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Panorama: Medizin: Ärzte behandeln Frauen nachlässiger

Frauen werden nach Ansicht des Deutschen Ärztinnenbundes von Medizinern nachlässiger behandelt als Männer. "Während Frauen oft als hysterisch abgeurteilt werden, nimmt man die Beschwerden der Männer ernster", sagte die Vorsitzende der Organisation, Astrid Bühren, am Freitag am Rande einer Tagung in Hannover.

Frauen werden nach Ansicht des Deutschen Ärztinnenbundes von Medizinern nachlässiger behandelt als Männer. "Während Frauen oft als hysterisch abgeurteilt werden, nimmt man die Beschwerden der Männer ernster", sagte die Vorsitzende der Organisation, Astrid Bühren, am Freitag am Rande einer Tagung in Hannover. Dies geschehe jedoch meist unbewusst auf Grund der verankerten traditionellen, archaischen Strukturen. Männer bekämen zudem häufiger teurere innovative Präparate verordnet.

Als weiteren Missstand nannte die Ärztin, dass bei Männern häufig ein längerer Wiederbelebungsversuch vorgenommen werde als bei Frauen. Männliche Ärzte reagierten zudem aufmerksamer auf die Krankheitsschilderungen von Männern als auf die vom weiblichen Geschlecht. Dadurch komme es zeitweilig zu Fehldiagnosen. "Frauen bekommen gleich Beruhigungstabletten verschrieben, ohne dass ihnen die Wirkung näher erläutert wird", sagte Bühren. So gerieten Frauen häufiger in Medikamentenabhängigkeit. Frauen brauchen Bühren zufolge besonders in Pubertät und darauf folgenden Jahren eine andere Diagnostik und Behandlung als Männer. So herrschten bei Frauen größere hormonelle Unterschiede zwischen den Altersgruppen vor. Schuld an der Ungleichbehandlung der beiden Geschlechter ist nach Angaben der Expertin auch die ungerechte Besetzung von medizinischen Führungspositionen mit Frauen. So gebe es nur vereinzelt weibliche Lehrstuhlinhaberinnen und Chefärztinnen. "Wenn qualifizierte Frauen auch in höheren Hierarchieebenen ihre wissenschaftliche Karriere fortsetzen können, werden frauenspezifische Aspekte in der Gesundheitsforschung automatisch stärker berücksichtigt", führte Bühren weiter aus. Das deutsche Hochschulsystem sei noch immer hierarchisch-patriarchalisch ausgeprägt. Dies blockiere nicht nur junge Wissenschaftlerinnen, sondern schade auch Patientinnen. In Hannover findet bis zum heutigen Sonntag der 27. Wissenschaftliche Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes statt.

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