Malaysia Airlines, Flug MH370: Erste Wrackteile im Indischen Ozean geborgen?

Auf der Suche nach Trümmern des seit drei Wochen verschwundenen Malaysia-Airlines-Flugzeugs haben Schiffsteams im Indischen Ozean erstmals Treibgut aus dem Meer geborgen. Ob die Objekte aber tatsächlich zu Flug MH370 gehören, war am Samstag noch völlig unklar. „Bislang sind keine Objekte geborgen worden, die eindeutig Flug MH370 zugeordnet wurden“, teilte die australische Behörde für Seesicherheit (Amsa) mit. Das Material muss untersucht werden, die Schiffe sind aber drei Tagereisen vom nächsten Hafen an der australischen Westküste entfernt.

Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein traf hinter verschlossenen Türen mit Familien der 239 Flugzeuginsassen zusammen. Sie quälen sich seit dem 8. März mit der Frage, was ihre Angehörigen an Bord in den letzten Stunden des langen Irrflugs wohl erlebt haben.

„Egal, wie unwahrscheinlich es ist, wir geben die Hoffnung nicht auf

Alle Ermittlungen, warum die Maschine vom Kurs abwich, warum die Kommunikationssysteme ausfielen und warum sie noch sieben bis acht Stunden über den Indischen Ozean flog, sind bislang ins Leere gelaufen. Aufschluss kann nur die Blackbox geben, die technische Daten und Gespräche im Cockpit aufzeichnet. Sie liegt aber nach den Ermittlungen am Meeresgrund. Die Suche könnte lange dauern. „Wir sollten die Schwierigkeit dieser Aufgabe nicht unterschätzen“, sagte Australiens Regierungschef Tony Abbott in Perth. „Wir versuchen, kleine Trümmerteile in einem riesigen Ozean zu finden.“ Acht Flugzeuge flogen am Samstag ein Gebiet von 252 000 Quadratkilometern ab. Die Crews sahen Material, aber auch da war eine eindeutige Identifizierung zunächst nicht möglich, wie Amsa berichtete. Das Suchgebiet war nach neuen Analysen zum möglichen Absturzort am Freitag nach Nordosten verlegt worden, in eine Region rund 1700 Kilometer westlich von Perth. Das Gebiet ist schneller zu erreichen als das vorherige Suchgebiet. Damit haben die Suchflugzeuge mehr Treibstoff und können länger suchen. Hishammuddin versprach den Angehörigen nach eigenen Angaben, weder die Suche nach dem Wrack noch nach Überlebenden aufzugeben. „Egal, wie unwahrscheinlich es ist, wir geben die Hoffnung nicht auf, wir beten, und wir suchen weiter nach Überlebenden“, sagte er. Flug MH370 war am 8. März nach Mitternacht (Ortszeit) in Kuala Lumpur gestartet und nie an seinem Zielflughafen Peking angekommen. Die Ermittler berichteten zunächst, alles deute darauf hin, dass die Kommunikationssysteme an Bord absichtlich abgestellt worden. Sie präzisierten später, dass auch die Möglichkeit eines technischen Fehlers an Bord nicht ausgeschlossen werde. Nach der Analyse von Satellitendaten ist sicher, dass die Maschine noch stundenlang Richtung Süden flog. Über dem jetzigen Suchgebiet rund 1700 Kilometer westlich von Perth müsste ihr der Treibstoff ausgegangen sein.

Der Treibstoff von Flug MH370 war schneller verbraucht als vermutet

Die Suche nach der seit dem 8. März mit 329 Insassen vermissten Boeing 777 wird immer mehr zu einem Puzzle für See-, Luftfahrt- und Satellitenexperten. Am Freitag wurde das Suchgebiet nach neuesten Berechnungen verlegt, erneut entdeckte eine Flugzeugbesatzung verdächtige Gegenstände, die man per Schiff aufzuspüren versucht.

Wie der Chef des australischen Transportsicherheitsbüros, Martin Dolan, am Freitag mitteilte, hat die weitere Analyse der bis zur Straße von Malakka vorhandenen Radardaten ergeben, dass die Boeing offenbar schneller geflogen ist, als bisher angenommen wurde und deshalb mehr Treibstoff pro Flugstunde verbraucht hat als vermutet. Deshalb hat man bisher offenbar zu weit südlich nach Überresten der Maschine gesucht. Daraufhin wurde ein neues, rund 319 000 Quadratkilometer großes Suchgebiet rund 1100 Kilometer nordöstlich des bisher vermuteten Absturzbereiches festgelegt. Es liegt rund 1850 Kilometer westlich der australischen Stadt Perth.

Malaysia Arlines und Boeing droht eine Millionenklage

Aufgrund der Strömung könnte das neue Suchgebiet durchaus noch zu den Satellitenaufnahmen vom vergangenen Wochenende passen, auf denen mögliche Trümmerfelder zu erkennen sind.

Indessen droht Malaysia Airlines und dem Flugzeughersteller Boeing eine Millionenklage. Sie wird von der auf die Vertretung der Hinterbliebenen der Opfer von Flugzeugkatastrophen spezialisierten Chicagoer Anwaltskanzlei Ribbeck Law Chartered betrieben. Sie vertritt nach eigenen Angaben eine zunehmende Zahl von Angehörigen der Passagiere des Fluges MH370. (Mit dpa)