich aufgeräumt wird“, erläuterte Rüttiger.

Die Sitzordnung sollte erst später geändert werden. Die beiden Kinder, die bei dem Unglück vergangene Woche ihre Mütter verloren haben, müssen Röthlein zufolge individuell, intensiv und langfristig betreut werden. Die Polizei betonte unterdessen, dass entgegen anderslautenden Berichten alle 15 Opfer „in kürzester Zeit“ den Folgen ihrer Verletzungen erlegen seien. Aus der Obduktion der Leichen gehe hervor, dass niemand an Unterkühlung oder an Erfrierungen gestorben sei. 14 Kinder, Jugendliche und Frauen seien bereits tot geborgen worden. Ein Kind sei noch am Montag in einem Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzungen gestorben.

Ministerpräsident Stoiber ordnete zum Gedenken an die Opfer für Dienstag Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden in Bayern an. dpa/ddp

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