zum Hauptinhalt
Geglückte Rettung: Ein Kind wird nach dem Erdbeben auf Ischia lebend geborgen.

© dpa/AP/Ansa/Vigili del Fuoco

Update

Italien: Tote bei Erdbeben auf Urlaubsinsel Ischia - Helfer retten verschüttete Kinder

Auf der italienischen Ferieninsel Ischia bebt mitten in der Hochsaison die Erde, Häuser stürzen ein. Drei Brüder werden aus Trümmern gerettet.

Retter haben nach einem Erdbeben mit mindestens zwei Toten auf der italienischen Ferieninsel Ischia drei verschüttete Kinder aus den Trümmern geborgen. Ein sieben Monate altes Baby retteten Feuerwehrleute in der Nacht zu Dienstag. Seine beiden Brüder waren nach rund 16 Stunden in Sicherheit. Zwei Frauen starben bei dem Erdstoß der Stärke 4,0. Mitten in der Hochsaison verließen viele Touristen die seit jeher erdbebengefährdete Insel im Golf von Neapel.

Geologen kritisierten, dass ein relativ schwaches Beben so viel Schaden anrichten konnte. Am Montag gegen 21.00 Uhr hatte die Erde zu beben begonnen. Der Erdstoß lag nach Angaben der Erdbebenwarte INGV in einer Tiefe von fünf Kilometern. Geologen erklärten, dass das vergleichsweise schwache Beben vermutlich auch wegen der geringen Tiefe so großen Schaden anrichten konnte. 39 Menschen wurden verletzt. Das Auswärtige Amt in Berlin warnte vor Nachbeben und Gefahren aufgrund herabstürzender Gebäudeteile.

„Es war eine schreckliche Nacht, man kann das mit Worten nicht beschreiben“, sagte der Vater der verschütteten Kinder laut Nachrichtenagentur Ansa. Die Familie wurde in der besonders betroffenen Gemeinde Casamicciola verschüttet. Offenbar hatten die Kinder Schutz unter einem Bett gefunden. Die Mutter, wieder schwanger, schrie laut Ansa vor Glück, als das Baby gerettet wurde. Die beiden Brüder, die zuletzt geborgen wurden, waren elf und sieben Jahre alt.

Das Beben richtete in manchen Orten schwere Schäden an, besonders in Casamicciola und Lacco Ameno. Häuser stürzten ein, Putz fiel von den Wänden. Ein Krankenhaus wurde evakuiert. „Es hat alles angefangen zu wackeln, alles ist heruntergefallen (...). Häuser sind eingestürzt. Es gibt Vermisste, ein Chaos“, erzählte eine Augenzeugin laut Ansa. „Es ist das Schlimmste, was mir je passiert ist.“

Touristen und Bewohner seien in Panik nach draußen gelaufen, berichteten italienische Medien. Auch sollen mancherorts der Strom ausgefallen und Hotels geräumt worden sein. Bewohner erzählten, sie würden die Nacht im Freien verbringen. Für sie wurde auf der Insel ein Fußballstadion geöffnet. Andere Teile der Insel waren von dem Beben wenig betroffen.

Die Behörden stellten Fähren bereit, um verschreckte Urlauber von der Insel zu bringen. Mehr als 1000 Menschen kamen laut Zivilschutz am Morgen in Pozzuoli an der Küste an.

Die Insel vulkanischen Ursprungs hat rund 62.000 Einwohner und ist vor allem im Sommer sehr beliebt bei Urlaubern. Bundeskanzlerin Angela Merkel macht dort regelmäßig Osterurlaub. 

„Es ist nicht normal, dass ein Erdbeben der Stärke 4 Häuser einstürzen lässt und zu Evakuierungen von Krankenhäusern führt“, sagte Egidio Grasso, Chef der regionalen Vereinigung von Geologen. Andere kritisierten die schlechte Bauweise der Häuser. Die Insel liegt in der Nähe der Phlegräischen Felder, die zu den weltweit wenigen Dutzend sogenannten Supervulkanen zählen. Im Jahr 1883 kamen bei einem Beben auf Ischia rund 2300 Menschen ums Leben. 

Italien wird immer wieder von teils verheerenden Erdbeben heimgesucht. Vor fast genau einem Jahr, am 24. August 2016, erschütterte ein schweres Beben die mittelitalienische Region um die Stadt Amatrice. 299 Menschen starben. (dpa)

Zur Startseite