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In der Antarktis droht ein rasches Abschmelzen der Gletscher - und ein Anstieg des Meeresspiegels auf bis zu vier Metern.

© AFP

Klimawandel bedroht Antarktis: Kettenreaktion im "ewigen" Eis

In der Antarktis schmelzen riesige Eisgletscher. Forscher haben nun am Computer simuliert, was der Prozess mit sich bringt: Sollte das Eis so rasch schwinden, wie angenommen, droht eine verheerende Kettenreaktion.

Der Zusammenbruch des Eisschildes im Westen der Antarktis - und damit der Klimawandel - ist wahrscheinlich nicht mehr zu stoppen. Zu diesem Ergebnis kommen zwei neue Analysen von Forscherteams - das einst ewige Eis am Südpol schwindet somit immer rascher. Der für die Westantarktis entscheidende Thwaites-Gletscher könnte schon in 200 Jahren verschwunden sein. Spätestens in gut 1000 Jahren ist er den Berechnungen zufolge weg. Der Gletscher, der in die Amundsen-See mündet, dient als Stütze der benachbarten Eismassen. Kollabiert er, könnten weitere Gletscher rasch folgen. In Zeitlupe entstünde eine verheerende Kettenreaktion.

Die schnelle Schmelze des Thwaites-Gletschers ergibt sich aus Computersimulationen, die in der Fachzeitschrift „Science“ vorgestellt wurden. Der globale Meeresspiegel steige in der Folge um etwa 60 Zentimeter, schreiben Forscher um Ian Joughin von der Universität von Washington in Seattle. Ein komplettes Abschmelzen des westantarktischen Eisschilds als Folge des Klimawandels würde demnach zu einem Anstieg um drei bis vier Meter führen. Bei solch einem Anstieg wären weltweit über 150 Millionen Menschen betroffen, vor allem an den Küstenregionen Südostasiens und Südamerikas, aber auch an der englischen, deutschen und vor allem niederländischen Küste. Auch wenn ein Abschmelzen des Gletschers in 200 bis 1000 Jahre nach viel Zeit klingen, "in glazialen Maßstäben ist das nicht mehr als ein Augenzwinkern", sagt Forscher Joughin.

Das Schmelzen der Gletscherumgebung könnte das Meer um 1,2 Meter ansteigen lassen

Die Forscher um Ian Joughin hatten Radaraufnahmen und Satellitenmessungen genutzt, um zu simulieren, wie sich der Gletscher durch unterschiedlich starkes Abschmelzen in Zukunft entwickeln wird. Zwar könne der Gletscher bei geringen Abschmelzraten noch in 1000 Jahren existieren. Doch die Daten der vergangenen 18 Jahre passen nach Angaben der Forscher eher zu einem rasanten Zusammenbruch in 200 bis 500 Jahren.

Diese These stützt ein zweites Forscherteam um Eric Rignot von der Universität von Kalifornien in Irvine (USA). Rignot untersuchte in den „Geophysical Research Letters“ Daten aus vier Jahrzehnten und weitere aktuelle Radar gestützte Bilder. Er zeigt auf, dass die sechs in die Amundsen-See mündenden Gletscher den Punkt schon passiert haben, von dem an es kein Zurück mehr gibt. Allein das schmelzende Eis dieser Gletscher könne die Meeresspiegel um etwa 1,2 Meter steigen lassen.

(mit dpa)

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