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Papst Franziskus.

© Reuters

Kirche: Offenheit des neuen Papstes erfreut deutsche Katholiken

Beschwingt von seiner ersten Auslandsreise überrascht Franziskus mit offenen Worten nicht nur zur Homosexualität. Revolutionär sind die Äußerungen wohl nicht, aber gerade beim Papst macht der Ton die Musik.

Verständnis für Homosexuelle, mehr Einbindung von Frauen und Hoffnung für wiederverheiratete Geschiedene: Die Offenheit von Papst Franziskus trifft bei Deutschlands Katholiken auf Zustimmung. „Der Papst ist dabei, die Gesprächskultur in der katholischen Kirche zu verändern“, sagte ZdK-Präsident Alois Glück am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ wertete die Äußerungen zur Homosexualität als wichtiges Signal. Der Pontifex hatte auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro Journalisten ausführlich Rede und Antwort gestanden.

Im Hinblick auf die Lehre der Kirche habe der Papst nichts revolutionär Neues gesagt, betonte ZdK-Präsident Glück. Aber Franziskus setze andere Akzente. „Dabei geht es nicht nur um Homosexuelle.“ Er thematisiere auch, dass die Ehe pastoral überarbeitet werden solle. „Das ist in Deutschland ein ganz heiß diskutiertes Thema bei den Menschen, die nach einer Scheidung wieder heiraten, deswegen nicht zu den Sakramenten zugelassen sind und sich von der Kirche abwenden“, sagte der frühere CSU-Politiker.

Der 76-jährige Papst kehrte am Montag von seiner ersten Auslandsreise nach Brasilien in den Vatikan zurück. Im Flugzeug beantwortete er rund 80 Minuten lang Fragen mitreisender Journalisten. Dabei kündigte er auch weitere Reformen in der römischen Kurie und in der Vatikan-Skandalbank IOR an. Als großes Problem bezeichnete er die Vatileaks-Affäre um gestohlene Dokumente im Vatikan.

Der auskunftsfreudige Papst sorgte in den italienischen Medien am Dienstag für ein großes Echo. „Franziskus sitzt mit einer entwaffnenden Normalität zwischen uns“, schrieb der „Corriere della Sera“. Der katholische Philosoph Giovanni Reale bezeichnete im Interview des „Corriere della Sera“ die Äußerungen als „historische Wende“.

Franziskus hatte betont, er wolle über Schwule nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung urteilen. „Dies kann und muss ein Befreiungsschlag für alle Priester sein, die homosexuell sind und dies bisher verbergen mussten“, sagte der Sprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, der dpa in München. Bisher hätten schwule Priester oftmals in Angst vor Erpressung oder in Angst vor kirchlichen Sanktionen leben müssen. Für Aufsehen sorgten auch die Äußerungen des Pontifex auf die Frage, ob es eine Schwulen-Lobby im Vatikan gebe. „Man muss unterscheiden zwischen Schwulsein, diese Tendenz haben oder Lobby machen“, sagte Franziskus. „Die Lobbys, alle Lobbys sind nicht gut“, betonte er. Vatikan-Kenner leiten aus seiner Antwort eine indirekte Bestätigung für die Existenz solcher Seilschaften ab.

Franziskus hatte nach unbestätigten Angaben Mitte Juni im kleinen Kreis die Existenz eines sogenannten Schwulen-Netzwerks im Vatikan eingeräumt. Medienberichten zufolge soll in einem Ermittlungsbericht einer Kardinalskommission von einer Schwulen-Seilschaft mit Einfluss am Heiligen Stuhl die Rede sein.

Franziskus sprach sich zudem für eine stärkere Einbindung der Frauen in der Kirche aus. Mädchen seien heute Messdiener, Frauen hielten die Lesung, es müsse aber noch mehr geschehen - „auch auf der Ebene der Theologie“, sagte der Papst, ohne Details zu nennen.

Zugleich erinnerte Franziskus jedoch an das Nein des ehemaligen Papstes Johannes Paul II. zur Frauenordination. „Diese Tür ist geschlossen“, sagte er in Bezug auf das Thema Frauenpriestertum.

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