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Kevin-Untersuchungsausschuss: Sozialamt steht unter Druck

Die Hintergründe zum Tod des zweijährigen Kevin aus Bremen bleiben unklar. Der für ihn zuständige Sozialarbeiter erschien erneut nicht vor dem Untersuchungsausschuss. Wann der Ziehvater angeklagt wird, ist offen.

Bremen - Der ehemalige Fallmanager des zweijährigen Kevin aus Bremen wird voraussichtlich nicht mehr vor dem Untersuchungsausschuss zum Tod des Jungen erscheinen müssen. Der Sozialarbeiter sollte als Zeuge aussagen, legte aber ein amtsärztliches Attest vor, wie Ausschussmitglied Hermann Kleen (SPD) sagte. Mitte Januar hatte der Fallmanager sich schon krank gemeldet, als er erstmals vor den Ausschuss geladen worden war. Das Gremium werde auf eine weitere Vorladung verzichten, sagte Kleen. Seit dem Auffinden von Kevins Leiche im Oktober 2006 hat der stark in die Kritik geratene Fallmanager nicht mehr gearbeitet, weil er krank geschrieben ist.

Der Leiter des Sozialzentrums Gröpelingen/Walle, in dem auch Kevins Fallmanager beschäftigt war, sagte, seine Mitarbeiter und er stünden unter starkem Druck. Die Vorgaben der Amtsleitung für soziale Dienste seien nicht realisierbar gewesen, die Nichteinhaltung von Zielen als persönliches Versagen der Sozialarbeiter dargestellt worden.

Gab der Ziehvater ein anderes Kind als Kevin aus?

Der inzwischen suspendierte Leiter des Amtes für soziale Dienste, Jürgen Hartwig, wird am 27. Februar zu den Vorwürfen vor dem Ausschuss Stellung nehmen können. Die vorerst letzte Sitzung des Gremiums ist für 1. März geplant. An dem Tag ist Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) als Zeugin geladen. Anschließend wird das Gremium seinen Bericht verfassen. Über diesen soll in der letzten Sitzung der Bürgerschaft vor der Wahl am 13. Mai debattiert werden.

Unterdessen gibt es angeblich Hinweise darauf, dass Kevins drogenabhängiger Ziehvater während der letzten Lebensmonate des Zweijährigen und nach dessen Tod mit einem fremden Kleinkind unterwegs war. Dieses soll er als Kevin ausgegeben haben, berichtete der "Weser Kurier". Einen entsprechenden Verdacht habe eine Zeugin schon bei der Polizei zu Protokoll gegeben. Nach ihrer Aussage sei das Kind, das sie gesehen habe, normal entwickelt gewesen und habe laufen können. Andere hatten Kevin dagegen als entwicklungsverzögerten Jungen beschrieben, der nur robben konnte. Ausschussmitglieder bezeichneten die Vermutung über den Ziehvater als reine Spekulation.

Schwere Vorwürfe gegen den Fallmanager

Weiter unklar ist, wann gegen den in Untersuchungshaft sitzenden Ziehvater von Kevin Anklage erhoben wird. "Das Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen steht noch aus", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Er rechne damit, dass die Anklage wegen Totschlags oder Mordes im März erhoben werde. Auch die Ermittlungen gegen den Fallmanager sowie gegen Kevins früheren Amtsvormund wegen Verdachts der Verletzung der Fürsorgepflicht dauern an. Im Untersuchungsausschuss hatten Zeugen dem Fallmanager schwere Versäumnisse vorgeworfen. Er habe regelmäßig nicht auf Warnhinweise reagiert und falsch gehandelt.

Der zweijährige Kevin war am 10. Oktober 2006 tot im Kühlschrank seines Ziehvaters gefunden worden. Der Junge war vermutlich schon Ende April oder Anfang Mai an den Folgen schwerster Misshandlungen gestorben. Nach dem Tod seiner Mutter hatte er unter der Obhut des Bremer Jugendamts gestanden. (Von Janet Binder, ddp)

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