zum Hauptinhalt

Panorama: Italien zeigt sich kühl

Die Königsfamilie ist in ihre Heimat zurückgekehrt

Nach 56 Jahren Exil ist am Samstag um kurz vor 15 Uhr die italienische Königsfamilie in ihre Heimat zurückgekehrt. Nachdem die Regierung mit einer Verfassungsreform das Exil für die männlichen Mitglieder der ehemaligen italienischen Königsfamilie aufgehoben hat, haben diese nun zum ersten Mal wieder heimatlichen Boden betreten. Jedenfalls offiziell, denn Familienoberhaupt Vittorio Emanuele und sein Sohn Emanuele Filiberto rühmten sich in der Vergangenheit mehrfach, illegal nach Italien eingereist zu sein.

Am Samstag kamen der jüngste Savoyenspross sowie sein Vater und seine Mutter Marina Doria mit einem Sonderflugzeug aus der Schweiz nach Neapel. Rund 400 Journalisten erwarteten sie am Flughafen. „Ich möchte am liebsten alle umarmen”, sagte Vittorio Emanuele. Erwartet wurde die königliche Familie von einigen hundert Aristokraten aus ganz Italien und promonarchistischen Bürgern aus Rom und Neapel.

Neapels Bürgermeisterin Rosa Russo Jervolini war bei der Ankunft nicht anwesend. „Die kommen doch nur als Bürger wie du und ich”, erklärte sie ihre Abwesenheit. Die Heimkehrer wurden sofort nach ihrer Ankunft mit 50 handgefertigten Krawatten von Neapels traditionsreichem Krawattengeschäft Marinella beschenkt. Die Savoyer hat für die nächsten vier Tage Unterkunft in der Präsidentensuite des Luxushotels „Vesuvio” bezogen.

Am Sonntag beginnt ein von der Monarchisten-Liga organisiertes Festprogramm für die Savoyer. Darunter auch ein Dinner im exklusiven Yacht-Club in Anwesenheit einiger hundert italienischer Aristokraten.

Sonntagmittag, so liess die Familie verkünden, werden man in einer noch nicht bekannten Pizzeria eine „Margherita” essen, jene legendäre Pizza, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts zu Ehren von Königin Margherita kreiert wurde.

Ende nächster Woche wird die Familie Turin und Rom sowie Sizilien besuchen. Es wird damit gerechnet, dass sie sich in der Hauptstadt niederlassen. Treffen mit politischen Repräsentanten sind noch nicht geplant.

Der Präsident der Region Kampanien, deren Hauptstadt Neapel ist, hatte sich schon vor der Ankunft der Savoyer mit diesen zerstritten. Vittorio Emanuele wollte dem städtischen Obdachlosenheim der Vesuvmetropole 12000 Euro stiften und neben der Eingangstür eine Tafel zu Ehren seines Vaters anbringen. Der Regionalpräsident lehnte das Geld und die Tafel mit der Begründung ab, dass man an promonarchistischen Gedenktafeln nicht interessiert sei.

Thomas Migge[Neapel]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false