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Bernd Matthies

© Kai-Uwe Heinrich

Matthies meint: Bitte Vorsicht beim Tieretaufen

Ein Affe namens "Obama", das geht gar nicht. Bernd Matthies warnt Zoodirektoren vor allzu freihändiger Benennung - kann sich aber einen bestimmten Politiker als Namensgeber für ein bestimmtes Tier durchaus vorstellen.

Tiere müssen Namen haben, zumindest jene, die uns besonders am Herzen liegen. Rex und Fiffi, Miezmiez und Hansi haben eine alte Tradition auf ihrer Seite, und wir müssen scharf gegen alle Versuche protestieren, diese Tradition durch anthropomorphe Spielereien aufzuweichen. Himmel, wie albern klingt das denn, wenn wir einen sabbernden Boxer auf den Namen „Herr Schröder“ taufen? Wie soll eine Berliner Töle Respekt vor der Halterin gewinnen, wenn die immer nur „Schackeline, vapiss dir!“ brüllt?

Noch komplexer sind die Probleme der Namensgebung in einem großen Zoo. Auch hier will es die Sitte, dass die Insassen Namen haben, zumindest jene, die in der Hierarchie weit oben stehen, Elefanten, Giraffen, Löwen, Bären. Knut und Knautschke sind nur zwei populäre Beispiele. Umgekehrt scheint es entbehrlich, jedem dahergeschwommenen Biber einen eigenen Namen zu geben, und auch das vietnamesische Hängebauchschwein wird sich in aller Regel damit abfinden müssen, dass der Besucher es „die fette Sau da links hinten“ nennt.

Trotzdem ist der Namensbedarf eines mittelprächtigen deutschen Zoos gewaltig. Alle Tage wird irgendwas geboren, da muss System rein, und der Dresdener Zoo beispielsweise vergibt in diesem Jahr nur Namen mit „O“. Das läuft nicht wie bei der Autotaufe, wo teure Agenturen alles kreuz und quer checken, bis dann Namen wie „Qashqai“ oder „Eos“ herauskommen, sondern eher freihändig. So kam es, dass die Dresdener im März voll Vorfreude auf den Besuch des US-Präsidenten einem kleinen Mandrill – also einem Affen – den Namen „Obama“ gaben.

Ja, das geht nicht, das geht sogar überhaupt nicht, selbst wenn wir unterstellen, dass das nichts als eine wohlmeinende, ziemlich tölpelhafte Ehrung war. Wie wir einem Bericht des englischsprachigen Internetmagazins „The Local“ entnehmen, ist es der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ immerhin mit etwas Mühe gelungen, den zunächst harthörigen Zoodirektor umzustimmen. Nun heißt der Affe unverfänglich „Okeke“, na bitte.

Also Vorsicht, Zoodirektoren, da kann viel diplomatisches Porzellan zerschlagen werden. Bitte kein Nashorn „Gordon“ nennen, keine Schlange „Sarkozy“ – und „Angela“ ist komplett tabu. Andererseits: Wenn irgendwo ein besonders tumber Gockel herumkräht, dann wäre „Silvio“ doch kein schlechter Name, oder?

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