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Liebhaber des Citroën 2 CV organisieren sich europaweit in Vereinen und treffen sich für gemeinsame Touren.

© Peter Kneffel/dpa

Klassiker von Citroën: Die Ente wird 70 und immer schöner

Am 7. Oktober 1948 wurde in Paris der 2 CV vorgestellt. Noch heute schätzen Liebhaber das Charisma des Autos.

Die Ente sollte nie schön sein. „Auf das Aussehen kommt es nicht an“, sagte der Citroën-Chef Pierre-Jules Boulanger Anfang der 30er- Jahre, als er seinen Konstrukteuren den Auftrag für ein neues Automodell gab.

Er wollte „ein billiges, gut gefedertes Auto, in dem zwei Bauern mit Stiefeln, ein Zentner Kartoffeln oder ein kleines Fass Wein Platz haben, das 60 Stundenkilometer fährt und dafür nur drei Liter Sprit braucht“. Dann begann der Zweite Weltkrieg, ein kleines Auto für Bauern verlor an Priorität und Boulanger musste die Planung verschieben.

Am 7. Oktober 1948, vor 70 Jahren, ist es aber endlich so weit, Citroën präsentiert den neu entwickelten 2 CV beim Automobilsalon in Paris. Obwohl die Kritiker anfangs skeptisch sind und die Wochenzeitschrift „Canard Enchaine“ das Auto als „Konservendose für vier Sardinen“ verspottet, beginnt der einmalige Erfolgsweg eines Autos über die Straßen Frankreichs in die Popkultur und Gedächtnisse von mehreren Generationen.

Die Franzosen verlieben sich sofort in den Wagen

Die Franzosen verlieben sich sofort in das günstige Auto mit niedrigem Hubraum, das mit dem anfangs eingebauten 9-PS-Motor maximal 60 Stundenkilometer erreicht. Die Zahl der Bestellungen übertrifft jegliche Erwartungen von Citroën, teilweise müssen die Käufer mehr als fünf Jahre auf die Lieferung warten. Der 2 CV wird zum Bestseller.

Es dauert noch mehrere Jahre, bis das Auto auch über die Straßen Deutschlands rollt. Ab 1958 ist der 2 CV erhältlich, doch der Verkauf läuft anfangs wesentlich schlechter als in Frankreich.

Ein Spitzname hilft der wachsenden Popularität: In Anlehnung an einen Journalisten, der das Auto bei der Präsentation in Paris mit dem „hässlichen Entlein“ aus Hans- Christian Andersens Märchen verglichen hatte, wird das Auto in Deutschland nur „Ente“ genannt. In der Schweiz und grenznahen Gebieten Deutschlands setzt sich der Name „Deux Cheveaux“, auch „Döschewo“, durch, wobei sich die Abkürzung CV von der sogenannten „Cheval fiscal“, einer Kennzahl im französischen KFZ-Steuersystem, ableitet.

Vor allem Studenten begeistern sich für den 2 CV

Mit der Zeit entdecken vor allem Studenten die Vorzüge des kleinen Autos. Für 9990 Mark bekommen sie einen praktischen Wagen, ein Stück französisches Lebensgefühl gibt es gratis dazu. Die Ente ist schließlich nicht nur ein Auto. Sie ist zugleich Ausdruck eines unangepassten Lebensstils und gilt vor allem zur Zeit der Studentenbewegung als Zeichen gegen das bürgerliche Establishment. Auch Prominente zeigen sich gerne im 2 CV.

Dabei beschränkt sich der Ruhm der Ente nicht nur auf Europa. Im Film „007 – In tödlicher Mission“ flieht Roger Moore als James Bond in einem gelben 2 CV vor den Bösewichten. Auf der wilden Fahrt durch einige spanische Dörfer entkommt Bond mit der Ente, obwohl sich das Auto zwei Mal überschlägt und mehrmals von den Verfolgern – im Peugeot 504 – beschossen wird.

1988 stellt Citroën die Produktion in Frankreich ein

Doch auch James Bond kann das Produktions-Aus für die Ente nicht verhindern. 1988 stellt Citroën die Produktion in Frankreich ein, zwei Jahre später rollt im portugiesischen Werk der letzte von insgesamt knapp 3,9 Millionen produzierten 2 CV vom Band. Die Karosserie ist veraltet, auch die strengeren Abgasnormen können mit der alten Technologie nicht eingehalten werden.

Mittlerweile fahren nur noch wenige Enten auf den deutschen Straßen, 11.000 sind offiziell zugelassen. Auf den Online-Auktionsplattformen liegen die Preise für eine reparaturbedürftige Ente, ein „Bastlerobjekt“, bei 5000 Euro, die Zulassung ist ungewiss.

Ein Entwurf des 2 CV aus dem Jahr 1939. Neun Jahre später wurde das Modell vorgestellt.
Ein Entwurf des 2 CV aus dem Jahr 1939. Neun Jahre später wurde das Modell vorgestellt.

© Waltraud Grubitzsch/dpa

Für Christian Fahrig wäre es einen Versuch wert. Er ist Mitglied im Citroën-Veteranen-Club, Leiter der Bezirksgruppe Brandenburg/Sachsen/Sachsen-Anhalt und, natürlich, Fahrer eines 2 CV. Die Ente ist für ihn „ein Auto, das Charisma und Charme hat“ und eine Reise in die Vergangenheit erlaubt.

Bei einigen Händlern gibt es noch Ersatzteile

„Die Autos von heute haben durch die ganze Elektronik nichts mehr mit Freiheit zu tun, aber die Ente vermittelt die Gefühle von früher: Freiheit, Unabhängigkeit und die französische Laisser- faire-Haltung“, sagt Fahrig.

Bei einigen Händlern und Privatpersonen bekommt er noch immer Ersatzteile, sodass er in seiner Freizeit weiterhin mit der Ente über die Landstraßen fahren kann. Fahrig ist nicht der einzige Liebhaber des Autos: Beim diesjährigen Deutschlandtreffen der 2-CV-Freunde kamen mehr als 300 Fans im August in Dinslaken zusammen, um über mehrere Tage das besondere Automodell zu verehren.

Doch ist die Ente nun ein schönes Auto? „Die Optik stand nie im Vordergrund“, meint Fahrig, „aber heute spiegelt das Aussehen der Ente die Vergangenheit wider. Das ist der ultimative Retro- Style.“ Die Ente feiert am Sonntag den 70. Geburtstag – und werde mit jedem Jahr schöner, sagt Fahrig. (mit dpa)

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