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Einfach mal ausmachen.

© Jens Kalaene/ZB/dpa

Matthies meint: Alle mal in den Flugmodus

Unser Kolumnist hat eine Idee, wie der Mensch sich durch den Irrsinn des Alltags besser durchwursteln kann. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Verflucht schwer, Gelassenheit noch als Tugend zu bewahren. Zwischen den Erregungsgewittern von Fa und Antifa bleibt immer weniger Platz für eigenes, abgewogenes Beobachten und Nachdenken, ah, Moment, mein Handy vibriert gerade, nein, verdammt, ich will meinen neuen Rasenmäher jetzt nicht bewerten, ich will ihn überhaupt nicht bewerten, er mäht. Herrje!

Wo waren wir grad stehen geblieben? Beim Erregtsein. Einer der Gründe dafür ist zweifellos die Existenz digitaler Medien. Mal ganz einfach gesagt: Früher passierte irgendwas, dann sahen wir es Stunden später in der Tagesschau und am nächsten Morgen stand es in der Zeitung. Das war viel Zeit, und zwischen dem, was da passierte, und dem Anfertigen eines Urteils darüber lagen ein paar Glas Wein, mehrere Stunden Schlaf und viel duftender Kaffee. Das war gut fürs Urteil.

Heute, na klar, rauscht uns das alles in Echtzeit durch die Birne, die Schlagzeilen sind scheinbar schon vor dem Ereignis fertig, sogenannte News-Ticker verstecken Nichtwissen hinter haltlosen Spekula... Ach, Moment, nur schnell eine SMS lesen, ach schade, die Ferienwohnung ist schon ausgebucht für nächstes Jahr. Mist.

Schlafgesundheit

Also: haltlose Spekulationen. Es entstehen Echokammern, in denen sich Eindrücke und Gerüchte zu Fake-News verdichten, die später praktisch nicht mehr aus der Welt zu bekommen sind. Was tun? Schalten wir rasch zur Barmer um, der großen Krankenkasse, die ein wenig zum Thema „Schlafgesundheit“ herumgefragt hat und nun meldet, 37 Prozent der Deutschen sähen das sogenannte „Digital Detox“ als wichtiges und wertvolles Thema an; 13 Prozent hätten es bereits selbst in die Tat umgesetzt. Offenbar ist es so, dass der ständige Umgang mit Handy und Internet den Kopf derart herumwirbelt, dass auch der Schlaf leidet. Basis-Ratschläge: In der Freizeit keine beruflichen Mails beantworten, dazu gezielte Pausen einbauen, etwa durch Wechsel in den Flugmodus.

Darin könnte also der Schlüssel zur allgemeinen Beruhigung liegen. Einfach mal das ganze durchgedrehte Land ein paar Tage in den Flugmodus schicken, zum Beispiel vom 1.bis 3. Oktober, und dann nach dem Nationalfeiertag in aller Ruhe nachschauen, was draußen so läuft. Wer macht mit?

Oh, eine SMS. Ja, ich bringe nachher noch einen Kopfsalat mit und sechs Eier, Bio selbstverständlich. Ja doch!

Seufz. Die Detox-Idee wird doch nicht ganz einfach umzusetzen sein.

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