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Karibik: USA reagieren auf Erdbeben in Haiti

Seit 2004 ist eine Uno-Schutztruppe auf Haiti stationiert. Doch helfen kann sie kaum: Ihr Hauptquartier ist durch das Erdbeben halb zerstört, ein großer Teil der 8000 Soldaten gelten als vermisst. Nun schicken die USA erste Hilfe-Teams - sie fühlen sich dem Inselstaat eng verbunden.

Das Schlimmste sind die Schreie nach Hilfe, sagen Augenzeugen. Sie kommen aus allen Richtungen, vor allem aus den Trümmern der Gebäude. Doch wie soll man zu den Menschen vordringen, die dort eingeschlossen sind – ohne schweres Gerät? Weinende Eltern irren auf der Suche nach ihren Kindern durch die Straßen. Manche Autos wurden durch herabfallende Gebäudeteile platt gedrückt.

Die Institution, von der die Menschen in einem so armen und schlecht verwalteten Land am ehesten Hilfe erwarten, ist selbst von dem Beben betroffen. Seit 2004 ist eine Uno-Schutztruppe auf Haiti stationiert. Doch ihr Hauptquartier ist halb zerstört, ein großer Teil der 8000 Soldaten galt am Mittwoch als vermisst.

Am Dienstag um 17 Uhr Ortszeit hatte ein schweres Erdbeben der Stärke 7 die Karibikinsel erschüttert. In den Folgestunden wurden mehr als ein Dutzend Nachbeben gezählt, die zum Teil Stärke fünf erreichten und noch auf Nachbarinseln wie Kuba zu spüren waren. Viele Bauten in der Hauptstadt Port au Prince mit ihren rund zwei Millionen hielten dieser Angriffswelle der Natur nicht stand. Ein Schleier aus Staub legte sich über die Stadt; in der hereinbrechenden Dunkelheit drang der Feuerschein ausgebrochener Brände hindurch. Über Stunden war das Telefonnetz zusammengebrochen.

Dank moderner Kommunikationstechnik via Satellit erreichten die Hilferufe und erste Bilder die übrige Welt. Begünstigt durch die Zeitzonen reagierten die Vereinigten Staaten rasch. Bereits um 19 Uhr war die Katastrophe die "Breaking News" auf allen Nachrichtensendern - und Haitis Botschafter Raymond Joseph war dort Dauergast. Ja, selbst der Präsidentenpalast sei in Teilen kollabiert, sagte er. Doch das Staatsoberhaupt Rene Preval und seine Frau seien unversehrt. Er befürchte, dass die Zahl der Opfer in die Tausenden gehe.

Wenig später schickte Außenministerin Hillary Clinton die ersten Hilfe-Teams auf den Weg. Die USA fühlen sich Haiti eng verbunden. Nach Ende der französischen Kolonialherrschaft wurde Amerika zur Ordnungsmacht. 1986 zwangen die USA den Diktator "Baby Doc" Duvalier ins Exil. Amerika griff in den Folgejahren mehrfach ein auf Haitis holprigem Weg zur Demokratie. Sie stützen den zum Präsidenten gewählten Priester Jean-Bertrand Aristide zeitweise, stellten sich in der so genannten Haiti-Revolution 2004 aber gegen ihn und flogen ihn außer Landes. Aristide sagte, er sei von US Marines "gekidnappt" worden, und nannte die Intervention einen Staatsstreich. Auch die darauf folgende Uno-Mission wird von den USA dominiert. Ex-Präsident Bill Clinton ist Uno-Sondergesandter für Haiti.

Von mehreren Flughäfen der USA flogen am Mittwoch Katastrophenschutzteams mit Suchhunden und Räumgerät nach Haiti.

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