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Indigene Völker: Wegen Diabetes vom Aussterben bedroht

Ihre rasche Anpassung an den westlichen Lebensstil könnte ganzen Gruppen von Ureinwohnern die Existenz kosten: Weltweit sind indigene Völker durch zunehmende Diabetes und Fettleibigkeit vom Aussterben bedroht.

Sydney - "Wir haben es mit der größten Epidemie in der Geschichte der Welt zu tun", sagte der Direktor des Internationalen Diabetes-Instituts, Paul Zimmet, auf der ersten Konferenz über Diabetes bei Ureinwohnern im australischen Melbourne. Bereits sechsjährige Kinder sind laut Experten infolge schlechter Ernährung von Diabetes-Begleiterscheinungen wie Herz- oder Nierenkrankheiten und Schlaganfällen bedroht.

Es müsse dringend gehandelt werden, ansonsten bestehe das Risiko, dass die Zahl der Ureinwohner in diesem Jahrhundert drastisch zurückgehe oder ganze Volksgruppen aussterben, sagte Zimmet. Ureinwohner in Nord- und Südamerika, Asien, Australien und im Pazifikraum seien durch die rasche Anpassung an die westliche Ernährung besonders anfällig für die Typ-2-Diabetes, die vor allem durch Fettleibigkeit entstehe. Mit der Zuckerkrankheit gehe ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Nierenkrankheiten einher.

Diabetes löst Infektionskrankheiten als Hauptbedrohung ab

Laut dem kanadischen Diabetes-Experten Stewart Harris sind bei einigen indigenen Völkern bereits bis zur Hälfte der Erwachsenen an Diabetes erkrankt. Dies stelle eine ernste Bedrohung für das Überleben dieser Völker dar. "Der rasche Wandel innerhalb von ein oder zwei Generationen in vielen Volksgruppen hin zu westlichen Ernährungsgewohnheiten und Sesshaftigkeit haben dazu geführt, dass Diabetes die Infektionskrankheiten als Hauptbedrohung für das Überleben abgelöst hat", sagte Harris. Als Beispiele für betroffene Ureinwohner nannte der Wissenschaftler unter anderem die Bewohner der Pazifikinsel Nauru und die Indianerstämme der Sioux und Pima in den USA. Auch die Ureinwohner der australischen Torres-Strait-Inseln seien stark von Diabetes betroffen, das vor dem Zweiten Weltkrieg im Pazifikraum völlig unbekannt war.

Laut dem Direktor eines Krankenhauses in Cairns im australischen Bundesstaat Queensland, zu dem die Torres-Strait-Inseln zählen, leiden dort bereits sechsjährige Kinder an Diabetes. Schon bei Teenagern werde Bluthochdruck und ein hoher Cholesterinspiegel festgestellt. "Diese Kinder sind schon viel früher anfällig für Herzanfälle, Nierenversagen und Erblindung", berichtete Klinikdirektor Ashim Sinha.

Mehr Dicke als Hungernde

Fettleibigkeit hat bereits das Ausmaß einer weltweiten Pandemie erreicht und ist der größte Verursacher chronischer Krankheiten, wie Teilnehmer einer Konferenz zu Fettleibigkeit in Sydney im September festgestellt hatten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es auf der Welt inzwischen mehr Dicke als Hungernde: Mehr als eine Milliarde Menschen sind demnach übergewichtig; 800 Millionen Menschen sind unterernährt.

Auf der weltweit ersten Konferenz zu Diabetes bei indigenen Völkern sollten Maßnahmen zum Kampf gegen Diabetes beschlossen werden, die der Uno vorgelegt werden sollen. zu den Vorschlägen zählen eine bessere Gesundheitsversorgung von Müttern und Kindern sowie der erleichterte Zugang zu bezahlbarem gesunden Essen für arme Volksgruppen, unter anderem durch Betreuungseinrichtungen und Schulen. Organisiert wurde der dreitägige Kongress in Melbourne von der Internationalen Diabetes-Föderation. Am Dienstag ist Welt-Diabetes-Tag. (tso/AFP)

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