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Kriminalität: Prozessbeginn im Fall Tim

Drei Monate nach dem grausamen Tod des kleinen Tim aus Elmshorn (Schleswig-Holstein) hat der Prozess begonnen. Der Ex-Freund der Mutter des Jungen ist vor dem Landgericht Itzehoe wegen Totschlags angeklagt.

Itzehoe - In der am ersten Verhandlungstag verlesenen Anklage wirft die Staatsanwaltschaft dem 38-Jährigen vor, den Zweijährigen im November so schwer misshandelt und verletzt zu haben, dass dieser wenige Stunden später an den Folgen einer Hirnblutung starb.

"Er wird angeklagt, am 8. November einen Menschen getötet zu haben, ohne ein Mörder zu sein", sagte Staatsanwalt Peter Müller-Rakow. Den Tod des Jungen habe der 38-Jährige "angesichts der Grobheit der Tat zumindest billigend in Kauf genommen". Sowohl Tims Mutter als auch der leibliche Vater verfolgten die Anklageverlesung im Gerichtssaal. Die beiden zum Tatzeitpunkt getrennt lebenden Eltern treten in dem Verfahren als Nebenkläger auf.

Der Anwalt des Angeklagten, Christoph Heer, sagte nach dem Prozessauftakt, sein Mandant habe sich inzwischen bei Tims Mutter entschuldigt, ohne aber die Tat zugegeben zu haben. Er streite ab, dass die tödlichen Verletzungen durch ihn verursacht wurden. Wodurch die Verletzungen entstanden seien, wisse er nicht.

Oberstaatsanwalt Wolfgang Zepter sagte im Anschluss an die Verhandlung, der Angeklagte habe unmittelbar nach seiner Festnahme die Verantwortung für den Tod des Kindes übernommen. "Davon gehe wir auch weiter aus", sagte Zepter. Er werte die Aussage des Angeklagten weiter als Teilgeständnis. Es sei aus Sicht der Staatsanwaltschaft ausgeschlossen, dass Tim durch einen Unfall zu Tode gekommen sei.

Einem rechtsmedizinischen Gutachten zufolge ist der Junge heftig geschüttelt worden, der Kopf des Zweijährigen sei mehrfach gegen einen stumpfen Gegenstand - vermutlich eine Wand - geschlagen worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es zudem Anzeichen, dass Tim bereits vor seinem Tod misshandelt worden war. Deswegen werde weiter ermittelt. Es werde auch überprüft, ob Tims Mutter etwas mit den früheren Misshandlungen zu tun gehabt habe.

Dem Angeklagten drohen im Fall eines Schuldspruchs bis zu 15 Jahre Haft. Am zweiten Prozesstag am 16. Februar will sich der 38-Jährige zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft äußern. Er habe eine 32-seitige handschriftliche Erklärung vorbereitet, die verlesen werden soll, sagte sein Verteidiger. Anschließend will sich der Mann auch den Fragen des Gerichts stellen. Für das Verfahren sind zunächst sechs Verhandlungstage angesetzt. Bislang sollen elf Zeugen und mehrere Sachverständige gehört werden. Ein Urteil sei demnach bereits Anfang März möglich.

Der gewaltsame Tod des Zweijährigen hatte im November bundesweit Schlagzeilen gemacht. Tagelang hatten Polizei und Feuerwehr mit einem Großaufgebot vergeblich nach dem Jungen gesucht. Am sechsten Tag fanden die Ermittler in einer Sporttasche in einem Garten die Leiche eines Kindes. Schnell war klar, dass es sich um Tim handelt. Nur einen Tag später wurde gegen den Lebensgefährten der Mutter Haftbefehl erlassen. (tso/dpa)

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