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Panorama: Landesverweis für Cherie?

Die Briten sind sauer auf Frau Blair: Sie spielt sich zu sehr auf – und nimmt dafür auch noch Geld

Die Briten werden aus Cherie Blair nicht mehr schlau. Vor nicht so langer Zeit war die Frau des Premiers Tony Blair doch noch vor die Fernsehkameras getreten, hatte ein Paar Tränen verdrückt, unschuldig die braunen Augen aufgeschlagen und sich überschwänglich entschuldigt: Als Rechtsanwältin, Mutter von vier Kindern, Frau des Premiers müsse man so viele Bälle in der Luft jonglieren, da könne schon mal einer herunterfallen. Sie hätte noch ihre Rolle als Immobilieninvestorin hinzufügen können, denn es ging damals um „Cheriegate“, den Erwerb zweier Appartements in Bristol und die dubiose Rolle, die ein australischer Aufschneider, Peter Foster, dabei gespielt hatte.

Inzwischen sind es noch mehr Bälle geworden, die von der Frau jongliert werden müssen: Cherie wurde Olympiabotschafterin für London und das Immobilien-Portefeuille wurde um den Erwerb eines 3,5 Millionen Pfund teueren Hauses am Connaught Square erweitert. Die Hypothek ist teuer. Und so heuerte Cherie bei der amerikanischen Agentur Harry Walker als Prominentenrednerin an. 55000 Dollar bekam sie, als im Kennedy Center in Washington zu einem „Talk mit der Frau von Tony Blair“ geladen wurden. Die Bank of America und United Airlines gehörten zu den Sponsoren, bei dem Cherie 1500 zahlenden Amerikanern erzählte, wie unwiderstehlich Tony ist und wie „der gemeinsame Glaube an Gott“ sie beide verbinde. Glücklicherweise hatte Tony geschäftlich in der Stadt zu tun. Das sparte das Geld für ein Flugticket.

Für Juli ist die Menschenrechtsanwältin Cherie Booth – für die Justizarbeit benutzt sie ihren Mädchennamen – zu einem Vortrag beim Galaabend des obersten Gerichtshofes von Malaysia gebucht – einem Land, das immer wieder wegen seines Umgangs mit den Menschenrechten kritisiert wird.

Es trifft sich, dass diese Gala im neuen Starhill Shopping Centre stattfindet, bei dessen feierlicher Eröffnung sie auch gleich mitwirken soll – gegen Gage natürlich. In dem Shopping Centre hat der junge Modeschöpfer Eric Way einen Shop, der mit „profilierten Prominenten wie Cherie Blair, Shirley Bassey und Ivana Trump“ als Kunden wirbt.

Cherie Blair hat auch ein Buch geschrieben – über das Leben der Ehegatten in der Downing Street. Das Honorar war eher bescheiden, aber eine Talk- und Lesereise nach Australien brachte ihr 200000 Dollar ein. Der Titel des Buches, „The Goldfish Bowl“, beklagt den Zustand, in dem Ehegatten von Premierministern wie Goldfische in ihrem Glasbecken schwimmen müssen – ständig von der Öffentlichkeit unter die kritische Lupe genommen …

Andererseits ließ sich Cherie trotzdem für das Frauenmagazin „Marie Claire“ im premierministerlichen Schlafzimmer fotografieren, wo sie auf dem Ehebett saß und sich die Lippen schminkte.

Kein Wunder, dass die Briten diese Aktivitäten zunehmend feindselig verfolgen. Als die BBC kürzlich fragte, wer am dringendsten des Landes verwiesen werden sollte, kam sie auf den ersten Platz. Auf Platz zwei folgte der islamische Terrorprediger Abu Hamza. Cherie büßt nun dafür, dass sie die Grenzen zwischen der würdigen Rolle der Frau des Regierungschefs (First Lady zu sagen, verbietet die Achtung vor der Queen) und einer modernen „Celebrity“ eigenhändig verwischt hat.

Im einen Moment wirbt Cherie für die Olympiade, im anderen muss sie sich wegen ihrer breiten Hüften kritisieren lassen. Die Opposition fragte im Parlament an, ob Cherie eigentlich ihre Position zum Geldverdienen ausnutzen dürfe. Frauen amerikanischer Präsidenten müssten schließlich auch alle Honorare aus Nebenaktivitäten an wohltätige Organisationen spenden.

Psychologen verweisen auf Cheries vaterlose Kindheit in schwierigen finanziellen Verhältnissen. Schauspielervater Tony Booth verließ Cheries Mutter, als sie zwei Jahre alt war. Von starken Frauen umgeben, sei sie geradezu darauf programmiert, fast zwanghaft die Überfrau und Pennyfuchserin zu spielen.

Richtig wütend wurde die Presse, als Cherie sich auf Denis Thatcher berief. Der Ehegatte der eisernen Lady habe ja auch andere Rollen gehabt und sei nie kritisiert worden. Doch das hätte sie besser wissen müssen. Sofort wurde sie daran erinnert, dass Denis Thatcher, Geschäftsmann und Millionär, nur um nicht aufzufallen, seinen geliebten Rolls Royce in einen Ford Cortina umtauschte, als er in die Downing Street einzog. Dann sprach er zehn Jahre lang nicht mehr in der Öffentlichkeit. Sein Motto lautete: „Ein Wal wird nur erlegt, wenn er bläst“.

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