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Panorama: „Majestät, wir danken für Eure Hingabe“

Von Matthias Thibaut, London Viele waren gleich über Nacht geblieben und hatten an der Mall, Londons kurzer Prachtstraße, kampiert, während die Fernsehschirme vom großen Popkonzert abgebaut wurden. „So etwas kann man sich doch nicht entgehen lassen“, sagte Louise Best, eine Rentnerin, die mit ihrer Freundin aus Luton angereist war.

Von Matthias Thibaut, London

Viele waren gleich über Nacht geblieben und hatten an der Mall, Londons kurzer Prachtstraße, kampiert, während die Fernsehschirme vom großen Popkonzert abgebaut wurden. „So etwas kann man sich doch nicht entgehen lassen“, sagte Louise Best, eine Rentnerin, die mit ihrer Freundin aus Luton angereist war. Die beiden trugen Diademkrönchen in den blaugetönten Haaren und Papierfähnchen. „Wir lieben unsere Queen“ riefen sie noch, dann wurden sie im Gedränge weitergeschoben.

Mehr als 700 000 jubelnde Briten aller Generationen waren in London gestern noch einmal auf den Beinen, um die Kutschenprozession zum Dankgottesdienst und den Karneval mit Musik und Tanz am Nachmittag anzuschauen. Zum 50. Thronjubiläum der Königing leuchtete die ganze Stadt blau-weiß-rot in den Farben des Union Jack. Ob die Menschen aus Spaß oder aus monarchischer Gesinnung gekommen waren, kümmerte aber niemanden. Wenn gefeiert wird, geht das eine nahtlos ins andere über.

Pünktlich um 10 Uhr 43 verließ die Kutsche den Buckingham Palace. 41 Böllerschüsse dröhnten durch die warme Sommerluft. Ein langer Tag voll offizieller Mühsal lag da noch vor der 76-jährigen Monarchin. Er sollte erst am Abend enden, mit dem Auftritt der Familie auf dem Grußbalkon des Buckingham Palace und mit einer Flugparade über London. Jeder Schritt und jedes Wort war vorher geplant, geprobt und ausgemessen worden – sogar die Zeit, die die Königin an der Grenze zur historischen City warten musste, bis der Lord Mayor, dessen Herrschaft hier gilt, ihrer Kutsche die Weiterfahrt erlaubte – durch die zeremonielle Überreichung eines perlenbesetzten Degens.

Goldene Kutsche, himmelblaue Queen

Die Prozessionskutsche sah herrlich aus, so goldverschnörkelt, mit der himmelblauen Königin darin. Trotzdem dürfte es keine besonders angenehme Fahrt gewesen sein. Immerhin ist das Gefährt 250 Jahre alt und hängt an Lederriemen. Deshalb schwankt es in alle Richtungen. Es war erst das dritte Mal in ihrer Karriere, dass Elizabeth II. und ihr Gatte, Phillip Duke of Edinburgh, das Vier-Tonnen-Ungetüm aus geschnitztem Holz bestiegen hatten – bei der Krönung 1953, beim Silberjubiläum 1977 und am Dienstag. Diesmal also eine 30-minütige Fahrt zur St.-Pauls-Kathedrale, wo der Erzbischof von Canterbury den Gottesdienst hielt.

Hier war die Königsfamilie mit 47 Mitgliedern nahezu vollständig anwesend. In seiner Predigt verglich der Erzbischof die Queen mit ihrer Vorgängerin Elizabeth I., die einen langen Kampf gegen das damals viel mächtigere Spanien durchgestanden hatte. Er hob die „Standfestigkeit“ und das „Pflichtbewusstsein“ der Königin hervor. „Hier und jetzt danken wir Ihrer Majestät für Ihre Aufopferung und Hingabe", sagte Carey. „Im Gegenzug bieten wir unseren Respekt, unsere Bewunderung und unsere Liebe an." Am Ende sangen alle „God Save The Queen“.

Nach dem Dankgottesdienst wurde die die Königin unter Glockengeläut und Hochrufen zum Staats-Bentley geführt. Er ist die erste neue Staatskarosse seit 25 Jahren und soll über eine halbe Million Pfund gekostet haben. Sonst war aber Sparsamkeit, besser: Volksnähe angesagt. Statt in einer Flotte von Rolls Royces fuhren die weniger wichtigen Royals im Omnibus .

Teil Zwei der Feiern wickelten die Briten dann mit gewohnt militärischer Präzision ab. Mühelos wechselte man von der Spontaneität des Rockpalast-Konzerts zu hundert Jahre geübtem Pomp und Zeremoniell und am Nachmittag mit der Karnevalsparade wieder zurück ins multi-ethnische Großbritannien der Gegenwart.

Nach dem Festgottesdienst nahm die Königin in der Guildhall, dem Zunfthaus der Londoner City, Huldigungsadressen entgegen. Unter dem traditionellen rhythmischen Klatschen der Honoratioren zogen die Royals ein, dann gab’s Fanfarenstöße, Sancerre, Spargel und Lachs. Labourpremier Blair, inzwischen überzeugter Monarchist, dankte in seiner Ansprache aber nicht nur der Queen: „Wir haben Glück“, sagte er, „dass wir in Prinz Charles einen so guten Erben haben".

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