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Buschfeuer in Australien: Ein gesperrte Straße in den Blue Mountains etwas 75 Kilometer vor Sydney

© AFP/Saeed Khan

Kampf gegen die Flammen in Australien: Feuerwehr bringt größten Buschbrand unter Kontrolle

Die Wettervorhersage weckt Hoffnung bei der australischen Feuerwehr. Premier Morrison wird abgestraft. Gefahr für Tiere gibt es auch nach dem Feuer.

Die Feuerwehr in Australien hat nach langem Kampf den größten der dort seit Monaten tobenden Buschbrände unter Kontrolle gebracht. Die Feuerwehr im Bundesstaat New South Wales teilte am Montag mit, sie habe endlich das gigantische „Gospers Mountain Fire“ nahe der Millionenmetropole Sydney eindämmen können. Der regionale Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons zeigte sich zuversichtlich, dass die Einsatzkräfte den Brand weiter unter Kontrolle halten könnten.

Das „Gospers Mountain Fire“ war Ende Oktober im Wollemi-Nationalpark ausgebrochen. Es schloss sich mit anderen Feuern zu einem Mega-Brand zusammen und vernichtete eine Fläche von mehr als 800.000 Hektar.

Dutzende andere Brände sind in Australien allerdings weiterhin außer Kontrolle. Die Hoffnungen auf eine weitere Eindämmung der Buschbrände wurden aber durch die Wettervorhersagen genährt. Die Meteorologen sagten Regenfälle von bis zu 50 Millimetern in den kommenden Tagen in manchen Brandgebieten voraus.

Premier „ScoMo“ büßt stark an Zustimmung ein

Der australische Premierminister Scott Morrison hat während der seit Monaten tobenden Buschbrände deutlich an Popularität verloren: Die Zustimmungswerte sind so tief wie nie in seiner anderthalbjährigen Amtszeit. Seit Anfang Dezember fielen sie um 8 Punkte auf 37 Prozent, wie aus einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage der konservativen Zeitung „The Australian“ hervorgeht. Oppositionsführer Anthony Albanese von der Labor-Partei überholte den Chef der konservativen Liberalen: 46 Prozent der Befragten hätten lieber ihn als Premier.

Für Scott Morrison (Spitzname „ScoMo“) sind das die schlechtesten Zahlen, seitdem er im August 2018 Parteivorsitzender wurde und Premier Malcolm Turnbull ablöste. Im Mai 2019 gewann seine Partei überraschend die Wahl.

Der 51-Jährige steht derzeit wegen seines Krisenmanagements in der Kritik. Während der Feuer reiste Morrison zum Urlaub nach Hawaii, bei einem Besuch im Brandgebiet wurde er als „Idiot“ beschimpft. Auch in der Klimawandel-Debatte gerät der Förderer der Kohleindustrie zunehmend unter Druck. Demonstranten hatten vergangene Woche unter anderem seinen Rücktritt gefordert, bei Twitter lautete dazu ein Schlagwort „SackScomo“ („FeuertScoMo“).

Morrison reagierte in einem Fernsehinterview am Wochenende: Er sehe nun ein, dass der Klimawandel Auswirkungen habe und für längere, heißere und trockenere Sommer verantwortlich sei. Er deutete eine Änderung der Politik an, um Emissionen zu reduzieren. Außerdem sagte Morrison dem Sender ABC, im Nachhinein wäre er nicht in den Hawaii-Urlaub gegangen.

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Queen und Alice Cooper bei Konzert für Buschbrand-Hilfe

Mit einem neun Stunden langen Konzert in Sydney wollen zahlreiche prominente Musiker Geld für die Buschbrand-Hilfe in Australien sammeln. Darunter sind die Band Queen mit Adam Lambert, Rocker Alice Cooper, Sängerin K.D. Lang und 70er-Jahre-Star Olivia Newton-John. Gastgeberin des Festivals („Concert for National Bushfire Relief“) ist die Komikerin Celeste Barber. Sie hatte im Internet 50 Millionen australische Dollar an Spenden zusammengetrommelt - umgerechnet etwa 31 Millionen Euro.

Das Konzert (16. Februar) war bereits ankündigt, seit Montag steht auch fest, wer dort spielt. Die Veranstalter versprachen, der gesamte Erlös komme den Feuerwehrleuten in Australien, dem Roten Kreuz und einer Tierschutz-Organisation zu Gute. Besonders im Südosten des Kontinents wüten seit Monaten heftige Buschbrände.

Neuseelands Regierungschefin Ardern gegen Aufnahme von Koalas

Tausende Menschen haben in Neuseeland an die Regierung appelliert, von den australischen Buschbränden bedrohte Koalas ins Land zu holen. Bis Montag wurde die Petition der Organisation namens „Koala Relocation Society“ (Gesellschaft zur Umsiedlung von Koalas) von rund 7500 Menschen unterzeichnet.

Ein Sprecher der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern erteilte der Forderung allerdings eine Absage. Neuseeland konzentriere sich darauf, beim Kampf gegen die Feuer in Australien zu helfen, so dass die Koalas in ihrem natürlichen Lebensraum bleiben könnten, sagte er. Koalabären sind in Neuseeland nicht heimisch.

Die Koala Relocation Society argumentiert allerdings, dass die Koala-Art in Australien praktisch keine Überlebenschance mehr habe. In Neuseeland fänden die Koalas hingegen wegen der dortigen fast 30.000 Hektar großen Fläche mit Eukalyptusbäumen gute Lebensbedingungen vor. Die Tiere ernähren sich von den Blättern dieser Bäume.

Den seit Monaten wütenden Buschbränden sind nach Angaben von Tierschützern zehntausende Koalas zum Opfer gefallen. Viele ihrer Lebensräume wurden durch die Feuer vernichtet.

Helfer versorgen einen verletzten Koala
Helfer versorgen einen verletzten Koala

© Reuters/AAP Image/David Mariuz

Kein Schutz und fehlende Nahrung: Tieren droht der Tod auch nach dem Feuer

Die verheerenden Brände bringen zig Milliarden großen und kleinen Tieren den Tod - auch dann noch, wenn die Feuer längst erloschen sind. „Für die Überlebenden ist es ein gefahrvolles Dasein in den Monaten, die folgen“, sagte der Ökologe Michael Clarke von der La Trobe University in Bundoora dem Fachmagazin „Nature“. Sie müssten Schutz vor Wetterereignissen wie Regen oder sengender Sonne finden, es mangele an Nahrung und die Tiere könnten sich in der Ödnis nach dem Feuer schlechter vor Räubern wie verwilderten Katzen und Füchsen verstecken.

Bisher sind laut einer Schätzung von Chris Dickman, Ökologe an der Universität Sydney, mindestens eine Milliarde Säugetiere, Reptilien und Vögel bei den Bränden ums Leben gekommen. Hinzu kommen unzählige kleine Lebewesen. „Es ist tödlich still, wenn man nach einem Brand in einen Wald geht“, sagte Clarke. Lediglich Aasfresser wie Würgerkrähen und Raben pickten in solch einem Gebiet an verendeten Tieren herum. Es sei eine „schaurige Erfahrung“, dort zu sein.

Ausweichmöglichkeiten gebe es für unverletzt gebliebene Bewohner solcher Gebiete kaum. „Selbst wenn es ein Tier zu einem nicht verbrannten Flecken schafft, wird die Dichte der Lebewesen, die dort auch zu überleben versuchen, die Kapazität des Gebietes überschreiten“, so Clarke. Das hätten Beobachtungen bei Feuern zuvor gezeigt.

Ob die Brände ganze Spezies ausgerottet haben, werde erst in einigen Jahren klar sein, sagte Alex Greenwood vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Viele Tierarten Australiens gibt es wegen der isolierten Insellage nur dort. Durch die Feuer in ihrer Existenz bedroht sind laut Greenwood unter anderem Schlangen- und Insektenarten.

Näher an die Ausrottung gebracht würden wahrscheinlich auch das Bürstenschwanz-Felskänguru und die Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmaus, so Clarke. Die Maus habe durch die Feuer nahezu ihren gesamten Lebensraum verloren. Schlecht sehe es auch beim Braunkopfkakadu aus. Zudem gebe es große Sorgen um bestimmte Fischarten, die empfindlich auf den Schlamm und Ruß reagierten, der nach Waldbränden mit den Flüssen weggeschwemmt werde.

Gefährdet seien auch andere in den Wipfeln lebende Arten, die in kleinen, isolierten Populationen leben und nur eingeschränkt in der Lage sind, zu fliehen und sich unverbrannte Waldstellen zu suchen, erklärte Clarke. „Es wird Monate dauern, bis wir das ganze Ausmaß der Schäden kennen.“ Anhand von Satellitenbildern werde herauszufinden sein, wo geflüchtete Tiere untergekommen sein könnten - dort könne dann gezielt nach Überlebenden gesucht werden. Derzeit sei es dafür zu früh: Noch sind gewaltige Feuer unterwegs und weitere können entstehen.

Keine Prognosen zur Erholung der Natur

Eine weitere Sorge ist Clarke zufolge das Schicksal ziehender Vogelarten, die zwischen Tasmanien, Victoria und dem südlichen Queensland unterwegs seien. Sie machten Rast entlang der Ostküste - in Gebieten, die nun von zahlreichen Bränden betroffen sind. „Es wird Jahre dauern, bis diese Standorte wieder genügend Nahrung als Rastplatz für Zugvögel bieten.“

Wie lange die Natur insgesamt brauchen wird, um sich zu erholen, lasse sich kaum abschätzen, erklärte Clarke. Möglicherweise dauere das länger als bei Bränden zuvor. „Das Nachwachsen der Vegetation hängt vom Niederschlag ab, und der ist unvorhersagbar geworden.“

Schon vor 30 Jahren hätten Klimaforscher vor mehr Waldbränden in Australien durch die Erderwärmung gewarnt. „Wir sehen drei große Veränderungen“, so Clarke: Es gebe häufiger Brände, sie würden heftiger und das räumliche Ausmaß der Feuersbrünste nehme zu. „Dieser Dreifachschlag vermindert die Fähigkeit der Tierwelt, sich wieder zu erholen.“ (AFP, dpa)

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