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Feuerwehrleute in Australien ruhen sich aus.

© David Mariuz/AAP/dpa

Update

Atempause in Australien: Leichter Regen hilft Feuerwehren gegen Buschbrände

Australien freut sich über günstigeres Wetter, aber ein Ende der Katastrophe ist nicht in Sicht. Premier Morrison gerät durch Großdemos immer mehr unter Druck.

In den Buschbrandgebieten Australiens haben mildere Temperaturen und leichter Regen der Feuerwehr eine kleine Atempause verschafft. Die günstigeren Wetterbedingungen sollen rund eine Woche andauern. Dies könnte der Feuerwehr bei dem Versuch helfen, die Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Die Behörden warnten indes, die verheerenden Brände dürften noch lange andauern.

In Australien verschmelzen zwei Großbrände zu einem Mega-Feuer

In der Nacht zum Samstag herrschten zunächst noch weiter katastrophale Bedingungen, nachdem unter anderem zwei Brände in den Bundesstaaten New South Wales und Victoria zu einem Mega-Feuer zusammengewachsen waren. Die Regierungschefin von New South Wales, Gladys Berejiklian, sprach am Samstag von einer "sehr langen und schwierigen Nacht". Glücklicherweise habe es keine Todesopfer und keine substanziellen materiellen Verluste gegeben.

Trotz der am Samstag eingetretenen günstigeren Wetterbedingungen warnten die Behörden, dass die Buschbrandsaison noch lange anhalten werde. Die seit Monaten andauernde Krise sei "noch lange nicht vorbei", sagte der Regierungschef des Bundesstaats Victoria, Daniel Andrews. Feuerwehrvertreter sagten der Nachrichtenagentur AFP, der nun eingetretene Regen sei zwar "fantastisch", reiche aber nicht, um die Feuer zu löschen.

Der neu entstandene Großbrand erstreckt sich auf einem Gebiet von mehr als 600.000 Hektar – einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie das Saarland. Nach Einschätzung der Feuerwehr fachten Trockengewitter den Brand zusätzlich an. Im Südosten hatten 240.000 Menschen per Handy einen Notfall-Alarm erhalten.

Wer es noch könne, solle die betroffenen Gebiete verlassen, sagte der Katastrophenschutz-Leiter des Bundesstaats Victoria, Andrew Crisp, am Freitag. In solchen Textnachrichten erfahren die Bewohner, welche Orte von Evakuierungen betroffen sind und ob sie vor den Flammen fliehen müssen.

In dem Staat mussten bereits in der vergangenen Woche 67.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Crisp zufolge gab es Freitag drei Evakuierungs-Aufrufe. Die Menschen sollen zudem entlegene Gebiete und Wälder meiden. "Wir können uns keine Pause leisten, wir müssen wachsam bleiben", sagte er. Victoria ist wie das benachbarte New South Wales besonders von den Bränden betroffen.

"Die Bedingungen werden schwierig", sagte Feuerwehr-Chef Shane Fitzsimmons, der für die ländlichen Regionen von New South Wales zuständig ist. "Es sind die heißen, trockenen Winde, die erneut die wichtigste Herausforderung stellen werden." Der Regierung des Bundesstaates zufolge gab es zuletzt 130 Brände, von denen rund 50 nicht unter Kontrolle waren. Im benachbarten Victoria hatten die Behörden am Donnerstag den Katastrophenzustand um zwei Tage verlängert.

"Wir sind weit entfernt vom Ende dieser Katastrophe", sagt Australiens Premier

Premierminister Scott Morrison sagte am Freitag: "Wir sind weit entfernt vom Ende der Krise und dieser Katastrophe." Morrison sagte, vor der Küste des am schlimmsten betroffenen Bundesstaats New South Wales würden zwei Schiffe bleiben, um bei der Evakuierung von Städten helfen zu können, falls dies nötig werde. In dem Staat wurden alleine am Freitagmorgen 134 Brände registriert, von denen 53 nicht eingedämmt waren. Mehrere Abschnitte der fünf Autobahnen des Staats waren gesperrt.

Viele Feuerwehrmänner sind am Rand der völligen Erschöpfung.
Viele Feuerwehrmänner sind am Rand der völligen Erschöpfung.

© Rick Rycroft/AP/dpa

Viele Menschen in Australien sind überzeugt, dass das Land die Folgen des Klimawandels spürt. Zehntausende zogen bei Klima-Demos am Freitag durch Melbourne, Sydney, Brisbane und Adelaide. Gefordert wurde etwa, dass die Regierung in der Feuerkrise mehr unternehmen soll, sowie Geld für alle freiwilligen Feuerwehrleute. Demonstranten riefen auch dazu auf, Premier Morrison zu entlassen. Ähnliches war bei Twitter zu lesen.

In Sydney und Melbourne brachten die Proteste zeitweise den Verkehr in den Städten zum Stehen. Ein Teilnehmer äußerte dem Sender ABC gegenüber seine Wut auf die Regierung, die ihn erstmals dazu gebracht habe, sich einem solchen Protest anzuschließen: „Ich bin absolut angewidert von 20 Jahren politischer Lähmung. Tatsächlich tue ich das jetzt hier für meine Tochter.“
Der konservative Politiker Morrison steht als Krisenmanager in der Kritik. Der Kohle-Freund muss sich in der Klimawandel-Debatte immer wieder erklären. Die Vorstellung, klimapolitische Maßnahmen hätten direkten Einfluss auf die Feuer, sei "lächerlich", sagte Morrison am Freitag dem Radio-Sender 2GB Sydney.

Am Freitag machte der frühere Premierminister Tony Abbott als Freiwilliger in einem Brandgebiet südlich der australischen Hauptstadt Canberra mit. Die Feuerjahreszeit sei für ihn genauso wie für alle anderen, lang und anstrengend, sagte Abbott.

Zahlen und Fakten zu den Bränden in Australien:

  • Durch die Brände in Australien sind bislang mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen.
  • Die Flammen zerstörten bereits eine Fläche von rund zehn Millionen Hektar, was der Größe von Bayern und Baden-Württemberg zusammen entspricht
  • Mehr als 2000 Häuser wurden zerstört.
  • Einer Studie der Universität Sydney zufolge kamen außerdem schätzungsweise mehr als eine Milliarde Säugetiere, Vögel und Reptilien durch die Feuer um.
  • Rund 200.000 ehrenamtliche Feuerwehrmänner und -frauen kämpfen gegen die Brände auf dem Kontinent.
  • Bilder der Nasa zeigen, wie der Rauch 17 Kilometer in die Atmosphäre steigt

Das Amt für Wetterkunde hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass es nie auf dem Kontinent wärmer und trockener gewesen war als im vergangenen Jahr. Dabei reicht der Vergleichszeitraum bis 1910 zurück. Der Zusammenhang zwischen den Bränden, den geringen Niederschlägen und den hohen Temperaturen sei deutlich.

Wie sich der Kampf gegen die Flammen am Boden anfühlt, beschrieb Daniel Cash, Anwalt aus Melbourne, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: Im Dezember sprang er demnach seinem Schwiegervater zur Seite, der sein Anwesen im 350 Kilometer entfernten Clifton Crew mit 20 Wassersprinklern schützte.

Augenzeuge in Australien beschreibt "eine apokalyptische Szene"

Die Gegend ist von Eukalyptusbäumen geprägt, die wie Zunder brennen. Das Haus selbst habe der Schwiegervater einst feuersicher und nahe dem Fluss gebaut. Auf die Brände habe er sich drei Wochen vorbereitet, sagt Cash. Die Männer blieben auf dem Anwesen, obwohl Feuerwehrleute sie davor warnten.

Als die Flammen kamen, war das Cash zufolge "eine apokalyptische Szene. Überall waren Feuer.“ Das Haus und eine Hütte überstanden den Brand. Das Auto nicht: Es explodierte. Am nächsten Tag habe es ausgesehen wie auf einem anderen Planeten. Tiere seien herumgehumpelt. Die verkohlten Bäume hätten weiter gebrannt. Für einen Stadtmenschen wie ihn, der noch nie Buschfeuer erlebt habe, sei das wirklich alles sehr beängstigend gewesen. Auf die australische Regierung ist Cash "sehr sauer" - wegen der Klimapolitik.

Auch in anderen Gegenden Australiens ist die Lage schlimm. Auf Bildern von der besonders verwüsteten Känguru-Insel im Süden des Kontinents ist zu sehen, wie Tierärzte und Freiwillige verletzte Koalas behandeln. Feuerwehrleute lagen erschöpft am Boden.

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Immerhin: Die Spenden reißen nicht ab. Viele Prominente gaben bereits Geld. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton (35) versprach eine halbe Million Dollar und rief zu weiterer Hilfe auf. "Es bricht mir das Herz, die Verwüstung zu sehen, die die australischen Buschfeuer Menschen und Tieren im Land zufügen", schrieb der englische Mercedes-Pilot am Donnerstag in den sozialen Medien und veröffentlichte dazu ein Video, das die Notlage in Australien zeigte. "Ich verspreche 500.000 US-Dollar, um die Tiere, freiwilligen Helfer und die ländliche Feuerwehr zu unterstützen." Die Summe entspricht etwa 450.000 Euro.

Wildtierretter Simon Adamczyk trägt einen Koala aus einem brennenden Wald.
Wildtierretter Simon Adamczyk trägt einen Koala aus einem brennenden Wald.

© David Mariuz/AAP/dpa

Die Umweltstiftung von Leonardo DiCaprio will nach eigenen Angaben drei Millionen Dollar spenden. Das teilte die Organisation "Earth Alliance" des 45-jährigen Hollywood-Stars ("Once Upon a Time in Hollywood") am Freitag auf Twitter mit. Das Geld solle zur Unterstützung der Feuerwehrleute und der Kommunen beitragen. Zudem solle es die Tierrettung und langfristige Aufbauhilfe ermöglichen. Und die britische Schauspielerin Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") möchte ihr Golden-Globe-Outfit versteigern, um Geld für den Kampf gegen die Brände zu sammeln.

Trotz Kritik startet RTL neue Staffel des "Dschungelcamp" in Australien

Trotz verheerender Buschbrände startete RTL am Freitagabend erneut eine Staffel des Formats "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!". Die Ekelshow wird bereits zum 14. Mal aus dem australischen Dschungel übertragen und gehört trotz sinkender Zuschauerzahlen jedes Jahr zu den Quotengaranten des Kölner Privatsenders. Vor Beginn der aktuellen Staffel hatten Politiker und Internetnutzer Kritik vorgebracht, dass es geschmacklos sei, die Unterhaltungsshow auszustrahlen. RTL will während der Staffel immer wieder auf die Thematik eingehen, das obligatorische Lagerfeuer wurde gestrichen.

Zu den zwölf Kandidaten, die im Camp Ekelprüfungen absolvieren müssen und sich vorwiegend von Reis und Bohnen ernähren, sind Schauspielerin Sonja Kirchberger ("Die Venusfalle"), Ex-Boxer Sven Ottke und der frühere Bundesverkehrsminister Günther Krause, der allerdings nach der ersten Folge offenbar aus gesundheitlichen Gründen ausstieg. Die Buchmacher der Plattform "Wettbasis" prophezeien dem ehemaligen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Darsteller Raúl Richter die höchsten Chancen auf den Gewinn.

Marine in Australien stellt Bierversorgung in Mallacoota sicher

Richter hatte sich vor Beginn des Camps medienwirksam Gedanken darüber gemacht, ob es richtig ist, an der Unterhaltungsshow festzuhalten, wenn auf dem Kontinent die großen Feuer wüten. Er kündigte außerdem an, in der Show den Klimawandel thematisieren zu wollen.

Eine positive Nachricht gab es für die Einwohner der Küstenstadt Mallacoota im Süden Australiens, die nur noch über Wasser zu erreichen ist: Dank militärischer Hilfe ist zumindest die Bierversorgung in dem Ort vorerst gesichert: Das Schiff HMAS Choules der australischen Navy brachte eine Lieferung von 3000 Litern in die Stadt, wie die australische Nachrichtenagentur AAP meldete. Den Angaben zufolge wurde das Bier bereits am Donnerstag auf das Schiff verladen und sollte am Freitag an seinem Bestimmungsort ankommen. Am Mittwoch hatte die HMAS Choules noch Menschen, die von Evakuierungsmaßnahmen betroffen waren, aus der Stadt nach Hastings in der Nähe von Melbourne gebracht. (AFP, dpa, Reuters)

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