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Die sächsische Familie im Jemen vor der Entführung.

© dpa

Jemen: Entführte Christen sind tot

Vor fünf Jahren verschwand eine deutsche Familie im Jemen. Die Eltern waren als Entwicklungshelfer in das Land gekommen, allerdings waren sie auch evangelikale Christen. Nun gibt es wohl Gewissheit, dass die Eltern und ein Sohn ihre Entführung nicht überlebt haben.

Vor fünf Jahren machte ihr Fall Schlagzeilen. Eine fünfköpfige Familie aus Sachsen war zusammen mit vier weiteren westlichen Ausländern im Jemen entführt worden. Die Opfer waren für eine christliche Hilfsorganisation in einem jemenitischen Krankenhaus tätig und selbst evangelikale Christen. In dem streng muslimischen Land wurde ihr Einsatz daher nicht nur positiv gesehen. Für Extremisten aus dem Umfeld der Terrororganisation Al Qaida, die in Jemen immer wieder Ausländer angreifen oder entführen, waren sie bevorzugte Opfer.

Die Töchter kamen frei

Der Fall der Gruppe nahm schon sehr bald nach der Entführung eine dramatische Wende. Zwei Bibelschülerinnen aus Ostwestfalen und eine Koreanerin wurden tot aufgefunden. Die beiden Töchter der sächsischen Familie konnten 2010 von jemenitischen Sicherheitskräften befreit werden. Sie sind heute acht und zehn Jahre alt und leben bei Verwandten in Deutschland. Das deutsche Ehepaar und ihr zum Zeitpunkt der Entführung einjähriger Sohn blieben ebenso verschollen wie ein britischer Ingenieur. Allerdings hatte es bereits vor drei Jahren Medienberichte über den Fund sterblicher Überreste von Johannes und Sabine Hentschel im jemenitischen Bürgerkriegsgebiet gegeben.

Todesnachricht aus dem Auswärtigen Amt

Nun scheint es Gewissheit zu geben, dass sie und ihr Sohn tatsächlich tot sind. Das bestätigte ein Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens am Dienstag in Dresden. Das christliche Nachrichtenportal "Idea" beruft sich auf eine Mitteilung des Auswärtigen Amtes, die an die Hinterbliebenen gegangen ist. In dem zitierten Schreiben heißt es laut Idea: "Gemäß hier vorliegendem zuverlässigen nachrichtendienstlichen Aufkommen wurden Johannes, Sabine und Simon Hentschel im Verlauf ihrer Entführung im Jemen getötet bzw. verstarben." Zum Zeitpunkt der Entführung waren die Eltern 36 Jahre alt. Sie stammten aus Meschwitz in der Nähe von Bautzen.

Die Familie kämpft mit den Erinnerungen

Der Schwager der Opfer, Pastor Reinhard Pötschke sagte Idea, es sei für die Angehörigen schwer, „einen solchen Satz schwarz auf weiß zu lesen – auch, wenn wir eine solche Nachricht befürchtet hatten“. Nach über fünf Jahren des Hoffens und Bangens sei es nicht leicht, diese Mitteilung anzunehmen. Es sei eine Situation, in der viele Emotionen und Erinnerungen wach würden: „Besonders wenn wir als Familie in Meschwitz sind, wo wir während der Heimataufenthalte von Johannes, Sabine und den Kindern gemeinsam gelebt haben.“ Auf der anderen Seite sei die Familie dankbar, dass sie jetzt Gewissheit habe. Pötschke dankte im Namen aller Angehörigen all jenen, die über die Jahre treu für Johannes, Sabine und Simon sowie deren Familie in Deutschland gebetet haben. Den Töchtern Lydia und Anna gehe es gut. Die Angehörigen suchten jetzt nach einem würdigen Rahmen des Abschieds.

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