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Panorama: "Limonadenbons" sollen Ökoabgabe auf Mallorca versüßen

Seit dem 1. Mai müssen Urlauber auf Mallorca die umstrittene "Ökoabgabe" bezahlen - theoretisch wenigstens.

Seit dem 1. Mai müssen Urlauber auf Mallorca die umstrittene "Ökoabgabe" bezahlen - theoretisch wenigstens. In der Praxis herrscht in der Branche und bei Urlaubern immer noch große Verwirrung über die neue Steuer. Einige Reiseunternehmen kündigten an, die Kurtaxe für ihre Kunden übernehmen zu wollen. Andere vereinbarten mit den Hoteliers, die Reisenden mit Gutscheinen etwa für Gratisgetränke zu entschädigen. Deswegen hat das Volk auf den Balearischen Inseln die "Ökoabgabe" nun flugs umgetauft in "Limonadenbon" - das klingt besser. Die Taxe beträgt im Durchschnitt ein Euro pro Urlaubstag und Kopf.

Reisebüros und Tourveranstalter empfehlen all jenen Balearen-Urlaubern, die vom ersten Mai an doch zur Kasse gebeten und von den Hotels zum Ausgleich keinen Bon für hausinterne Serviceleistungen bekommen, eine Quittung zu verlangen. "Mit Hilfe dieses Belegs", informiert etwa der deutsche Reisebüroverband, "können Rückforderungsansprüche geltend gemacht werden, falls das Ecotasa-Gesetz für unzulässig erklärt wird." Die mallorquinische Hotelbranche wie auch die konservative spanische Zentralregierung versuchen, über das Verfassungsgericht die Steuer zu kippen. Eine Entscheidung kann aber Jahre dauern.

Mit der indirekten Steuererstattung durch das Hotel in Form von Wertgutscheinen treten die Urlauber freilich das Recht auf eine eventuelle Rückforderung an das Hotel ab und bevollmächtigen den Betrieb, in seinem Namen gegen das Steuergesetz zu klagen. Wer eine entsprechende Erklärung nicht unterschreiben möchte, bekommt halt keine "Limonadenbons". Der Widerstand der Hoteliers und Reiseveranstalter hatte die bereits vor zwei Jahren angekündigte Erholungsabgabe immer wieder verzögert. Nach Meinung der Urlaubsbranche ist die Steuer verfassungswidrig, weil die Hotelpreise bereits durch die Mehrwertsteuer fiskalisch belastet werden. Zudem wird ein weiterer Einbruch des Tourismusgeschäftes erwartet.

Der sozialistische Balearenpräsident Francesc Antich verteidigt die "Ecotasa" hingegen als Beitrag, um die vier Baleareninseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera vor dem Kollaps durch den Massentourismus zu retten. Im Gespräch mit dieser Zeitung nannte er die Abgabe "einen symbolischen Betrag, welcher der Wiedergewinnung der Umwelt gewidmet ist". Antich: "Ich glaube nicht, dass deswegen irgendein Tourist sein Reiseziel ändern wird." Die Steuersätze bewegen sich zwischen 0,5 Euro pro Nacht und Kopf in Ein- und Zwei-Sterne-Hotels und zwei Euro in Luxushotels. In den Drei- und Vier-Sterne-Häusern, in denen die meisten Urlauber absteigen, wird ein Euro fällig. Für Kinder bis 12 Jahre muß nicht gezahlt werden.

Die Balearenregierung rechnet mit jährlichen Steuereinnahmen von rund 60 Millionen Euro, die für die Verbesserung der Insel- und Tourismusinfrastrukturen verwendet werden sollen. Dazu zählen etwa laut Steuergesetz der Ausbau von Straßen, Parkplätzen, öffentlicher Transport, Trinkwasser- und Abwassernetz, Stadtsanierung, Anlage von Naturparks und Grünanlagen und auch die Wiederbelebung der Landwirtschaft.

Ralph Schulze

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