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Panorama: Japan: "Das ist unverzeihlich"

Fassungslosigkeit und Entsetzen herrschen in Japan nach dem Blutbad an der Grundschule in Osaka. Während die Verletzten nach dem Amoklauf am Freitag medizinisch versorgt wurden und das Motiv des offenbar verwirrten Täters noch unklar war, meldete sich Ministerpräsident Junichiro Koizumi zu Wort.

Fassungslosigkeit und Entsetzen herrschen in Japan nach dem Blutbad an der Grundschule in Osaka. Während die Verletzten nach dem Amoklauf am Freitag medizinisch versorgt wurden und das Motiv des offenbar verwirrten Täters noch unklar war, meldete sich Ministerpräsident Junichiro Koizumi zu Wort. Das Schulmassaker sei herzzerreißend, klagte der Regierungschef schockiert. "So etwas sollte niemals passieren", sagte Bildungsministerin Atsuko Toyama. "Schulen sollten Orte sein, an denen sich Kinder sicher fühlen können."

"Das ist unverzeihlich", sagte der Gouverneur von Osaka, Fusae Ota. Der Leiter der Hochschule für Erziehungswesen, die die Grundschule betreibt, Kaoru Nakatani, sagte, er sei voller Zorn. Die Schulen der Umgebung schlossen nach Bekanntwerden der Tat vorzeitig und schickten die Kinder nach Hause. Das Blutbad löste in Japan besondere Empörung aus, weil es sich gegen wehrlose Kinder richtete.

In der Grundschule spielten sich während des viertelstündigen Massakers panische Szenen ab: Der 37 Jahre alte Täter kletterte in ein Klassenzimmer im ersten Stock und stach dort mit einem Küchenmesser wortlos auf die völlig überraschten Kinder ein. Die Fliehenden verfolgte er auf den Flur und in andere Zimmer.

Verängstigte Kinder riefen über die Lautsprecheranlage um Hilfe; eine Gruppe blutüberströmter Schüler suchte in einem benachbarten Lebensmittelladen Schutz. Erst nach 15 Minuten gelang es dem Konrektor und einem Lehrer, den Mann zu überwältigen. Für acht Erst- und Zweitklässler im Alter von sechs bis acht Jahren kam aber jede Hilfe zu spät.

Die schockierte Nation konnte im Fernsehen verfolgen, wie verletzte Kinder und Lehrer von den eintreffenden Rettungssanitätern medizinisch versorgt und in Krankenhäuser eingeliefert wurden., während Polizeifahrzeuge die Schule umringten. Gouverneur Ota kündigte psychologische Betreuung für die traumatisierten Kinder an. "Wir tun alles, was wir können", betonte er.

Der Täter, der sich auch selbst Verletzungen zufügte, litt offenbar unter massiven psychischen Problemen: Er arbeitete früher in einer Nachbarstadt als Hausmeister einer Grundschule und wurde im März 1999 unter dem Vorwurf festgenommen, vier Lehrern Beruhigungsmittel in den Tee getan zu haben. Wegen der psychischen Probleme des Mannes wurde keine Anklage erhoben. Nach der Tat sagte er, er sei "Alles leid". Er habe mehrmals versucht, sich das Leben zu nehmen und wolle hingerichtet werden. Zur Tatzeit stand er laut Medienberichten unter dem Einfluss von Antidepressiva. Lange Zeit verzeichnete Japan im Vergleich zu anderen Industriestaaten eine ungewöhnlich niedrige Kriminalitätsrate. Seit einigen Jahren blickt die Nation jedoch besorgt auf einen Anstieg der Gewalttaten. Das größte Aufsehen erregte 1995 der Giftgasanschlag einer Sekte auf die U-Bahn in Tokio, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen.

Da in Japan strenge Schusswaffengesetze herrschen, werden Gewaltverbrechen häufig mit Messern begangen. Im Dezember 2000 wurde eine vierköpfige Familie in einem Vorort von Tokio erstochen aufgefunden. Das Verbrechen ist bis heute ungeklärt. Im vergangenen August wurde in Notsu ein 15-jähriger Junge wegen des Vorwurfs verhaftet, er habe drei Mitglieder einer Nachbarsfamilie erstochen.

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