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Ein Großteil von Lac-Megantic steht in Flammen.

© AFP/Surete du Quebec

Update

Inferno in Kanada: „Wie das Ende der Welt“ - das Zugunglück von Lac-Megantic

Bei dem Inferno in Kanada ist das Stadtzentrum von Lac-Megantic abgebrannt. Die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf fünf gestiegen. 200 Menschen werden vermisst. Sehen Sie hier auch ein Video von dem Inferno.

Francois Chaput wurde mitten in der Nacht durch Schreie seines Bruders geweckt. Er schnappte sich seine Tochter und flüchtete. Er hörte eine erste Explosion und lief weiter. Als er schließlich stoppte, sah er nur noch Feuer. „Keine Schreie, keine Sirenen. Nichts. Nur Feuer. Es war wie ein Traum, ein Albtraum.“ Nicht weit davon entfernt wurde Edith Langlois durch eine Serie von Explosionen aufgeschreckt. Sie lief nach draußen und sah explodierende Autos und einen Kesselwagen, aus dem Öl ausfloss, das sich rasch entzündete. Es war „ein Fluss“ von Öl, berichtet sie. „Es war wie das Ende der Welt.“ Sie und ihre Angehörigen sprangen in ein Auto und fuhren davon. Als sie anhielten, sahen sie über der kleinen Stadt, die ihr Zuhause ist, einen Rauchpilz aufsteigen und fühlte die Hitze. „Es brannte auf meinen Armen und Beinen.“ So beschreiben Augenzeugen Zeitungen und Fernsehanstalten die ersten Minuten nach dem Zugunglück von Lac-Megantic, einer 6000 Einwohner zählenden Gemeinde 250 Kilometer östlich von Montreal.

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Der Zug hatte Öl geladen, das sich entzündete und explodierte

Am frühen Samstagmorgen, um 1.15 Uhr, hatte sich ein außerhalb der Stadt geparkter und führerloser Zug mit 72 Waggons mit Rohöl und vier Anhängern mit Autos in Bewegung gesetzt, war in die Stadt eingefahren und entgleist. Mehrere Kesselwagen explodierten. Die Feuersbrunst zerstörte den Kern der Kleinstadt. Zahlreiche Gebäude, Wohnhäuser und Geschäfte gingen in Flammen auf. Noch in der Nacht zum Sonntag stiegen dunkle Rauchwolken über Lac-Megantic auf und Feuerwehren versuchten, die Flammen zu löschen und weitere Explosionen zu verhindern.

Mehr als 24 Stunden danach war die Zahl der Opfer noch immer nicht klar. Am Sonntag sprach die Polizei von fünf Todesopfer, aber sie geht davon aus, dass mehr Menschen ums Leben kamen. Zeugen berichten, dass eine Kneipe in Flammen aufging, in der sich viele Menschen aufgehalten hätten. Wie viele sich retten konnten, ist unklar. Die Zahl der Vermissten wurde am Sonntag mit 200 angegeben. Allerdings ist unklar, wie viele von ihnen sich doch retten konnten. „Ich möchte keine Zahlen angeben, aber wir erwarten, dass weitere Menschen ums Leben kamen“, sagte Guy Lapointe, Sprecher der Polizei der Provinz Quebec, nach Angaben der Zeitung „Montreal Gazette“. Benoit Querion macht sich keine Hoffnungen, dass die Besucher einer Kneipe direkt an der Stelle, wo der Zug entgleiste, überlebt haben. Er war, wie er der „Gazette“ berichtet, mit sechs Freunden im „Musi-Café“, als das Unglück passierte. Er floh durch dicken Qualm, aber fürchtet Schlimmstes.

Etwa 2000 Menschen in Lac-Megantic flüchteten vor dem Inferno

Die Eltern des Sängers einer Band, die an diesem Abend spielte, sind verzweifelt. „Die Polizei sagt uns, es gebe keine Hoffnung“, sagten sie Radio Canada. Bernard Theberge, der gerade auf der Terrasse der Bar eine Zigarette rauchte, als das Unglück passierte, sah nur noch eine „Feuerwand hochgehen“ und Menschen rannten aus der Kneipe.

Rund 2000 Bewohner flohen vor dem Feuer. Entsetzt beobachteten die Menschen von den Absperrungen aus, wie ihr Hab und Gut in Flammen aufging. Mit Tränen in den Augen und mit stockender Stimme sagte Bürgermeisterin Colette Roy-Laroche: „Wenn man sieht, dass der Großteil des Stadtzentrums auf diese Weise zerstört wird, dann fragt man sich, wie werden wir das überleben.“

Der Zug gehörte dem Unternehmen Montreal Maine & Atlantic, das ein Schienennetz besitzt, das sich von den kanadischen Provinzen Quebec und New Brunswick in die US-Bundesstaaten Maine und Vermont erstreckt.

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