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Kindesentführung: Heiße Spur im Fall Madeleine

Bei der Suche nach der in Portugal entführten vierjährigen Madeleine hat die Polizei einen Engländer offiziell als Verdächtigen eingestuft. Entgegen ersten Meldungen gibt es jedoch noch keine Festnahme.

London/Praia da Luz - Es gebe nicht genug Hinweise, den Verdächtigen zu verhaften, teilte die Polizei am Abend mit. Nähere Details zu dem Verdächtigen wurden nicht genannt. Ein 33 Jahre alter Brite war zuvor verhört worden. Spezialisten der Spurensicherung durchsuchten in dem portugiesischen Badeort Praia da Luz mehrere Stunden das Haus seiner Mutter in Sichtweite des Tatorts.

Das Haus wurde mittlerweile versiegelt, berichtete die BBC. Videos und ein Computer seien für weitere Ermittlungen abtransportiert worden. Für den Bericht einer portugiesischen Zeitung, der Brite habe pädophile Internetseiten frequentiert, gab es keine Bestätigung. Wie die Polizei weiter mitteilte, waren am Vortag insgesamt fünf Häuser durchsucht worden.

Die Ermittler bestätigten, dass im Zusammenhang mit der Suche nach Madeleine drei Menschen als Zeugen befragt wurden. Eine Deutsche und ein Portugiese hätten anschließend die Polizeistation in dem Ort Portimao verlassen dürfen. Sie hatten beruflich mit dem Engländer zu tun, der bis vor knapp zwei Jahren in der ostenglischen Grafschaft Norfolk lebte. Er soll sich in Südportugal als Immobilienmakler versucht haben, ehe er dort als Übersetzer arbeitete.

Verdächtiger dolmetschte für die Polizei

Der in Portugal aufgewachsene Brite und seine Mutter (71), die seit mehr als vier Jahrzehnten in Praia da Luz lebt, hatten sich gleich nach dem Verschwinden Madeleines am 3. Mai als freiwillige Helfer angeboten. Das Kind war aus einer Ferienanlage entführt worden, als ihre Eltern einen Steinwurf entfernt zu Abend aßen. Der Mann betätigte sich als Dolmetscher für die Polizei, Madeleines Eltern und die Journalisten. Seine Mutter richtete einen Informationsstand ein, wo Hinweise für die Suche nach dem Kind auch anonym hinterlassen werden konnten.

Laut BBC war der Engländer durch Hinweise einer Londoner Boulevardreporterin unter Verdacht geraten. Sie hatte ihn bei der Polizei angezeigt, weil er Reportern sagte, er habe in England eine vierjährige Tochter, die der entführten Madeleine ähnlich sehe. Dies wurde später durch frühere Nachbarn des Mannes in Norfolk bestätigt, wo das Kind bei dessen geschiedener Frau lebt. Ein Onkel des Mannes sagte Reportern, dieser habe für die Zeit des Verschwindens von Madeleine ein Alibi. Er habe mit seiner Mutter zu Abend gegessen. "Ich weiß, dass er nichts mit Madeleines Entführung zu tun hat."

Eltern gründen Fonds für Madeleine

Die Polizei wies Spekulationen zurück, dass sich der Engländer auf eigenes Verlangen zum Verdächtigen erklärt hatte. Nach portugiesischem Recht könnte er gefordert haben, diesen Status zu bekommen. Dadurch hätte er unter anderem das Recht, Angaben nur noch im Beisein eines Anwalts zu machen oder Aussagen zu verweigern, die ihn belasten könnten.

Die Eltern Madeleines (beide 38), die als Ärzte in der mittelenglischen Grafschaft Leicestershire arbeiten, wollen nach eigenen Angaben so lange nicht nach Großbritannien zurückkehren, bis ihre Tochter gefunden wird. Sie kündigten zudem einen öffentlichen Fonds an, in den Spenden für die Suche nach ihrer Tochter fließen sollen. Für Hinweise, die zur sicheren Rückkehr Madeleines führen, sind bislang Belohnungen in Höhe von insgesamt nahezu vier Millionen Euro ausgesetzt worden. (tso/dpa)

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