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Vor dem Drogeriemarkt in Kandel (Rheinland-Pfalz) haben Menschen Blumen abgelegt, nachdem eine 15-Jährige erstochen wurde.

© Andreas Arnold/dpa

Update

Kandel: Haftbefehl nach tödlicher Messerattacke auf 15-Jährige

Ein 15 Jahre altes Mädchen wird in einem Drogeriemarkt von einem gleichaltrigen Jugendlichen erstochen. Der Tatverdächtige war polizeibekannt.

Nach der tödlichen Messerattacke auf ein 15-jähriges Mädchen im pfälzischen Kandel ist gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl erlassen worden. Der ebenfalls 15-Jährige sitzt wegen Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft, wie die Leiterin der zuständigen Staatsanwaltschaft Landau, Angelika Möhlig, am Donnerstag in Ludwigshafen mitteilte. Der mutmaßliche Täter war der Ex-Freund des Mädchens.

Der aus Afghanistan stammende Verdächtige soll seine frühere Freundin am Mittwochnachmittag in einem Drogeriemarkt in Kandel angegriffen haben. Die beiden waren nach den bisherigen Ermittlungen zuvor zufällig aufeinander getroffen. In dem Markt soll er mehrfach mit einem Messer auf die 15-Jährige eingestochen haben. Sie erlag später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Motiv laut Staatsanwaltschaft unklar

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich laut Polizei um einen Asylbewerber, der im Frühjahr 2016 unbegleitet nach Deutschland kam. Mit dem Opfer soll er den Ermittlern zufolge ein mehrmonatige Beziehung gehabt haben, die das Mädchen aber Anfang des Monats beendete. Nach Darstellung der Polizei soll er das Mädchen nach Ende der mehrmonatigen Beziehung über soziale Netzwerke und telefonisch immer wieder bedrängt haben. Am 15. Dezember erstatteten ihre Eltern demnach Anzeige gegen ihn wegen Beleidigung sowie Nötigung und Bedrohung. Die Anzeige sei wohl im Zusammenhang damit zu sehen, dass die Tochter die Beziehung mit dem Tatverdächtigen beendet habe, sagte Polizeivizepräsident Eberhard Weber.

Noch am Vormittag des Tattages hatten Polizisten dem Jugendlichen eine Vorladung wegen der Strafanzeige persönlich ausgehändigt. Bereits zuvor hatte die Polizei eine sogenannte Gefährderansprache gemacht und den Jugendlichen auf sein Verhalten angesprochen und ihn gewarnt. „In aller Regel fruchten solche Ansprachen auch“, sagte Polizeivizepräsident Eberhard Weber. Das genaue Motiv ist aus Sicht von Polizei und Staatsanwaltschaft aber noch unklar. „Wir sind am Anfang der Ermittlungen“, sagte Oberstaatsanwältin Möhlig. Im Raum stehe eine Beziehungstat, dies müssten aber noch die weiteren Ermittlungen klären. So sollen Aussagen von Zeugen sowie Spuren ausgewertet werden, außerdem sollte die Leiche des Mädchens rechtsmedizinisch untersucht werden.

Bürgermeister von Kandel warnt vor Fremdenfeindlichkeit

Die rheinland-pfälzische Landesregierung zeigte sich bestürzt. "Wir sind betroffen von dieser schrecklichen Tat", erklärten Innenminister Roger Lewentz (SPD) und Familienministerin Anne Spiegel (Grüne). Es werde alles getan, um die Hintergründe der Tat aufzuklären.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, Martin Brandl, erklärte, die Fraktion sei "sehr betroffen". Wichtig sei nun "die schnelle und gründliche Aufarbeitung der Tat und der Hintergründe".

Unterdessen hat der Bürgermeister von Kandel vor Fremdenfeindlichkeit gewarnt. "Fremdenfeindliche Parolen in die Welt zu setzen, ist im Moment der falsche Weg", sagte Bürgermeister Volker Poß (SPD) am Freitag im Südwestrundfunk. Vorschnelles Handeln sei jetzt fehl am Platz.
In einzelnen E-Mails sei nun von Politikversagen die Rede, berichtete Poß. Das Wort Abschiebung mache die Runde, es würden Konsequenzen im Umgang mit Flüchtlingen eingefordert. Das weitere Vorgehen müsse aber in Ruhe überlegt werden. Im Vordergrund stünden im Moment das tiefe Mitgefühl und die große Anteilnahme mit der Familie des Opfers. (AFP)

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