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Kassandras Eltern am Mittwoch auf dem Weg in den Gerichtssaal Foto: ddp

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Panorama: Kassandras Peiniger verurteilt

Achteinhalb Jahre Haft für den heute 15-Jährigen

Wuppertal - Der Anlass war nichtig, die Tat noch brutaler als bislang bekannt: Der 15-jährige Peiniger der kleinen Kassandra ist am Mittwoch zu achteinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Das Landgericht in Wuppertal sprach den verhaltensauffälligen Schüler des versuchten Mordes schuldig. Ein Sprecher des Landgerichts nannte auch erstmals sein Motiv: Der damals 14-Jährige hatte sich an Kassandra rächen wollen und ihr an einem Spieltreff aufgelauert, weil sie ihn „verpetzt“ hatte und er deswegen nicht mehr mit ihrem Bruder spielen durfte.

Mit der Faust schlug der Jugendliche die Neunjährige im beschaulichen Velbert-Neviges zu Boden. Dann nahm er einen Betonstein und zertrümmerte dem Kind den Schädel, um es zu töten und dadurch unentdeckt zu bleiben. Das bewusstlose Mädchen schleifte er zum Kanalschacht und stieß es eineinhalb Meter in die Tiefe. Damit nicht genug: Aus der Höhe ließ er vier bis zu 19 Kilogramm schwere Steine auf den Kopf des Kindes fallen, um sicher zu gehen, sein Opfer ermordet zu haben. Er zog den Deckel über den Schacht und tarnte das Versteck mit Ästen. Dann spielte er das Unschuldslamm und bot bei der Suche nach der Grundschülerin seine Hilfe an.

Derweil durchlitt Kassandra sieben Stunden lang ein kaum fassbares Martyrium: Mit Schädelbrüchen lag das lebensgefährlich verletzte Mädchen in der Dunkelheit unter der Erde. Es regnete und das Wasser im Kanal stieg und stieg. Wäre Kassandra mit dem Gesicht nach unten aufgeschlagen, wäre sie ertrunken. Durchnässt, stark unterkühlt und kurz vor dem Tod fand schließlich ein Spürhund der Polizei die Kleine. Drei Wochen später erschütterte die Festnahme des Täters nochmals die Republik: Er war erst 14 Jahre alt.

Wegen der außergewöhnlichen Brutalität des voll schuldfähigen Jungen ging das Gericht über das vom Staatsanwalt geforderte Strafmaß von sieben Jahren und zehn Monaten hinaus. Mit achteinhalb Jahren blieb die Kammer nur wenig unter der Höchststrafe von zehn Jahren.

Verteidigerin Astrid Denecke hatte fünf Jahre gefordert und erwägt nun, gegen das aus ihrer Sicht „sehr harte Urteil“ in Revision zu gehen. Kassandras Eltern, die der halbstündigen Urteilsbegründung im Schwurgerichtssaal beiwohnten, seien mit dem Urteil zufrieden und könnten nun hoffentlich etwas Ruhe finden, sagte Nebenklagevertreter Holger Boden. Kassandra sei nach wie vor schwer traumatisiert und die Verletzungen noch nicht verheilt.dpa

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