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Panorama: Jolo-Geiseln: Ehemalige Leidensgenossen führen Medienkrieg

Knapp ein Jahr nach der Entführung von 21 Urlaubern durch muslimische Rebellen auf die philippinischen Insel Jolo ist eine Art Interview-Krieg zwischen den Ex-Geiseln Werner Wallert und Stephane Loisy ausgebrochen. Der Franzose wirft den Wallerts unter anderem den Diebstahl von Lebensmitteln im Geisellager und Sympathie für die Entführer vor.

Knapp ein Jahr nach der Entführung von 21 Urlaubern durch muslimische Rebellen auf die philippinischen Insel Jolo ist eine Art Interview-Krieg zwischen den Ex-Geiseln Werner Wallert und Stephane Loisy ausgebrochen. Der Franzose wirft den Wallerts unter anderem den Diebstahl von Lebensmitteln im Geisellager und Sympathie für die Entführer vor. Wallert weist die Beschuldigungen energisch zurück. Die "Bild"-Zeitung hatte Loisy bereits Ende vergangenen Jahres mit der Behauptung zitiert, Werner Wallert habe "mit unserem Leid Kasse gemacht". Der Göttinger Geografielehrer habe schon während der Geiselhaft mit Journalisten Exklusiv-Interviews vereinbart und Vorverträge für spätere Veröffentlichungen abgeschlossen. Bei Umzügen in immer neue Lager und bei den täglichen Arbeiten hätten Werner und Renate Wallert nicht geholfen. In seinem Buch "Otage a Jolo" (Als Geisel auf Jolo) und einem Interview mit dem Fernsehsender "France 2" legte Loisy jetzt noch nach. Die Wallerts, so ein Vorwurf, hätten anderen Geiseln Lebensmittel gestohlen. Den Rebellen der Gruppe "Abu Sayyaf", mit denen er als selbst ernannter "Repräsentant" der Entführten verhandelt habe, sei Werner Wallert "in untertänigster Höflichkeit" gegenübergetreten. Loisy wirft Renate Wallert vor, sie habe ihre Leiden nur vorgetäuscht und sei nie wirklich krank gewesen. Niemand könne "so begabt simulieren wie sie".

"Die Vorwürfe sind alle völlig haltlos", sagte Werner Wallert dem epd. Der angebliche Lebensmittelraub sei eine Unterstellung, seine Frau habe lediglich einmal ein verloren geglaubtes Paket Nudeln wiedergefunden. Nicht er selbst, sondern Loisy habe mit den Sayyaf-Leuten sympathisiert. Der Franzose und seine Verlobte hätten als einzige mit den Terroristen vor einer Kamera posiert und sich "für solche geschmacklosen Souvenirfotos hergegeben".

Loisy werde "getrieben von einem Hass auf sich selbst", vermutet Werner Wallert als mögliches Motiv für die Behauptungen. Diese Auffassung teilt auch die ehemalige Mit-Geisel Risto Vahanen. "Stephane scheint sich selbst zu hassen", mailte der Finne kürzlich der Familie Wallert nach Göttingen. Eine französische Zeitschrift kommt in der Rezension des Buches "Otage a Jolo" zu dem Ergebnis, "dass Loisy schon verbittert war, als er noch frei herumlief".

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