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Noch immer essen viele Italiener Singvögel.

© dpa

Italien: Import von Singvögeln verboten

Die Italiener dürfen keine Singvögel mehr importieren, um sie zu verspeisen. Rechte Politiker wettern gegen Vorgaben der EU. Sie argumentieren mit alten Traditionen - und Ausländerfeindlichkeit.

Viele Italiener sind empört. „Ein Attentat auf unsere Tradition!“ „Tausend Restaurants sterben, Tausende von Arbeitsplätzen gehen verloren!“ In Oberitalien sind sie auf der höchsten aller Palmen. Dort, wo die nationalistische, rechtsextreme Lega Nord ihre Heimat hat, zürnen sie wieder mal gegen „die in Brüssel“ und gegen die italienische Regierung, die „ohne Not eine Direktive der EU umgesetzt“ hat: Verboten ist nun der Import gejagter Singvögel. Zu Ende ist’s – so sagen sie – mit regionalen Spezialitäten wie der „Polenta mit gebratenen Vögeln“, oder dem beliebten Grillspieß aus fetten Schweineteilen, dem erst die Beigabe von Spatzen den Originalgeschmack verleiht.

Schon bisher durften gejagte Singvögel – theoretisch – nur privat verzehrt werden; Restaurants behalfen sich mit Einfuhren aus Tunesien, China, Thailand. Was zum Genuss noch fehlte, schossen die fanatischen Jäger aus Brescia und Umgebung eigenhändig, indem sie in Osteuropa jagten, was immer vom Himmel fallen konnte. Großzügig und ungestraft umgehen sie auch Italiens Jagdgesetz von 1992, das den Einsatz von Fangnetzen verbietet: Zwischen Gardasee und Bergamo, genau dort, wo jedes Jahr Millionen von Zugvögeln aus Mittel- und Nordeuropa vorbeikommen, sind Höhenrücken kilometerweit mit Vogelfallen überzogen.

Manche Behörden wollen das Verbot nicht umsetzen

Während Umweltverbände wie der WWF das neue Importverbot als „bedeutenden Fortschritt“ loben, ist es für die rechtskonservativen Regionalpolitiker das Gegenteil. „Unsere Vogel-Spezialitäten wären es wert gewesen, als gastronomische Spitzenprodukte auf der Expo 2015, der Weltausstellung in Mailand, präsentiert zu werden“, sagte Giuseppe Romele, Parlamentsabgeordneter aus Berlusconis Forza Italia: „Aber jetzt ...“

Diego Peli, in Brescia für die Landkreispolizei zuständig, versichert unverzüglich, das Gesetz sehe „keine Ausweitung der Kontrollen“ vor: „Also werde ich sie auch nicht anordnen. Aber natürlich nimmt jetzt die Wilderei zu.“ Und, typisch für die Gegend, es fehlen auch nicht extrem fremdenfeindliche Töne. Viviana Beccalossi, Landtagsabgeordnete in der Lombardei, sagte: „Man stoppt unsere Traditionen, aber Kebab und China-Restaurants dürfen sich ausbreiten. In einem Europa, das immer mehr die zumeist illegalen Einwanderer bevorzugt, zahlt unsere Wirtschaft die Zeche.“

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