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Reinigungsarbeiter beseitigen die schwarzen Ölklumpen vom Veneguera-Strand auf Gran Canaria.

© Borja Suarez/Reuters

Kanarische Inseln: Ölpest bedroht auch Teneriffa

Mitte April sank ein russischer Fischtrawler mit 1400 Tonnen Diesel an Bord vor Gran Canaria. Mehr als 20 Strände sind dort bisher von antreibenden Ölresten betroffen. Auch Teneriffa wird nicht verschont bleiben.

Reinigungsarbeiter in weißen Schutzanzügen kratzen am Strand Playa de Veneguera die schwarzen klebrigen Ölflecken ab, die sich über Sand und Steine verteilt haben. Das Öl kommt an der Südwestküste von Gran Canaria nicht flüssig an, sondern in Klumpen – so groß wie ein Kuhfladen oder auch nur wie ein Keks. Auch Freiwillige aus dem Veneguera stürzen sich in den Kampf gegen die herantreibende schwarze Pest: „Wir werden da nicht mit verschränkten Armen zusehen“, sagen einige Bewohner und stürzen sich in Badeshorts und mit einem großen Fischernetz bewaffnet ins trüb-schwarze Wasser, um auf der Oberfläche treibende klumpige Ölflecken abzufischen.

Mehr als 20 Strände und Badebuchten im Südwesten Gran Canarias sind bisher von antreibenden Ölresten betroffen, teilten die Behörden mit. Gesperrt wurde bisher aber noch kein Strand. Etliche Strandbesucher tummeln sich in der Brandung, weichen den schwarzen Klumpen aus. Das Thermometer markiert bereits 21 Grad im Schatten, auch baden kann man bei 19 Grad Wassertemperatur schon.

Und nun bedroht die große Ölpest, die draußen auf dem Meer treibt, auch noch die Nachbarinsel Teneriffa – die mit Abstand beliebteste Urlaubsinsel des kanarischen Vulkanarchipels, das mehrere Flugstunden von Europa entfernt im Atlantik vor Westafrika liegt. Doch die Urlaubsidylle ist gefährdet, seit ein große russische Fischtrawler am 14. April rund 28 Kilometer südlich von Gran Canaria sank. Schiffstreibstoff fließt aus dem Wrack, das in 2700 Meter Tiefe liegt. Der Schleppnetzkahn hatte 1400 Tonnen zähflüssiges Diesel-Schweröl im Tank. Auf dem Meer bildete sich ein riesiger Ölteppich, der zunächst von der Insel weg ins offene Meer trieb, sich aber dann teilte und gleich mehrere kanarische Inseln bedroht. Nun prüfen Bergungsexperten, ob der Tank abgedichtet oder leer gepumpt werden kann.

Es könnte noch schlimmer werden

Die Kanarenbewohner beten, dass die unheilvollen Prognosen nicht Wirklichkeit werden, wonach das größte Unheil erst bevorstehen könnte. „Dieser Albtraum ist noch nicht zu Ende, sondern das Schlimmste kommt vielleicht noch“, warnt Luis Ferreirim von der Umweltorganisation Greenpeace. Auch eine Sprecherin des Meeresinstituts der Universität Las Palmas prophezeit, „das sich der Ölteppich weiter Richtung Gran Canaria und Teneriffa bewegen werde“ – wenigstens bei den derzeitigen Wind- und Strömungsverhältnissen.

Spaniens konservative Regierung muss sich derweil vorhalten lassen, das Ölunglück kleinzureden: Die einflussreiche Umweltorganisation Ecologistas en Acción wirft der Verkehrsministerin Ana Pastor vor, „die Wahrheit zu verstecken“. In der Tat schläferte die Ministerin die Öffentlichkeit tagelang mit Informationen ein, wonach sich die Ölpest weit weg von der Insel befinde und keine Gefahr für die Kanaren bestehe.

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