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Panorama: Kitzel für das Trommelfell

Open-Air-Festivals sind der pure Darwinismus: In den ersten Reihen können nur die Stärksten überleben - dahinter drücken Zehntausende anderer Menschen nach vorne.Muß man auf die Toilette, gibt man den mühsam erkämpften Platz auf.

Open-Air-Festivals sind der pure Darwinismus: In den ersten Reihen können nur die Stärksten überleben - dahinter drücken Zehntausende anderer Menschen nach vorne.Muß man auf die Toilette, gibt man den mühsam erkämpften Platz auf.Hat man Pecht, regnet es, oder schlimmer: Die Sonne brennt und die erwähnten Hunderttausend verkleben zu einem einzigen Klumpen.Warum also zieht es wieder Siebzigtausend zu "Rock am Ring" und zu "Rock im Park", die an diesem Pfingstwochenende zeitgleich am Nürburgring und im Nürnberger Frankenstadion die Saison eröffnen?

Eine Frage, die nur stellen kann, wer keine Gänsehaut bekommt, wenn ein ganzes Stadion einen Rocksong mitgrölt.Wer nicht allein schon bei dem Gedanken an Frischluft plus Popmusik feuchte Hände bekommt.Wer noch nie bei einer ordentlichen Schlammschlacht mitgemacht hat.Kurz: Es macht einfach Spaß, für zwei oder drei Tage restlos animalisch zu werden, zu den Ursprüngen der Menschheitsgeschichte zurückzukehren.Der Open-Air-Fan ist vor allem ein Sammler und Jäger.

Und große Festivals wie "Rock am Ring" und "Rock im Park", bieten genug Gelegenheit zum Sammeln und Jagen.Metallica und Bryan Adams, Alanis Morissette und Lauryn Hill, Robbie Williams und Faithless - da kann man viele Namen abhaken auf der persönlichen "Diese-Band-muß-ich-unbedingt-mal-live-gesehen-haben"-Liste.Im "Alternatent" und beim "Talent Forum" gibt es frische Töne - so alternativ wie attraktiv: Jon Spencer läßt den Blues explodieren, die Absoluten Beginner liefern eine "hammerharte" Show und Garbage rocken, daß der Schweiß von den Zeltwänden tropft.Und da ein Open-Air-Ereignis ein Mini-Staat auf Zeit ist, gibt es am Ring und im Park auch Campingplätze, Duschzelte, Bank- und Telefoncenter, Supermärkte und Freßtempel.

Mit "nur" 40 Bands ist das Doppel-Open-Air "MTV Hurricane / MTV Southside", das am 26.und 27.Juni am Eichenring in Scheeßel und auf dem Flugplatz Neubiberg bei München stattfindet, zwar kleiner aber keineswegs weniger prominent besetzt als die Festivals in Nürnberg und in der Eifel.Allein die beiden Headliner sind es wert: Während Schock-Rocker Marilyn Manson seinem Bürgerschreck-Image alle Ehre machen wird, werden die Trip-Hopper von Massive Attack für dunkle Grooves sorgen.

Das kann man mit gutem Gewissen auch vom Programm des Highfield-Festivals am Stausee Hohenfelden nahe Erfurt behaupten - wer sich schon bei den eben beschriebenen Festivals amüsiert hat, wird hier am 10.und 11.Juli Altbekannte treffen: Garbage, Fanta 4, Guano Apes.Aber auch der Rest stimmt.Das "Bizarre"-Festival, das vom 20.bis 22.August im Butzweiler Hof in Köln stattfinden wird, macht seinem Namen alle Ehre: Da trifft der Elektro-Punk Moby auf die scharfen Red Hot Chilli Peppers, und The Offspring auf die Swing-Combo Cherry Poppin Daddies.Bizarr.

Und wem das noch nicht für ein ordentliches Ohrensausen reicht, kann sich ja auch vom 1.bis zum 4.Juli in Roskilde an den Trommelfellen kitzeln lassen.Neben dem Pinkpop Festival im niederländischen Landgraaf und dem Mega-Meeting im englischen Glastonbury zählt das dänische Festival zu den ganz großen in Europa.Da gibt es für jeden etwas.Hausmannskost: ja.Hardrock: ja.House: ja.Die Veranstalter haben, um dem Andrang stand zu halten, ein Kartenverkaufslimit festgesetzt: Wer zu spät kommt, den bestraft der Schwarzmarktpreis.Open-Air-Festivals sind halt nicht nur etwas für Darwinisten, sondern auch für schnelle Menschen.

Pinkpop Festival, 22.-24.Mai, 0031/46/4752500

Glastonbury, 25-27.Juni, 0044/115/9129129

Hurricane/Southside, 26.-27.Juni, 040/853 88 853

Roskilde, 1.-4.Juli, lokale VVK-Stellen

Highfield, 10.-11.Juli, 040/85388853

Bizarre, 20.-22.August, 0228/3676767

ANDREAS KRIEGER

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