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Panorama: Ivan der Schreckliche hat Erbarmen – noch

Hurrikan wütet auf Jamaika weniger schlimm als erwartet. Mit 240 km/h hat er die höchste Gefährlichkeitsstufe. Jetzt ist Florida dran

Kingston/Key West Der Hurrikan „Ivan“ ist am Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern über Jamaika hinweggefegt und hat mindestens fünf Menschen in den Tod gerissen. Mehr als sieben Meter hohe Wellen lösten an der Südküste der Karibikinsel Überschwemmungen aus, starker Regen spülte ganze Straßenabschnitte fort. Der Schaden fiel jedoch weniger schwer aus als zunächst befürchtet: Nur 56 Kilometer vor der Hauptstadt Kingston drehte das Auge des Hurrikans nach Westen ab.

„Es gab extremen Wind und viele Schäden, aber das Sturmzentrum hat die Insel bislang nicht erreicht“, sagte Meteorologin Jennifer Pralgo vom Hurrikan-Center in Miami. „Wir haben alle gebetet und gehofft, dass wir vom Schlimmsten verschont bleiben“, erklärte der jamaikanische Ministerpräsident Percival James Patterson. „Offenbar mit Erfolg.“ Auf seinem Zug durch die Karibik hat „Ivan“ in den vergangenen Tagen 50 Menschen in den Tod gerissen, im Karibik-Staat Grenada war fast kein Haus stehen geblieben.

Patterson rief den Notstand aus und forderte rund 500000 besonders gefährdete Bewohner des Landes eindringlich auf, Schutzunterkünfte aufzusuchen. Aus Furcht vor Plünderungen weigerten sich viele der Betroffenen allerdings, ihre Häuser zu verlassen. Berichte über vereinzelte Plünderungen und Schusswechsel in Kingston bestätigte die Polizei nicht. Soldaten mit Sturmgewehren patrouillierten in der Stadt. Der Flughafen blieb geschlossen, die Elektrizität war abgeschaltet worden.

Über die weitere Route von „Ivan“ herrschte am Samstag keine Gewissheit, da er den vorausberechneten Weg verlassen hatte. Der Schwenk nach Westen könnte bedeuten, dass der Hurrikan seine Zerstörungswut nun im Golf von Mexiko austobt und das leidgeprüfte Florida verschont. Er könnte jedoch auch seine alte Route wieder einschlagen, über einige kleine Cayman-Inseln fegen, den Westen Kubas passieren, um dann den Süden Floridas treffen, sagte Wetterexpertin Pralgo. „Wir müssen abwarten.“ Die Regierung der Cayman-Inseln rief die Bewohner auf, sich auf einen „direkten Schlag“ einzurichten. Die Behörden in Florida forderten eine halbe Millionen Menschen auf, ihre Häuser zu verlassen. Vor Lebensmittelgeschäften, Baumärkten und Tankstellen bildeten sich Warteschlangen. Das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA erwartet, dass „Ivan“ am Montagabend auf die vorgelagerten Inseln von Florida trifft. Es wäre der dritte Hurrikan innerhalb eines Monats.

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