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Kriminalität: Kinderpornos per Handy verbreitet

Bundesweite Razzien haben ergeben, dass Kinderpornos erstmals im großen Umfang per Mobiltelefon verbreitet wurden. Auf den Plan gekommen waren die Ermittler, als man gegen einen 33-Jährigen ermittelt hatte, der kinderpornografische Bilder an 465 Personen per Handy verschickt hatte.

Erstmals ist in Deutschland ein Ring von Pädophilen gesprengt worden, der Kinderpornografie per Mobiltelefon verbreitet hat. Bei 465 Razzien in ganz Deutschland seien Zehntausende Telefone, Computer und Datenträger beschlagnahmt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Kassel (Hessen) mit. Festnahmen habe es bei der "Operation Susi" nicht gegeben. "Es ist nicht der größte Fall in der deutschen Geschichte, aber er hat eine ganz außerordentliche Dimension. Und zum ersten Mal sind MMS (Bild-SMS) im großen Umfang zur Verbreitung genutzt worden", hieß es von der Staatsanwaltschaft.

Hunderte PC's und Telefone beschlagnahmt

An den Durchsuchungen in allen 16 Bundesländern waren am Dienstag und Mittwoch etwa 1000 Polizisten beteiligt. Dabei seien mehr als 600 Telefone, mehrere Hundert Computer, Tausende Festplatten, USB-Sticks und Speicherkarten und mehr als 16.000 CDs, DVDs und einige Videos beschlagnahmt worden. "Wir wissen jetzt noch nicht, ob die Verdächtigen stern- oder netzförmig miteinander kommunizierten, ob es also einen führenden Kopf gab oder nicht", sagte Einsatzleiter Klaus Quanz von der Polizei im Schwalm-Eder-Kreis südlich von Kassel.

In dem Landkreis hatte bei Ermittlungen gegen einen 33-Jährigen die "Operation Susi" ihren Anfang genommen. Er hatte in seinem Mobiltelefon die Nummern von 465 Männern und auch einigen Frauen, denen er kinderpornografische Bilder geschickt und auch von ihnen empfangen hatte.

Organisatorische Schwierigkeiten bei den Durchsuchungen

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Hans-Manfred Jung gestalteten sich die Ermittlungen als außerordentlich schwierig. "Die Gerichte mussten für die Durchsuchungsbeschlüsse jeden Fall einzeln prüfen. Weil die Beschlüsse aber nur eine begrenzte Gültigkeit haben, mussten wir in vier Monaten fast 500 Durchsuchungen in ganz Deutschland koordinieren." Die Fälle würden geprüft und dann würden die Verdächtigen angeklagt.

Gegen den Großteil werde wegen des Besitzes oder der Beschaffung von Kinderpornografie ermittelt. In dem Fall könne das Strafen von bis zu zwei Jahren nach sich ziehen. "Wir suchen aber auch Hinweise nach einem tatsächlichen Missbrauch und das würde dann strafrechtlich in einer ganz anderen Liga spielen." (jm/dpa)

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