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Ein Mann raucht eine E-Zigarette.

© Felix Zahn/dpa

Mehr als 100 Lungenerkrankungen: Erster US-Bundesstaat verbietet E-Zigaretten

In den USA sind nach Gebrauch von E-Zigaretten Lungenerkrankungen aufgetreten. Massachusetts ergreift erste Maßnahmen – in Deutschland beginnt die Debatte erst.

Als erster US-Bundesstaat hat Massachusetts den Verkauf von E-Zigaretten vorerst vollständig verboten. Gouverneur Charlie Baker sagte am Dienstag, das Verbot in dem Bundesstaat im Nordosten der USA gelte bis zum 25. Januar. Der Gouverneur sprach von einem Gesundheitsnotstand, nachdem in den USA hunderte Menschen nach dem Konsum von E-Zigaretten Lungenerkrankungen erlitten.

Gouverneur spricht von Gesundheitsnotstand

Jetzt solle geprüft werden, was die Menschen krank mache und wie solche Produkte besser reguliert werden könnten, um die Gesundheit der Menschen zu schützen, sagte Baker. Massachusetts ist der erste US-Bundesstaat, der alle E-Zigaretten verbietet. Die Bundesstaaten Michigan und New York hatten kürzlich bereits ein Verbot von aromatisierten E-Zigaretten verhängt. Elektrozigaretten mit süßlichen oder nach Menthol schmeckenden Zusatzstoffen sind besonders bei jungen Leuten sehr beliebt.

In den vergangenen Wochen sind in den USA hunderte Menschen nach dem Konsum von E-Zigaretten erkrankt. Mehrere Patienten starben. Bislang ist unklar, was zu den Lungenerkrankungen führt.

Die Gesundheitsbehörden waren im Juli erstmals auf eine Häufung von Fällen schwerer Lungenerkrankungen bei Nutzern von E-Zigaretten aufmerksam geworden. Die Betroffenen leiden unter Symptomen wie starken Atemproblemen und Brustschmerz, viele müssen künstlich beatmet werden. Die US-Regierung hat ein landesweites Verbot von E-Zigaretten mit Aromastoffen angekündigt.

Elektrische Zigaretten, bei denen nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft wird, haben in den USA und in vielen anderen Ländern in den vergangenen Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. Die Behörden sehen den Trend mit Sorge, zumal bislang wenig über die gesundheitlichen Gefahren bekannt ist. Befürworter der E-Zigarette argumentieren, sie sei deutlich weniger gesundheitsschädlich als herkömmliche Zigaretten und könne Rauchern dabei helfen, von der Tabaksucht loszukommen.

In Deutschland drängt die Union auf strengere Regeln für nikotinfreie Elektro-Zigaretten. „Der Maßstab muss Klarheit und Wahrheit sein“, sagte Fraktionsvize Gitta Connemann (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Wer auf Nikotin verzichte, sei bisher ungeschützter. „Das ist absurd.“ Daher gehörten in einem Verbraucher- und Jugendschutzpaket auch Inhaltsstoffe nikotinfreier Liquids geregelt. „Gesundheitsbotschaften und E-Zigaretten gehören nicht zusammen“, betonte Connemann außerdem mit Blick auf die Werbung.

Lücke im Markt wird zusehends ausgenutzt

Hintergrund ist laut Union, dass für nikotinfreie E-Zigaretten und aromatisierte Flüssigkeiten (Liquids) bisher nur weniger strenge Regeln des Lebensmittelrechts gelten. Nicht für sie anwendbar ist demnach die tabakrechtliche Vorgabe, dass alle Inhaltsstoffe in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils auf der Packung stehen müssen. Dies gelte auch für eine per Verordnung festgelegte Liste mit verbotenen Zusatzstoffen. Diese Lücke werde im Markt aber zusehends ausgenutzt, indem Händler unregulierte Liquids zusammen mit Nikotin-Shots zum Selbermischen anbieten.

Mit Blick auf schwere Lungenerkrankungen und Todesfälle in den USA, die mit „Dampfen“ von E-Zigaretten zusammenhängen sollen, sagte Connemann: „Dort regiert in Sachen E-Zigaretten der Wilde Westen.“ Für Panik bestehe hierzulande wegen strengerer Regeln kein Anlass.

Rauchen sei zwar um ein Vielfaches schädlicher als Dampfen. „Weniger schädlich bedeutet aber nicht harmlos“, betonte die CDU-Politikerin. „Nikotin, Propylenglykol und Co. machen nicht gesund.“ Die Folgen seien nebulös, Langzeitstudien fehlten. Und es gebe bisher Schlupflöcher: „Welcher Dampfer weiß schon, dass nur Nikotinprodukte wirklich reguliert sind?“ (AFP, dpa)

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