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Gegenwehr gebrochen: die Wassermassen fluten über den Deich in den Ort Fischbeck.

© dpa

Lage durch Hochwasser weiter bedrohlich: Deichbruch bei Fischbeck - ICE-Hauptstrecken lahmgelegt

Nach einem Deichbruch in der Nacht zu Montag ist der Ort Fischbeck in Sachsen-Anhalt überflutet, in Brandenburg werden ebenfalls Folgen befürchtet. Auch auf ICE-Verbindungen von und nach Berlin hat der Deichbruch Auswirkungen.

Nach dem Bruch eines Elb-Deiches in Fischbeck (Sachsen-Anhalt) hat sich die Hochwasserlage für Norddeutschland am Montagmorgen verschärft. Besonders betroffen ist der Fernbahnverkehr der Bahn. Gegen 03.00 Uhr sperrten die Behörden die Eisenbahn-Elbebrücke in Hämerten nahe Stendal. Damit sind die ICE-Hauptverbindungen von Frankfurt (Main) nach Berlin und von Hannover nach Berlin unterbrochen. Die Züge fallen teilweise ganz aus oder werden umgeleitet, sodass es zu Verspätungen von bis zu drei Stunden kommt.

Besonders betroffen sind die ICE-Linien 10, 11, 12 und die IC-Linie 77. Die ICE-Linie 10 von Berlin über Hannover und Hamm nach Düsseldorf/Köln wird zwischen Berlin und Hannover über Wittenberge-Stendal-Wolfsburg umgeleitet. Die ICE-Linie 11 von München nach Berlin wird von Göttingen nach Hannover umgeleitet und beginnt bzw. endet in Hannover. Zwischen Hannover und Göttingen können Reisende auf die ICE-Züge der Linie 10 umsteigen. Die ICE-Linie 12 von Basel nach Berlin, die über Frankfurt am Main fährt, wird ab Fulda über Erfurt und Halle umgeleitet. Die Halte Kassel, Göttingen, Hildesheim, Braunschweig, Wolfsburg fallen aus. Alternativ bestehen die oben genannten Umsteigeverbindungen über Hannover. Auch die IC-Linie 77 von und nach Amsterdam endet bzw. beginnt in Hannover. Zwischen Rathenow und Stendal fällt der Regionalverkehr aus. Auch die Einrichtung eines Busnotverkehrs ist aufgrund des Hochwassers zurzeit nicht möglich.

Über die aktuellen Beeinträchtigungen berichtet die Bahn auf Ihrer Internetseite.

Der Deich in Fischbeck war gegen Mitternacht auf einer Länge von rund 50 Metern gebrochen. Mehr als 1000 Menschen in nahen Ortschaften wurden aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Helfer haben in den frühen Morgenstunden mit dem Bau eines Notdeichs auf 3,5 Kilometer Länge begonnen. Er soll am Montagmittag fertiggestellt sein, sagte Wolfgang Brandt, Sprecher des Koordinierungszentrums Krisenmanagement. Rund 300 Feuerwehrleute unterstützten die Bautrupps. Großflächige Überflutungen sind aber weiter möglich.

Auch im nördlicher gelegenen Hohengöhren (Landkreis Stendal) ist die Lage an der Elbe kritisch. Nach einer Deichabrutschung auf 30 Metern Länge wird derzeit versucht, einen Deichbruch abzuwenden. In Magdeburg hat sich die Lage bei leicht sinkendem Pegel dagegen etwas entspannt. Das bedrohte Umspannwerk ist durch die Fluten nicht mehr in Gefahr. Dort hatte die Bundeswehr einen zusätzlichen Damm errichtet. Bei einem Ausfall wären Tausende Haushalte in Magdeburg ohne Strom gewesen.

An der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg laufen seit Sonntag planmäßig Polder voll, um die Hochwassersituation zu mildern. Nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung von Sachsen-Anhalt werde dies voraussichtlich noch bis zum Montagmittag dauern. Dann seien die Polder voll.

Die Flutwelle der Elbe bewegte sich weiter Richtung Norden. Die Pegel in Brandenburg stiegen unaufhörlich. In Wittenberge erreichte der Fluss am Sonntagnachmittag einen historischen Höchststand von 7,85 Metern. Am Montag wird ein Wasserstand von 8 Metern erwartet, bis Dienstag sollen es 8,20 Meter sein - so hoch wie nie zuvor. 2002 bei der Jahrhundertflut wurde am Pegel in Wittenberge ein Wert von 7,34 erreicht. Niedersachsen erwartet den Hochwasser-Scheitel der Elbe ebenfalls noch. In Schnackenburg und Hitzacker wurden schon am Sonntag neue Rekordwerte erreicht. Die von Elbe und Jeetzel umflossene Altstadtinsel von Hitzacker wurde bis Sonntagabend evakuiert.

Von der Eisenbahnbrücken-Sperrung betroffen sind die ICE-Strecke Berlin-Hannover-Köln, die ICE-Strecke Berlin-Kassel-Frankfurt/Main und die IC-Strecke Berlin-Amsterdam. Die Züge der Strecke Berlin-Hannover-Köln werden über Wittenberge, Stendal und Wolfsburg umgeleitet. Die Züge der Strecke Berlin-Kassel-Frankfurt/Main fahren über Dessau, Halle (Saale) und Gerstungen. Im Regionalverkehr entfallen alle Verbindungen zwischen Rathenow und Stendal. Aufgrund des Hochwassers gibt es keinen Busnotverkehr. Im Bereich um Fischbeck sind Abschnitte der Bundesstraßen 107 und 188 gesperrt.

Lage in Magdeburg bleibt angespannt

In der Landeshauptstadt Magdeburg blieb die Lage derweil angespannt, obwohl der Pegelstand der Elbe in der Nacht nach Aussagen einer Sprecherin des Krisenstabs „schneller als gedacht“ sank. Inzwischen liege der Pegel unter 7,30 Meter, er hatte zuvor einen Höchststand von 7,48 Meter erreicht. Der Deichbruch bei Fischbeck habe auf Magdeburg keine Auswirkungen, sagte die Sprecherin.

"Die Situation in Magdeburg ist im Moment unter Kontrolle“, sagte die Sprecherin weiter. „Grund zum Aufatmen oder zur Entwarnung gibt es aber noch nicht.“ Deshalb könnten die evakuierten Einwohner auch noch nicht in ihre Häuser zurück. In Magdeburg waren in den vergangenen Tagen insgesamt 23.500 Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden.

In Magdeburg ist weiterhin ein Umspannwerk von den Wassermassen bedroht. Die Anlage im Stadtteil Rothensee ist für die Stromversorgung einer Pumpstation, die das Abwasser der Stadt in eine nahe gelegene Kläranlage befördert, von entscheidender Bedeutung. „Man tut alles, um das Umspannwerk trocken zu halten“, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs der Landesregierung. Der Druck auf die Deiche sei aber weiterhin enorm. Im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt brach gegen Mitternacht ein Deich auf einer Länge von rund 50 Metern. Nach Angaben des Krisenstabs mussten mehr als 1400 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Die Lage war in der Nacht jedoch teils unübersichtlich.

Auch in Brandenburg spitzte sich die Lage wegen des Deichbruchs zu. Am Montagmorgen sollten rund 450 Feuerwehrleute und Soldaten der Bundeswehr damit beginnen, in Nähe der Landesgrenze einen Notdeich zu errichten. Damit soll verhindert werden, dass die Wassermassen in die Havel fließen können. „Da werden wir in der Früh alle Kräfte reinwerfen müssen“, sagte ein Sprecher des Koordinierungszentrums Krisenmanagement. Menschen seien dort aber noch nicht gefährdet. Unterdessen steigen auch die Pegelstände der Elbe in Brandenburg unaufhörlich. In Wittenberge erreichte der Fluss am Sonntagnachmittag einen historischen Höchststand von 7,85 Metern. Am Montag wird ein Wasserstand von 8 Metern erwartet, bis Dienstag sollen es 8,20 Meter sein - so viel wie nie zuvor. 2002 bei der Jahrhundertflut wurde am Pegel in Wittenberge ein Wert von 7,34 erreicht.

Niedersachsen erwartet den Hochwasser-Scheitel der Elbe ebenfalls noch. In Schnackenburg und Hitzacker wurden schon am Sonntag neue Rekordwerte erreicht. Die von Elbe und Jeetzel umflossene Altstadtinsel von Hitzacker wurde bis Sonntagabend evakuiert, rund 280 Anwohner verließen ihre Wohnungen. Dort und in anderen Gemeinden fällt wegen des Hochwassers am Montag an zahlreichen Schulen der Unterricht aus.

Auch in Schleswig-Holstein bereiten sich die Menschen auf den Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers vor. Bis Montagfrüh sollte die hochwassergefährdete Unterstadt von Lauenburg geräumt werden. Nach offiziellen Angaben hatten bereits am Sonntag viele der rund 400 betroffenen Anwohner das Gebiet verlassen.

Die Behörden haben den erwarteten Höchststand am Sonntag noch einmal um fünf Zentimeter nach oben korrigiert. Am Donnerstag soll der Pegel in Hohnstorf (Landkreis Lüneburg) auf der anderen Elbeseite von Lauenburg bei 10,15 Meter stehen. Höchster jemals gemessener Wasserstand in Hohnstorf waren 9,88 Meter.

Die neuerlichen Überschwemmungen in Sachsen-Anhalt wirkten sich auch auf den Bahnverkehr aus: Auf der Strecke Hannover - Berlin wurde in der Nacht die Eisenbahn-Elbebrücke bei Hämerten (Landkreis Stendal) gesperrt. ICE- und IC-Verbindungen sind davon betroffen,

Die Grünen fordern indessen als Konsequenz aus dem Jahrhunderthochwasser die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen entlang der Flüsse als Überschwemmungsgebiete. „Die Massenevakuierungen von Zehntausenden in Magdeburg zeigen: Immer neue Jahrhunderthochwasser können wir nicht nur mit Deichbauten bekämpfen. (dpa/AFP)

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