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Kölner Stadtarchiv: Löste U-Bahn-Bau Unglück aus?

Noch bevor das ganze Ausmaß des Unglücks in Köln am Dienstag klar wurde, wurde über die Ursachen spekuliert – ein Verdacht rückte dabei schnell in den Vordergrund: Der Bau der Kölner Nord-Süd-Stadtbahn könnte den Schaden verursacht haben.

Köln - Das erste Indiz dafür schien offensichtlich: Eine Baustelle der U-Bahn befindet sich in unmittelbarer Nähe des eingestürzten Stadtarchivs. Und dieses hatte offenbar schon zuvor deutlich Risse im Bau gezeigt. Die Ermittler betonten allerdings am Dienstagabend, eine Verbindung des U-Bahn-Baus zu dem Unglück sei noch nicht geklärt.

Es wäre nicht der erste Kollateralschaden der unterirdischen Arbeiten. Ende September 2004 geriet bereits der Turm der romanischen Kirche St. Johann Baptist in bedrohliche Schieflage. Der Grund: unterirdische Arbeiten für den U-Bahn-Tunnel der Nord-Süd- Bahn. Um 75 Zentimeter hatte sich der Turm geneigt – und machte weltweit als „schiefer Turm von Köln“ Schlagzeilen. Seine Wiederaufrichtung kostete eine Million Euro.

Der Bau der Stadtbahn entwickelt sich für die Stadt Köln ohnehin immer mehr zu einer Katastrophe: Die Kosten für das Projekt explodierten – mit mindestens 950 Millionen Euro soll die Linie 320 Millionen Euro mehr kosten als geplant. Als Gründe für die Kostenexplosion wurden von den Kölner Verkehrsbetrieben unter anderem archäologische Arbeiten genannt, die den Bau immer wieder gestoppt haben. Die Geschäftsleute an der Einkaufsmeile Severinstraße klagten wegen des sich hinziehenden Baus über Umsatzeinbrüche. Viele Ladenlokale wurden aufgegeben, zuletzt dominierten auf der eng bebauten Einbahnstraße Spielhallen und Billigbäcker.

Die Tunnelröhren der U-Bahn befinden sich in bis zu 30 Metern Tiefe unter der Altstadt. Die Arbeiten des bereits seit den 80er Jahren geplanten Projekts waren 2004 begonnen worden, bis Mitte 2010 soll die Linie fertiggestellt werden. Sie wird über vier Kilometer vom Breslauer Platz nördlich des Hauptbahnhofs parallel zum Rhein verlaufen und damit den historischen Teil Kölns an das U-Bahn-Netz anbinden. Auch das 1971 gebaute Stadtarchiv, dessen städtische und kulturelle Schätze die Kölner liebevoll das „Gedächtnis“ ihrer Stadt nannten, wäre über die neue Linie besser zu erreichen gewesen. dpa/Tsp

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