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Panorama: Jeder Kanadier kann sich ab sofort mit Genehmigung der Post eigene Briefmarken herstellen lassen

Kanadas Bundespost hatte einmal die eiserne Regel, dass keine lebende Person - außer dem Staatsoberhaupt Königin Elizabeth - ihre Briefmarken schmücken darf. Doch damit ist es jetzt vorbei: Ab sofort ist es jedem Kanadier - oder Ausländer - gestattet, sein Konterfei auf die kanadische 46-Cents-Marke zu setzen.

Kanadas Bundespost hatte einmal die eiserne Regel, dass keine lebende Person - außer dem Staatsoberhaupt Königin Elizabeth - ihre Briefmarken schmücken darf. Doch damit ist es jetzt vorbei: Ab sofort ist es jedem Kanadier - oder Ausländer - gestattet, sein Konterfei auf die kanadische 46-Cents-Marke zu setzen.

Nicht nur das: vom Hund bis zum Kanarienvogel, dem eigenen Gemälde bis zum Oldtimer-Auto oder dem küssenden Liebespaar. Bei den Motiven, die fortan auf den Briefmarken der kanadischen Post in die Welt verschickt werden können, sind keine Grenzen gesetzt.

Anfang Mai startete Canada Post die Aktion, die sie selbst "einzigartig" nennt. Der Postkunde besorgt sich in den Postfilialen einen Bestellbogen, (oder lädt ihn sich aus dem Internet herunter), füllt ihn aus, fügt ein horizontales Farbfoto bei und bezahlt 24,95 Dollar plus Steuer. Zirka 15 Tage danach bringt ein Kurier das Foto zurück sowie einen Bogen mit 25 Briefmarken, bestehend jeweils aus einem goldenen selbstklebenden "Bilderrahmen" und dem auf Kleinformat reduzierten Foto. Beide zusammen ergeben die Briefmarke. Statt Königin Elizabeth kann nun die Oma abgestempelt werden.

Canada Post und ihr Lieferant Ashton Potter in Mississauga (Provinz Ontario), eine der weltgrößten Druckereien von Briefmarken, haben sich die Designer-Briefmarke patentieren lassen. Kein Land der Erde biete desgleichen, versichert Post-Sprecherin Margot Bertrand. Australien habe zwar auch eine Foto-Briefmarke, aber da feiere das persönliche Konterfei ein Dasein am Perforationsrand.

Mit dem Neuland betritt Canada Post aber auch ein nicht ganz ungefährliches Pflaster. Hochzeitsbilder, die Taufe, die Familie. Das ist harmlos. Aber wo sind die Grenzen des guten Geschmacks, wer zieht sie, fragt Jan Wong, eine Journalistin, die sich wegen ihrer frechen Artikel einen Namen in Kanada gemacht hat. Ein knutschendes homosexuelles Paar, dürfe das sein? "Ich weiß es nicht, noch ist alles in Bewegung", war die Antwort des Kommunikationsdirektors Tim Currin. Erlaubt, ja gewünscht ist, dass große Firmen das Werbemittel nutzen. Eine kanadische Briefmarke mit einem großen VW-Logo oder dem Mercedes-Stern? "Absolut", versichert hier Frau Bertrand. Und wenn der Bund der Steuerzahler den verhassten Provinz-Premier Ontarios, Mike Harris, mit einer Axt in der Faust auf einer Briefmarke verewigen wolle? sucht die bissige Frau Wong zu eruieren. Das, so war sich Canada Post sicher, würde abgelehnt werden. Unklar blieb nur, welches "Zensoren-Komittee" diese Ablehnung bestimmen würde. Wird es eins geben? Den bösen Nachbarn und seine Hecke zu konterfeien, so gaben die Postler zu, könnten sie ohnehin nicht verhindern. Illegal ist es, ohne des Nachbarn Erlaubnis, aber Canada Post wäscht sich die Hände in Unschuld: Der Auftraggeber sei haftbar.

Begrenzt wird der Ideenreichtum der Briefmarken-Designer nur vom finanziellen Faktor. Die "begrenzte Auflage" kostet natürlich extra, zirka 54 Cents per 46 Cents Marke. Übrigens, für den Preis kann auch der zum Zuge kommen, dem nichts einfällt. Er versendet ganz einfach den güldenen Rahmen ohne Inhalt. Leere in der Mitte, die Umrandung der Wert - auch das ein Statement.

Barbara Halsig

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