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Iran: Militärmaschine war schon vor Start defekt

Das über einem Wohngebiet in Teheran abgestürzte Flugzeug hat schon am Boden einen Defekt gehabt. Beim Absturz der etwa 30 Jahre alten Transportmaschine starben mindestens 108 Menschen.

Teheran - Wegen der Reparatur war der Start von Dienstagvormittag auf den frühen Nachmittag verschoben worden, berichtete ein Journalist seiner Zeitung. Unmittelbar nach dem Abheben habe der Pilot dann ein Problem an einem Triebwerk bemerkt, berichteten die Behörden in Teheran. Es sei ihm aber nicht mehr gelungen, die Hercules C-130 auf dem Flughafen Mehrabad zu landen.

Es seien alle 94 Passagiere und Besatzungsmitglieder des Flugzeugs sowie 14 Bewohner des Hochhauses umgekommen, das die Maschine gestreift hatte, berichtete der iranische Rundfunk am Mittwoch.

Ein Gerichtsmediziner wollte nicht ausschließen, dass die Zahl der Opfer noch steigen könnte. Ungefähr 20 Menschen lägen mit schweren Verbrennungen auf Intensivstationen. Nur 33 der bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Toten konnten bisher identifiziert werden. Bei den anderen seien die Behörden auf die Mithilfe der Verwandten angewiesen. «Wie kann man aber eine Frau oder Mutter veranlassen, einen völlig verkohlten Körper ohne Kopf zu identifizieren?», fragte ein Mitarbeiter der Gerichtsmedizin.

Vor dem Gebäude der Pathologie bildete sich am Mittwoch eine lange Schlange von Angehörigen der Opfer, denen die wahrscheinlich schrecklichsten Momente ihres Lebens bevorstanden. «Ich will ihn sehen, und wenn es nur ein verkohltes Stück von ihm ist», rief eine Frau. Beim Verlassen des Gebäudes blickten die Menschen starr geradeaus, andere schrien und weinten vor Schmerz und Verzweiflung.

Das Innenministerium nannte einen technischen Defekt an einem der Triebwerke als Hauptgrund für das Unglück. Die Maschine war um 13.45 Uhr (Ortszeit) zu Boden gerast, hatte ein mehrstöckiges Wohnhaus im belebten Aseri-Viertel getroffen und war in Flammen aufgegangen. Auch das Gebäude geriet in Brand. Mit dem Flugzeug hatten Journalisten als Berichterstatter zu einem Militärmanöver nach Banadar Abbas, einer Hafenstadt am Persischen Golf in Südiran, fliegen wollen.

Die Hercules C-130 Transportmaschinen waren von Iran vor der Islamischen Revolution im Jahre 1979 in den USA gekauft worden und sind mindestens 27 Jahre alt. Flugzeug-Ersatzteile zählen zu den Bereichen, die unter die US-Sanktionen gegen Iran fallen. Ungefähr ein Drittel der Flugzeuge können nach inoffiziellen Angaben deswegen nicht mehr eingesetzt werden. Ersatzteile für US-Maschinen werden deswegen entweder in Iran nachgebaut oder auf dem Schwarzmarkt erworben. (tso/dpa)

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