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Markus Söder, bayerischer Finanzminister (CSU), ist ein gern gesehener Gast im Münchner Hofbräuhaus - hier spricht er in der Gastwirtschaft beim Maibock-Anstich.

© Ursula Düren/dpa

Integration auf bayrisch: Oans, zwoa, gsuffa

Bayerns Kraftprotz Markus Söder lässt sich den ersten Integrationsmaßkrug überreichen - im Hofbräuhaus. Dort vereinen sich nach bayrischem Selbstverständnis die Kulturen der Welt. Eindrücke von einem Ortstermin.

An welchen drei Orten vereinen sich in Bayern die Kulturen der Welt? Auf dem Oktoberfest, auf Schloss Neuschwanstein und - richtig - im Münchner Hofbräuhaus. Dort prosten Japaner, Amerikaner und Inder den wenigen Eingeborenen zu und vertilgen ihre Hax'n oder Schweinswürstl. 

Am Montag spielten gerade die "Obermüller Musikanten" auf, als Markus Söder um die Mittagszeit in der dortigen Schwemme aufkreuzte. Es ist ein für den bayerischen Finanzminister von der CSU maßgeschneiderter Termin - der erste bayerische "Integrationsmaßkrug" wird überreicht. Dieser wurde vom Team des Integrationsbeauftragten Martin Neumeyer (CSU) kreiert. Er soll werben, so sagt Neumeyer, "für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund". Der Beauftragte wird ihn künftig als Gastgeschenk verwenden, er trägt die Aufschrift: "Speis und Trank bringt Leit zam - Volle Mass für Integration". 

Als Finanzminister ist Söder Hausherr des Staatsbetriebes Hofbräuhaus. Dieses sei für ihn "die schönste Beteiligung des Freistaates". Zur Integration fällt ihm auch etwas Launiges ein: "Für einen Franken wie mich war das Hofbräuhaus der erste Schritt zur Integration in München." Dann lässt er sich von Neumeyer die erste Maß einschenken, die beiden prosten sich vor den Fotografen zu. "Ein Prosit der Gemütlichkeit" spielen jetzt die "Obermüller Musikanten". 

Der Termin zeigt vor allem eines: In Zeiten des parteiinternen Vorwahlkampfes mit Konkurrentin Ilse Aigner um die Nachfolge von Horst Seehofer in den Ämtern des Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden lässt Söder nichts ungenutzt, um sich zu präsentieren. Der Bierkrug - das ist Integrationspolitik auf die bayerische Art, die ja ansonsten häufig nicht sehr freundlich gegenüber Flüchtlingen ist. Im Hofbräuhaus aber meint Söder, dass die Botschaft des Maßkruges lautet: "Alle, die hier in Bayern sind, sollen zusammen sein." 

Massiv greift er derzeit in Aigners Stammland an, in München und Oberbayern. Er lässt sich auf den neuen Gondeln über dem Nymphenburger Kanal schippern, er bejubelt das neue freie W-Lan bei der Seenschifffahrt auf dem Starnberger See. Denn der Finanzminister ist im Freistaat auch Herr über die Schlösser und Seen.  

Im Hofbräuhaus bildet sich eine Menschtraube um Söder, der Brezn und Käse isst. Japaner machen wie wild mit ihren Handys Fotos von ihm, ohne zu wissen, wer er überhaupt ist. Ein Mann mit kurzen grauen Haaren stellt sich als Ben vor, Ben aus dem Bundesstaat New York, und fragt, um wen es sich bei dem Mann handelt. Der Finanzminister? Er hat das Geld - das ist mein Mann. 

Doch zurück zur Integration. Da gibt es in München einen weiteren Ort, wo sich die Kulturen der Welt vereinen. Das ist die Bayernkaserne, in der sich neu ankommende Flüchtlinge zusammenquetschen müssen. Dort war Söder nie gesehen worden.   

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