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Panorama: Italien fürchtet um sein altes Kult-Gefährt

Umweltbelastung könnte das Aus für den Mytos bedeutenJutta Lauterbach Der Fiat 500 gehört zu den kleinsten Autos der Welt und war nicht nur in den 50er Jahren das Liebesnest vieler Italiener. Längst ist er ein Sammlerobjekt, ein Kultgefährt, ein Mythos.

Umweltbelastung könnte das Aus für den Mytos bedeutenJutta Lauterbach

Der Fiat 500 gehört zu den kleinsten Autos der Welt und war nicht nur in den 50er Jahren das Liebesnest vieler Italiener. Längst ist er ein Sammlerobjekt, ein Kultgefährt, ein Mythos. Doch als idealem Stadtauto, mit dem man fast überall einen Parkplatz findet, droht dem Winzling das Aus, meint die Zeitschrift "Il Venerdi" - eine Beilage der italienischen Zeitung "La Repubblica". Als Grund werden Sicherheits- und Umweltschutzprobleme genannt. "Ade, lieber 500, du stinkst zu sehr", schreibt das Blatt wehmütig in seiner jüngsten Ausgabe.

Noch immer kurvten täglich etwa 500 000 Italiener mit den alten "Cinquecento"-Modellen durch die Gassen. Dabei könnte schon ein Zusammenstoß mit 20 Kilometern in der Stunde für einen Fahrer tödlich enden, warnt das Blatt. Mit einem Liter Benzin komme der Kleinwagen in der Stadt ganze zehn Kilometer weit. Auch habe er eine miserable Straßenlage, von Sicherheitsgurten ganz zu schweigen.

Mehr noch: Ein alter Fiat 500 verschmutze die Luft so stark wie 300 moderne Kleinwagen zusammen. Um von Null auf 80 Kilometer in der Stunde zu kommen, brauchten die Fahrer bis zu 25 Sekunden. "Das Aussterben scheint unvermeidlich zu sein", resümiert das Blatt nicht ohne Wehmut - und ruft die Leser zur Stellungnahme auf. Prominente wollten bereits Unterschriften zur Rettung des Kultwagens sammeln.

"Natürlich, die Schönheit und der historische Wert dieses kleinen Meisterwerks der Mechanik und des Designs bleiben unberührt, aber die Sicherheit und der Umweltschutz erlauben keine Sentimentalitäten." Insgesamt sind fast 3,7 Millionen Modelle des 500 gebaut worden.

Selbst Formel-1-Pilot Michael Schumacher soll sich unsterblich in den "Kleinen" verliebt haben. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo ist auf einem Foto als stolzer Besitzer eines knallroten Prachtexemplars zu sehen. "Für mich ist der Kleine der Größte", äußern sich Fans bei Oldtimer-Treffen.

Am 15. Juni 1936 rollte der erste Fiat 500 vom Band. "Ich wollte ein kleines Auto für eine große Anzahl von Menschen entwerfen", beschrieb der Vater des legendären Gefährts, Dante Giacosa, seine Pläne.

Erklärtes Ziel des gebürtigen Römers war es damals, dass sich jeder Angestellte ein Auto leisten kann. Für 8900 Lire kam der "Cinquecento" vor mehr als sechs Jahrzehnten auf den Markt.

Doch für viele Käufer war das Auto viel mehr als nur ein praktisches Fortbewegungsmittel. Auf dem "Sitz mit Motor", wie der Fiat auch genannt wird, lernte eine ganze Generation das Küssen. Frauen lieben den Fiat 500 vor allem, weil er klein und wendig ist. Trotzdem haben alle Einkaufstaschen darin Platz. Der "Cinquecento", so meinen Liebhaber, ist eine Herzensangelegenheit.

Jutta Lauterbach

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