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Panorama: Mallorca: Vom Billigstrand zur Trauminsel für Reiche

Adios, schöner Traum von einer eigenen Ferienwohnung oder gar einem Häuschen mit Meerblick auf Mallorca. Die Immobilienpreise auf Europas beliebtester Urlaubsoase sind in solch Schwindel erregende Höhen gestiegen, dass der Normalbürger sich ein Eigenheim auf der spanischen Baleareninsel nicht mehr leisten kann.

Adios, schöner Traum von einer eigenen Ferienwohnung oder gar einem Häuschen mit Meerblick auf Mallorca. Die Immobilienpreise auf Europas beliebtester Urlaubsoase sind in solch Schwindel erregende Höhen gestiegen, dass der Normalbürger sich ein Eigenheim auf der spanischen Baleareninsel nicht mehr leisten kann. Unter 500 000 Mark ist heutzutage kaum ein Appartement mit schöner Aussicht zu haben. Viel zu viel für den europäischen Durchschnitts-Interessenten und das sichere Aus für die "Ballermänner" unter den Käufern. "Mallorca wird zur Insel der Reichen", urteilt die Lokalpresse. Denn während das Immobilien-Geschäft mit den Mittelständlern stagniert, boomt der Verkauf von Luxusobjekten mit Millionenwert wie nie zuvor.

Mehr als eine Million Deutsche haben mittelfristig die Absicht, im Ausland eine Immobilie zu erwerben, ergab die Untersuchung einer Bausparkasse. Und die meisten davon träumen von der Sonneninsel Mallorca. Doch diese Seifenblase dürfte für die Mehrheit inzwischen geplatzt sein. Denn nur 12 Prozent der Interessenten sind bereit oder in der Lage mehr als 300 000 Mark auszugeben - heutzutage das Minimum für ein Mallorca-Objekt in zweitklassiger Lage. Nur zwei Prozent können sich noch jene halbe Million Mark leisten, die inzwischen mindestens für eine Wohnung am Meer verlangt werden. Die Makler auf der Insel bekommen dies empfindlich zu spüren. Das Geschäft im unteren Marktsegment ist eingebrochen, etliche kleine Makleragenturen auf der Insel mussten dichtmachen.

"Von einer Immobilien-Krise auf der Insel kann jedoch keine Rede sein", beschreibt der Sprecher eines großen Grundstückshändlers auf den Balearen die Stimmung. Auch Matthias Kühn, prominentester Immobilien-Jongleur auf den Inseln, glaubt, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Der Umsatz seiner Agentur habe in den ersten neun Monaten des Jahres um 28 Prozent zugelegt. Doch Kühn bestätigt, dass der Trend eindeutig zum Luxus geht. Und die Preise würden noch weiter steigen. In manchen besonders schönen Ecken des Eilands werden heute schon mehr als 20 000 Mark pro Quadratmeter Boden verlangt - und gezahlt. Das macht für schlappe hundert Quadratmeter dann schon zwei Millionen Mark, nur für den Boden.

Auch das Profil der ausländischen Immobilienkäufer hat sich gewandelt. Es sind weniger die Rentner oder Frühpensionäre, die ihren Lebensabend unter der spanischen Sonne verbringen wollen. "Jetzt kommen die 35- bis 45-Jährigen, die gut verdienen, eine dicke Erbschaft machten oder Börsengewinne investieren wollen", heißt es in der Immobilienszene. Junge Manager, Unternehmer, jede Menge erfolgreiche Menschen aus kreativen Branchen sowie Hunderte Spitzensportler kommen auf die Insel, um hier ihre Wochenenden zu verbringen und wieder aufzutanken. Claudia Schiffer, Boris Becker und die Formel-1-Brüder Ralf und Michael Schumacher sind nur einige dieser VIPs.

Die Deutschen machen immer noch die Mehrheit, und zwar knapp 50 Prozent, der Kunden unter den Wohnungs- und Finca-Käufern aus. Aber das Interesse der Germanen an der Modeinsel Mallorca lässt nach. Das deckt sich übrigens mit den Tendenzen im Tourismusgeschäft. In Deutschland sind die Mallorca-Urlaubsbuchungen erstmals zurückgegangen. Vermutlich wegen der stark gestiegenen Hotelpreise und der Hiobsnachrichten über Wassermangel, Urlaubssteuer und Deutschenfeindlichkeit. "Unser Erwartungen wurden nicht erfüllt", heißt es vorsichtig in der Reisebranche - exakte Zahlen wagt niemand zu geben.

Ralph Schulze

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