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Kim Schmitz: Hochstapler und Pleitier "Dr. Kimble" ist zurück

Kim Schmitz, das bankrotte Wunderkind der deutschen New Economy hat sich mit einer Kleinanzeige in der „FAZ“ in der Rubrik „Beteiligungen und Geldverkehr“ zurückgemeldet. Darin sucht er wieder Investoren, die ihm ihre Millionen geben sollen.

„Dr Kimble“, verurteilter Hochstapler und Pleitier, ist zurück. Kim Schmitz, das bankrotte Wunderkind der deutschen New Economy hat sich mit einer Kleinanzeige in der „FAZ“ in der Rubrik „Beteiligungen und Geldverkehr“ zurückgemeldet. Schmitz, dessen Nick „Dr Kimble“ aus den Zeiten stammt, in denen er noch als minderjähriger Computerhacker bis in den Citibank-Kreditkartenrechner durchdrang, sucht wieder Investoren. Eines hat sich immer noch nicht geändert: Kim Schmitz macht keine halben Sachen.

Er will schon wieder zwei Millionen Euro, unter 20 000 Euro Mindestanlage ist der Einstieg nicht zu haben. Dafür bietet er den zukünftigen „Kimvestoren“, wie eine seiner egomanischen Wortschöpfungen lautet, ein „neues Business“. Es scheint, als ob Schmitz seiner „Kimbiographie“ ein neues Kapitel und eine neue Legende hinzufügen möchte: Das unbeirrbare Stehaufmännchen. Denn noch vor sechs Monaten sah es übel aus für den 28-Jährigen. Da kündigte er im Internet seinen Selbstmord an, Geldeintreiber aus dem Rotlichtmillieu und die Polizei waren hinter ihm her. Er wurde nach seiner Flucht aus Deutschland über Monaco schließlich in einem Luxushotel in Bangkok verhaftet.

Zurück in Deutschland verurteilte ihn das Münchner Amtsgericht wegen verbotenen Insiderhandels mit Aktien zu einem Jahr und acht Monaten Haft auf Bewährung. Dazu musste er 100 000 Euro Strafe zahlen.

Was war mit dem Drei-Zentner-Mann geschehen? Schon als 16-Jähriger prahlte er damit, in die Superrechner der NASA und des Pentagon eingebrochen zu sein. Wirklich bewiesen von seinen Hacker-Großtaten wurde allerdings nur, dass er Kreditkarten kopierte und in den Computern von Mobilfunkbetreibern wühlte. Dafür gab es allerdings schon 1994 eine zweijährige Bewährungsstrafe wegen Betruges und Hehlerei. Doch Kim Schmitz’ Größenwahn passte in die Zeit, bevor dem Neuen Markt und den Dotcoms die Puste ausging. Für die Boulevardpresse und gierige Investoren gab Schmitz den reichen Hans-Dampf, der aus Computercodes Geld macht. Schmitz gründete eine Firma nach der anderen, zeigte sich gerne in seinem Privatjet oder im Pool mit Frauen, die immer wieder mit anderen Prominenten im Arm gesehen werden. Wer so prasst, so lautete die Massage, der muss die Lizenz zum Gelddrucken gefunden haben.

Echten Gewinn hat Schmitz eigentlich nur einmal gemacht, mit seiner Firma für Sicherheitsprogramme an Computeranlagen, Data Protect, die er vor zwei Jahren an den TÜV Rheinland verkaufte. Heute ist allerdings auch Data Protect pleite. Dabei hatte Schmitz mit solchen Aktionen wie seinem Einbruch in den Münchner Flughafen bewiesen, wieviel Wissen er von Sicherheitstechnik besaß. Erst nachdem er alle Zugangssperren überwunden hatte und im Cockpit einer Lufthansa Maschine fotografiert wurde, konnte ihn die Polizei festnehmen.

Der Niedergang des Kim Schmitz begann Anfang letzten Jahres, als er ankündigte, die angeschlagene Internet Firma Letsbuyit.com mit 40 Millionen Euro zu retten. Das Münchner Gericht urteilte später, dass Schmitz nur den Kurs der Aktie zum Fliegen bringen wollte, um seine billig erworbenen Anteile teuer zu verkaufen. Am Ende feierten auch nur noch diejenigen mit dem „Großkotz“ („Bild“), die dafür bezahlt wurden – schwere Jungs und Mädchen aus der Rotlichtszene. Schmitz nächster Fehler war, dass er auch ihnen Geld abluchste und große Renditen ankündigte. Als er die nicht brachte, standen drei Russen vor der Tür, die nicht viel sagten, dafür aber seine Wohnung leer räumten und den Mercedes 500 mit allen eingebauten Computerschikanen auch gleich mitnahmen. Da bekam es „Dr Kimble“ mit der Angst und ging auf die Flucht.

Ein gutes Jahr später, nach Festnahme und Verurteilung lebt Schmitz jetzt in Hamburg im Hotel. Er arbeitet schon wieder mit exzessivem Feiern an seiner Partykarriere. Außerdem sucht er eine feste Wohnung, allerdings nur, wenn die Presse mit Kamera und Blitzlicht bei den Wohnungsbesuchen dabei ist.

Das einzige Kapital, das Kim noch hat, sind seine hochfliegenden Pläne.

Seine ganze Webseite, www.kimpire.com ., ist voll mit dem Größenwahn, der Kim wieder ganz nach oben bringen soll. Kein Wort steht dazu, was sein „neues Business“ sein soll. Dagegen seitenweise Ideen und Wortspiele. Ein erster Interessent, der sich offenbar überlegt, ihm sein Geld anzuvertrauen, hat sich schon bei ihm gemeldet und seine Handynummer hinterlassen, wie ein Blick in die Emails verrät. Ein Anruf mit der Frage, was für ein Projekt nun geplant sei, beantwortete der Interessent nicht.

Schmitz singt auf seiner Website seinen Abgesang auf Deutschland, dem Land von „Neid und Missgunst“ und will schon im nächsten Atemzug die Republik mit seiner eigenen Partei retten. Bis dahin sucht er allerdings noch einen Internetprovider, bei dem er seine Pläne für lau präsentieren darf.

Wenn man dem Gästebuch seiner Website trauen darf, hat Schmitz auch aus seinem Crashkurs in Sachen Rotlichtmilleu nicht gelernt, sich von käuflichen Frauen fern zu halten. Ein angeblicher Freund erinnert ihn an die guten Zeiten, die sie gerade im „Brasil Club“ verbracht haben. Der „Brasil Club“ ist eine Art Robinson-Cluburlaub für Sextouristen, eine Orgien-Reise mit „unbegrenztem Damenwechsel“ für den kleinen Mann. Früher gab Schmitz einfach so zwei Millionen Mark für eine Woche Formel 1 in Monaco aus, fuhr mit „BigBrother“-Alex und anderen Freunden in 15 Ferraris an die Côte d’Azur und nach dem Rennen ging es zu den Bikini-Mädchen auf die Yacht. Heute scheint es nur noch für 3198 Euro und zwei Wochen Pauschal-Sexurlaub zu reichen.

Daniel Boese

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