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Eine verletzte Person wird auf einer Trage am 04.09.2015 in Handeloh (Niedersachsen) von Sanitätern zu einem Rettungsfahrzeug gefahren. Nach einer Massenvergiftung mit 29 Verletzten hat die Polizei die Strafverfahren gegen die Beteiligten eingeleitet. Sie werden beschuldigt, Halluzinogene eingenommen zu haben, sich selbst verletzt und somit einen Großrettungseinsatz verursacht zu haben.

© dpa

Massenrausch Heilpraktikerseminar in Niedersachsen: Therapeuten auf Drogen: Seminarleiter im Visier der Staatsanwaltschaft

Teilnehmer eines Heilpraktikertreffens wälzen sich schreiend auf dem Boden, werden bewusstlos, geraten in Lebensgefahr. Gegen die Leiter wird nun wegen Drogenmissbrauchs ermittelt. Zu einem möglichen Sekten-Hintergrund möchte die Staatsanwaltschaft nichts sagen.

Therapeuten auf Droge: Nach dem gefährlichen Massenrausch bei einem Heilpraktikerseminar im niedersächsischen Handeloh konzentrieren sich die Ermittlungen wegen Drogenmissbrauchs auf die beiden Organisatoren und zwei Helfer. Gegen die übrigen 25 Teilnehmer seien die Ermittlungsverfahren eingestellt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Stade am Dienstag mit. Diese hätten die Droge nur zum sofortigen Konsum entgegengenommen, was nicht strafbar sei. In zwei sichergestellten Kapseln sei die verbotene Psychodroge 2C-E nachgewiesen worden.

Bei Wohnungsdurchsuchungen im Landkreis Harburg und im Raum Aachen sei weiteres Beweismaterial sichergestellt worden. Mehr als 160 Rettungskräfte waren nach dem Vorfall Anfang September im Einsatz. Die Teilnehmer des Seminars wurden mit Wahnvorstellungen, Krämpfen, Luftnot und Herzrasen in verschiedene Krankenhäuser der Region gebracht. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich bei den Organisatoren um eine Heilpraktikerin und einen Psychologen aus der Region Aachen. Der Psychologe soll nach Medienberichten ein enger Vertrauter des Schweizer Therapeuten Samuel Widmer sein. Widmers „Kirschblütengemeinschaft“ wird von der Evangelischen Kirche als „problematisch“ eingestuft, Kritiker nennen sie eine Sekte.

Mehrere Zeitungen in der Schweiz und Deutschland hatten über einen möglichen Zusammenhang mit der von Widmer ebenfalls praktizierten Psycholyse berichtet, bei der mit Hilfe von Drogen eine Art Bewusstseinserweiterung erreicht werden soll. Eine Sprecherin der Kirschblütengemeinschaft war kurzfristig am Dienstag nicht erreichbar. Auf der Internetseite der Gemeinschaft wird im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Handeloh von einem „Rufmord“-Risiko gesprochen. „Obwohl uns noch gar nicht bekannt ist, wer die betroffenen Personen in Handeloh sind, wird ein Schüler von Samuel Widmer darunter vermutet“, heißt es dort. „Zu einem möglichen Sektenhintergrund und Verbindungen zu einem Schweizer Guru möchten wir uns nicht äußern“, sagte Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas in Stade. „Das ist nicht Gegenstand der Ermittlungen.“ (dpa)

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