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Panorama: Karneval: Soviel Kühe wie nie

Mit satirischen Hieben auf die CDU-Spendenaffäre und einem närrischen Tanz rund um den Rinderwahnsinn BSE haben Millionen Narren am Rosenmontag den Höhepunkt des Straßenkarnevals gefeiert. Trotz nasskalten Winterwetters schunkelten die bunt kostümierten Karnevalisten in eisiger Kälte auf offener Straße fröhlich in den siebten Narrenhimmel.

Mit satirischen Hieben auf die CDU-Spendenaffäre und einem närrischen Tanz rund um den Rinderwahnsinn BSE haben Millionen Narren am Rosenmontag den Höhepunkt des Straßenkarnevals gefeiert. Trotz nasskalten Winterwetters schunkelten die bunt kostümierten Karnevalisten in eisiger Kälte auf offener Straße fröhlich in den siebten Narrenhimmel. In den Epizentren des rheinischen Frohsinns in Köln und Düsseldorf jubelten jeweils mehr als eine Million Menschen ihren närrischen Regenten auf den Festwagen zu.

In Mainz feierten eine halbe Million Menschen den 100. Rosenmontagszug seit 1838, dem Gründungsjahr des Mainzer Carneval Vereins.

Unter dem Motto "Im Osten geht die Sonne auf" zeigte sich auch die Bachstadt Köthen in Sachsen-Anhalt mit einem Umzug von 1800 Narren und 80 Motivwagen als ein Garant der närrischen Lebensfreude.

Für einen Frühstart sorgte die Kölner Garde der "Blauen Funken", die den Rosenmontagszug in der Domstadt bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Start um 11.11 Uhr in Bewegung setzte. Mit einer Rekordlänge von sieben Kilometern zogen 95 Festwagen und 125 Musikkapellen unter dem Motto "Köln kann sich mit allen Messen" durch die Domstadt.

Kuh-Kostüme waren bei den Zuschauern so beliebt wie nie und vielfach mit BSE-Warnhinweisen übersprüht.

Altkanzler Helmut Kohl wurde auf einem Mottowagen als Gottvater mit Heiligenschein und seinem Tagebuch als Gesetzestafel in der Hand in den jecken Himmel gehoben.

Dagegen wurde sein Nachfolger Gerhard Schröder von den Kölnern als Dressman verspottet, der unter seiner edlen Robe "Problemzonen" wie Öko-Steuer und Rentenreform versteckt. "FDP-Teletubby" Jürgen Möllemann kam als Zuschauer beschwörender Kinderliebling über die 18-Prozent-Hürde, während Boris Becker unter "www.boris-gegen-babs.de" im Internet für werdende Väter surfte.

Big-Brother und die Ökosteuer waren etwa 50 Kilometer rheinabwärts in Düsseldorf bei Temperaturen um zwei Grad die großen Themen unter dem Motto "Jede Jeck is anders". Selbst die Heinzelmännchen konnten sich der totalen Fernsehüberwachung nach Big-Brother Vorbild nicht entziehen.

Auch die bunten Tanksäulen zogen auf einem der 65 Festwagen angesichts der Ökosteuer grimmige Gesichter und gaben das Benzin nur tropfenweise her. Trotz der bitteren Kälte tanzte die Blumenkönigin aus Teneriffa leicht bekleidet zur närrischen Musik und ein fernöstlicher Riesen-Drache spie statt Feuer Kamelle.

In Mainz marschierten bei Sonnenschein, aber Temperaturen um null Grad fast 9000 Teilnehmer durch die Innenstadt. Nach Angaben der Polizei kamen rund eine halbe Million Gäste, um sich den närrischen Lindwurm unter dem Motto "Schon 100 tolle Narrenjahre ertönt in Mainz die Zugfanfare" anzusehen.

Auf einem der 20 Motivwagen hielt ein deutscher Michel an einem Schalter "Willkommen in Deutschland" vergeblich Ausschau nach ausländischen Computer-Spezialisten, während im Hintergrund ein auf einen Baseballschläger gelehnter Skinhead lauerte. Die amerikanische Präsidentenwahl-Panne glossierte ein Motivwagen, auf dem eine Mickymaus Uncle Sam auf einem bunten Rechenschieber das Wahlergebnis vorrechnete.

Humorlos

Herta Däubler-Gmelin (57), sich selbst als "völlig humorlos" bezeichnende Bundesjustizministerin, hat am Rosenmontag in Freiburg den Narrenpreis der Breisgauer Narrenzunft erhalten. Sie sei zutiefst entsetzt gewesen, als sie von der bevorstehenden Auszeichnung erfahren hatte, sagte die SPD-Ministerin aus Schwaben. Witz und Humor seien bei ihr nicht vorhanden. Die Preisträgerin "wider Willen" entschuldigte sich beim Publikum, das eine humorvolle Rede erwartete. In Berlin gebe es nichts zu lachen, außerdem habe sie es als Justizministerin ja ständig mit "Lumpen" zu tun. Der emeritierte Romanistik-Professor Hans-Martin Gauger bezeichnete in seiner Laudatio die Auszeichnung für Däubler-Gmelin als Ausdruck der Freiburger Toleranz und des urbanen Großmuts. Humor sei keine unabdingbare Voraussetzung für den Narrenpreis.

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