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Kolumne: Meine Frau, ihr Garten und ich: Die Tiere sind unruhig

Der Hund war verblüfft. Minutenlang verharrte er regungslos auf drei Pfoten, die vierte hatte er leicht angewinkelt erhoben. Das tut er immer, wenn er sich einbildet, ein Jagdhund zu sein. Nur, dass echte Jagdhunde ihr Wild in der Waagerechten fixieren. Das Tier an meiner Seite hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte in die Wolken.

Von Andreas Austilat

Ich tat es ihm gleich und suchte den Himmel ab. Da war nichts. Unbestimmt zeigte ich in eine Richtung, guckte ihn an und hoffte, er würde zustimmend bellen. Was für eine dumme Idee. Zeigen bringt gar nichts, das ist genauso sinnlos wie der Versuch, mit ihm zusammen fern zu sehen. Das langweilt ihn nämlich solange, bis in der Glotze mal jemand bellt. Hunde sehen übrigens auch nichts, wenn sie in den Spiegel schauen. Elefanten dagegen schon, hat der holländische Verhaltensforscher Frans de Waal nachgewiesen. Es wäre interessant, herauszufinden, ob Elefanten fernsehen können.

Der Hund machte ein Geräusch. So ein Fiepen. Dann sah ich es auch. Ein Eichhörnchen, eigentlich leicht auszumachen im kahlen Geäst. Donnerwetter, der Winter ist in der Regel nicht deren Zeit, da stehen sie doch nur ab und zu mal auf, um einen Happen aus ihrem Vorrat zu essen. Aber in den kahlen Bäumen rumzuturnen, wo sie jeder sehen kann, viel zu gefährlich. Im gleichen Moment schoss der Hund los. Er liebt Eichhörnchen. Hätte ich die Leine nicht fest im Griff gehabt, er wäre auf die Straße gesprungen, das dumme Tier.

Keine Frage, es ist viel zu warm für diese Zeit. Eichhörnchen gehören jetzt eigentlich in ihr Bett. Aber auch daheim in unserem Garten sah ich merkwürdige Zeichen. Die Rose auf der Terrasse zum Beispiel, sie blüht leuchtend gelb und kriegt Knospe um Knospe. Ungewöhnlich, der Januar ist eher die Zeit der Christrose, und gelb blüht jetzt allenfalls die Zaubernuss oder der Winterjasmin.

Der Hund starrte zu Hause im Garten immer noch nach oben. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er gegen einen der Kübel gelaufen wäre, die dicht gestaffelt auf der Terrasse stehen. Die Lavendelheide, die Hanfpalme, eine Hortensie, meine Frau hat sie dick verpackt an die Hauswand gerückt, damit sie dort der vermeintlich kalten Jahreszeit trotzen.

Den Olivenbaum und den Oleander hat sie sogar in der Aussparung vor dem Kellerfenster versenkt und eine Glasplatte draufgelegt. Eine gute Idee, das wirkt wie ein Gewächshaus. Draußen im Garten ist es jetzt nämlich normalerweise zu kalt für die beiden, drinnen würde sie die Heizungswärme umbringen, und im Keller ist es zu dunkel. Aber dieses Jahr hätten wir uns die Mühe sparen können. Mir graust schon bei dem Gedanken, die schweren Kübel da unten wieder rauszuheben.

Ich guckte noch einmal hoch in die Bäume. Kein Eichhörnchen mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatte es sich wieder hingelegt. Bis zum echten Frühling ist ja noch Zeit.Andreas Austilat

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