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© dpa

Karneval und Wirtschaftskrise: Hüllenlos und flügellahm

Wie die Narren im Rheinland Politiker in der Wirtschaftskrise sehen.

Köln/Mainz - Hunderttausende von Narren haben am Rosenmontag trotz Schmuddelwetters ausgelassen Straßenkarneval gefeiert und die Fastnachtsumzüge im ganzen Land bejubelt. Durch Köln schlängelte sich mit rund 150 Fest- und Prunkwagen sowie etwa 11 500 Teilnehmern der größte Karnevalszug Deutschlands, insgesamt waren dort mehr als eine Million Narren auf den Beinen. Vor allem in den rheinischen Feierhochburgen sparten sie bei ihren Motivwagen nicht mit Kritik an Politik und am Weltgeschehen, dominierendes Thema war die Finanzkrise: Da bildeten einfache Bürger ein menschliches Auffangnetz für einen auf dem Drahtseil balancierenden Banker. Der die USA symbolisierende „Uncle Sam“ bemühte sich, umfallende Bankentürme zu stützen. Und Kanzlerin Angela Merkel ließ sich im knappen schwarz-rot-goldenen Bikini „Problemzonen“ wie die Neuverschuldung wegliften. In Düsseldorf fielen Merkels Hüllen ganz: Mit sechs Brüsten säugte sie dort ihre Babys namens Abwrackprämie, Konjunkturpaket und Bankenhilfe.

Den SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering ließen Kölner Wagenbauer als Engel mit „Flügelproblemen“ einschweben, in Düsseldorf zeigte ein Gefährt Papst Benedikt XVI., wie er dem als Teufel dargestellten Piusbruder und Holocaust-Leugner Richard Williamson die Hand schüttelt. Auf einem anderen Wagen flog einem als Engel dargestellten US-Präsidenten Obama mit der Flügel-Aufschrift "Yes we can" das kleine, blonde Europa hinterher – mit der Replik „We too“.

Nach Auskunft der Polizei blieb es zunächst friedlich. In Mainz, Koblenz und Trier wurden deutlich weniger Einsätze als 2008 registriert. Bei einem Faschingsumzug im niederbayerischen Wegscheid stürzte ein Mann von einem Motivwagen. Der Oberösterreicher erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass er noch im Krankenhaus starb. Tsp

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