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Auftritt nach Mitternacht: Nena auf dem Berliner Bundespresseball

©  Thilo Rückeis

Konzertabsage: Nenas Kraft reicht nicht aus

Nena verschiebt alle Konzerte ins Frühjahr – sie ist nicht die einzige Künstlerin, die eine Auszeit braucht.

Auf dem Bildschirm, als Jurorin in der neuen TV-Castingshow „The Voice of Germany“, wirkt Nena vor quietschfidel und fährt Millionen-Quoten ein, vergangene Woche begeisterte sie die Gäste des Bundespresseballs in Berlin. Warum hat die 51-jährige Sängerin bloß soeben alle Konzerte ihrer „Live & Akustisch“- Tournee im Dezember und Januar abgesagt und sie auf April 2012 verschoben?

Die Erklärung ist einfach: Ein Teil der TV-Sendung wurde bereits im Sommer aufgezeichnet. Allerdings beginnen im Januar die Live-Shows für das Sängercasting. Doch die seien nicht gefährdet, wie Sat1 und ProSieben mitteilen: „Wir freuen uns auf die ersten beiden Live-Shows mit Nena am 5. und 6. Januar“, so eine Sprecherin. Was der genaue Grund für die aktuellen Absagen ist, ist auch dort nicht bekannt. Auf ihrer Homepage schreibt Nena: „Ich bin nicht schwer krank oder so, aber es reicht im Moment noch nicht, um jeden Abend mit voller Kraft auf der Bühne zu stehen. Ich weiß, dass ich spätestens im Frühjahr wieder richtig fit bin.“ Bereits Ende August hatte die in Hamburg lebende Sängerin ein Konzert in der Schweiz „krankheitsbedingt“ absagen müssen.

Über mögliche Ursachen lässt sich nur spekulieren. Fest steht, dass es in der jüngeren Vergangenheit mehrere deutsche Künstler gab, die sich eine Auszeit aus dem anstrengenden Musikgeschäft nehmen mussten. Dazu gehört neben dem Sänger von Rosenstolz, Peter Plate, bei dem 2009 Burnout diagnostiziert wurde, und dem Komiker Kurt Krömer, der vor einem Jahr wegen akuter Erschöpfung die Notbremse ziehen musste, auch Helge Schneider. Er hatte im Sommer 2011 einen Teil seiner Shows abgesagt, da er „urlaubsreif“ sei. Zuvor musste der 56-Jährige bereits mehrere Shows aus Krankheitsgründen abbrechen. Auch Judith Holofernes, 35-jährige Frontfrau der Gruppe Wir sind Helden, sagte 2010 in einem Interview über ihr neues Album „Bring mich nach Hause“: „Viele der neuen Lieder sind aus körperlicher und seelischer Erschöpfung entstanden.“

Von der war bei Nena während ihres Auftritts auf dem Bundespresseball in Berlin vor einer guten Woche allerdings nichts zu spüren. Zu später Stunde bescherte sie den Gästen mit Hits wie „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ selige Erinnerungen an längst vergangene Abifeten. Außerdem erzählte die vierfache Mutter und zweifache Großmutter gut gelaunt, dass sie sich sehr auf die kommende Tournee freue.

Die in Hagen geborene gelernte Goldschmiedin, die in Wirklichkeit Gabriele Susanne Kerner heißt, nahm vor fast 30 Jahren ihre erste Single „Nur geträumt“ auf. Mit ihrem damaligen Lebensgefährten und Bandschlagzeuger Rolf Brendel war sie nach West-Berlin gezogen, wo 1983 ihr größter Hit entstand, das Antikriegslied „99 Luftballons“, das es ohne die Rolling Stones vielleicht nie gegeben hätte. Im Juni 1982 besuchte der 2002 verstorbene Bandgitarrist Carlo Karges deren Konzert in der Berliner Waldbühne. Als die Stones bunte Luftballons steigen ließen, überlegte sich der damals 30-Jährige, was wohl passieren würde, wenn die harmlosen Flugobjekte am Himmel des Ostens auftauchten. Würden sie eine Paranoia und atomare Kurzschlussreaktionen auslösen? Karges schreibt daraufhin einen Text über „99 Luftballons“, der bis heute um die Welt schwebt.

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