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Panorama: Katholischer Absolutheitsanspruch: Machtkampf in der Kurie (Kommentar)

Strenge ist sein Metier. Wenn es um die katholische Sache geht, kennt Joseph Ratzinger keine Gnade.

Strenge ist sein Metier. Wenn es um die katholische Sache geht, kennt Joseph Ratzinger keine Gnade. Demonstrativ pocht der deutsche Kurienkardinal auf den Absolutheitsanspruch seiner Kirche. Die anderen Christen reagieren empört. Ökumenisches Porzellan, über drei Jahrzehnte zusammengetragen, geht binnen Stunden zu Bruch. Ratzinger scheint das wenig zu kümmern; er folgt einer eigenen Strategie. An der Schwelle zum nächsten Pontifikat möchte er die dogmatischen Eckpfosten noch einmal festrammen. Während der polnische Altpapst immer freier, unkonventioneller und mutiger wird, funkt die Kurie mit Ratzinger an der Spitze immer ungenierter dazwischen. Im Frühjahr legte Johannes Paul II. ein "Mea Culpa" für die Sünden der Kirche ab, betete an der Klagemauer, bezeichnete die Juden als "die großen Brüder" der Christen und suchte die Begegnung mit orientalischen Kirchen und islamischen Würdenträgern. Kaum aus dem Heiligen Land zurück, kündigte die Kurie die Seligsprechung des umstrittenen Unfehlbarkeits-Papstes und Judenhassers Pius IX. an - eine Aktion, die gerade das Judentum verprellen musste. Beim Weltjugendtag vor drei Wochen wurde der 80-Jährige von zwei Millionen Jungen und Mädchen wie ein Popstar gefeiert. Nachdem die Teilnehmer des ökumenischen Welttreffens abgereist waren, setzte die Kurie auch hier mit dem katholischen Einzigkeits-Anspruch einen Kontrapunkt absolutistischer Engstirnigkeit. Im heiligen Jahr 2000 bietet Rom ein Bild wachsender Gegensätze. Der Machtkampf um Rolle und Gestalt der Kirche im 21. Jahrhundert ist voll entbrannt.

M.G.

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